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Altlandsberg: Erst Sieg mit Mandelkow-Toren, dann Jubel über EM-Helden

02.02.2016
02.02.2016 · 3. Liga, Frauen 3. Liga, Staffel Ost · Von: pm verein

Altlandsberg: Erst Sieg mit Mandelkow-Toren, dann Jubel über EM-Helden

Es war ein Favoritensieg. Aber ein sehr schwer erkämpfter. Die Damen des MTV Altlandsberg gewannen bei UNION 92 Halle mit 26:23 (14:19). Und der Spitzenreiter musste auf dem Weg zu diesem Erfolg beim Tabellenletzten Rückstände von 10:16 und 11:17 aufholen. Wie er das dann aber machte, das nötigt durchaus Respekt ab.

„Der Verlauf der zweiten Halbzeit, als wir nur noch vier Gegentore kassierten, spricht für die Moral der Mannschaft“, sagte dann auch mit einem gewissen Stolz Altlandsbergs Team-Manager Wolfram Eschenbach. Denn, die Voraussetzungen und die Umstände dieser Partie waren für die Grün-Weißen alles andere als goldig.

„Einige von uns kränkelten mit grippalen Infekten. Vor allen Lucyna Trzczak und Viktóroria Várkonyi“, verriet MTV-Trainer Fabian Lüdke. „Und als dann Sophie Lütke nach einem Foul auf den Ellenbogen stürzte und vor der Pause mit großen Schmerzen für längere Zeit vom Feld musste, wurde die Sache durchaus kritisch“, so Wolfram Eschenbach.

Dabei war der MTV mit 5:3- und 6:4-Führungen und mit guten Paraden von Jenny Haß durchaus respektabel gestartet. „Schon da, aber auch später, waren die einfachen Tore von Manja Berger sehr wichtig“, freute sich Altlandsbergs Coach Fabian Lüdke. Doch was so schön begann, drohte zum Debakel auszuarten. Die Gastgeberinnen, nach ihrem 31:26-Sieg bei der Leipziger Bundesliga-Reserve in der Woche zuvor sehr selbstbewusst, drehten auf. Fast jeder Wurf von den Halbpositionen war ein Treffer. In der MTV-Abwehr wurde dagegen geschludert. Schlimmer noch! Deckungsspiel, wie wir es in den vergangenen Tagen bei der EM in Polen so eindrucksvoll sahen, fand praktisch nicht statt. Und im Angriff gab es immer wieder Fehler und leichtsinnig vergebene Chancen.

Die Folge: Gastgeber Halle mit der besten Werferin Katrin Thiede (8/3 Tore) glich beim 6:6 in der 12. Minute aus und zog dann Treffer für Treffer davon. Bis hin zu den schon erwähnten Sechs-Tore-Führungen des UNION-Teams in der 26. und 27. Minute.

Schon alles vorbei für Altlandsbergs Damen? Nein! Da kam aus der Kabine ein ganz anderer MTV zurück und begann eine gnadenlose Aufholjagd. Kapitän Sophie Lütke mischte trotz ihrer Verletzung wieder mit und setzte mit ihrem Treffer zum 15:19 aus MTV-Sicht unmittelbar nach der Pause gleich das richtige Signal. Und dann krachte es immer wieder. 16:19, 17:19 – aber der Durchbruch war das noch nicht. Noch wehrten sich die Hallenserinnen. Bis zum 18:21 (45.) blieb es arg bedrohlich. Doch dann hagelte es die vorentscheidenden drei MTV-Treffer (Vicky Várkonyi, Linda Mandelkow, Mandy Gramattke) zum Durchbruch – 21:21.

Jetzt flutschte es beim MTV. Jetzt war der Favorit auf Betriebstemperatur – und zwar nicht nur wegen der Grippevieren. Wie legten die Trainer und die Mannschaft den Hebel um? „Ich habe in der Halbzeit die Deckung taktisch etwas umgestellt“, so Fabian Lüdke, „und dann sahen wir unsere Abwehr, wie wir sie aus der ersten Halbserie kannten. Jetzt wurde leidenschaftlich gekämpft, jetzt wurde gegenseitig ausgeholfen. Das war ganz stark. Und Jennifer Höft zeigte in der zweiten Halbzeit prima Paraden.“

Welch ein geändertes Bild! „Da passte dann vieles“, so der Coach. „Wichtig war auch der von Jenny Haß beim Stand von 23:23 gehaltene Siebenmeter. Und natürlich der Schlusspunkt, den Linda Mandelkow setzte.“

Die gertenschlanke Rückraumspielerin, die ja eigentlich als Abwehrspezi gilt, sorgte mit einem coolen Hattrick für den umjubelten Endstand zum Altlandsberger 26:23-Sieg. Später im Bus gestand Linda, kaum noch Erinnerung an die letzten drei Tore zu haben. Doch der Mediengestalterin, die jetzt in Berlin am Potsdamer Platz in einem Kopie-Shop arbeitet, der für einen Pharma-Konzern tätig ist, konnte durch ein paar mitgereiste Fans geholfen werden. Ein Treffer nach Freiwurf, zwei Schüsse aus der zweiten Reihe. Das war der Sieg und die Verteidigung der Tabellenspitze.

„Da habe ich wohl meine Aufgabe ganz gut gelöst“, strahlte Linda Mandelkow, die insgesamt sechsmal traf. Genauso wie MTV-Linkshänderin Manja Berger. Im Falle von Linda Mandelkow war das besonders beeindruckend, weil sie in der vorigen Woche zwei Tage lang wegen Magenproblemen gar nicht trainieren konnte. Nach der Partie fand sie lobende Worte für die Verliererinnen: „Wir mussten uns gegen die starken Halle-Mädels sehr steigern, um noch zum Erfolg zu kommen. Da hatten dann einige von ihnen Tränchen in den Augen. Das kann ich gut verstehen.“

Doch nach diesen spektakulären 60 Minuten wurde in einem größeren Schulungsraum mit den Gastgeberinnen und deren Fans das EM-Fiale geguckt – und dann der zweite Sieg in Halle bejubelt. „Ich habe mich bei den UNION-Verantwortlichen dafür bedankt, dass sie das möglich gemacht haben“, so Wolfram Eschenbach. Und Fabian Lüdke betonte: „So ein Fest mit fremden Menschen feiern zu können, beweist doch, dass wir eine echte Handball-Familie sind. Ich denke, der Sieg der deutschen Männer wird viele Kids animieren, es auch mal mit unserem tollen Sport zu versuchen. Ich hoffe, dass es nun einen solchen Schub auch mal für den Frauen-Handball gibt.“

Was hat den MTV-Coach an den deutschen Recken besonders beeindruckt? Fabian Lüdke: „Die Leidenschaft in der Abwehr und die Konsequenz, mit der sie ihre Chance wahrgenommen haben.“ Das klappte ja bei Atlandsbergs Damen in Halle ja auch noch.