MTV mit Remis und drei Punkten Vorsprung Herbstmeister
MTV mit Remis und drei Punkten Vorsprung Herbstmeister
MTV Altlandsberg (15:5 Punkte) vor HC Leipzig II und Germania Fritzlar (jeweils (12:8) – wer diese aktuelle Tabellenspitze der 3. Liga Ost 2015/16 am 10. Mai vorausgesagt hätte, der wäre sicherlich als reif für die Klapse erklärt worden. Dieser 10. Mai war der entscheidende Tag der Relegation. Als ein paar wackere Altlandsberger Frauen in Hameln kurz vor dem Abgrund erfolgreich das entscheidende Spiel gegen den Abstieg bestritten. Und jetzt sind sie Herbstmeister.
Klar. Am Mittwochabend – ganz kurz nach dem Triumph in der Landespokal-Endrunde – sollte ein Punktspiel-Sieg über den Frankfurter HC die Krönung dieser denkwürdigen Halbserie sein. Nun wurde es „nur“ ein 23:23 (13:9) gegen den Verein, der mehrfacher DDR- und einmal (2004) Deutscher Meister war. Sollen sich die Damen in Grün deswegen schämen? Natürlich nicht. Ganz im Gegenteil! Es gibt allen Anlass, auf das stolz zu sein, was die Spielerinnen, ihre Trainer und Betreuer, das Management, der Vorstand, die Sponsoren und nicht zuletzt die treuen Fans geleistet haben.
Aber der Verlauf des Landesderbys und sein Endergebnis hat auch etwas Gutes. Es zeigt – die Bäume wachsen auch in Märkisch-Oderland nicht in den Himmel. Und etwaige Träume vom sofortigen Aufstieg in die 2. Liga sollten getrost im stillen Kämmerlein geträumt werden. Da sind sie vorerst gut aufgehoben.
Denn: Wer nicht in der Lage ist, Vorsprünge von 13:6 (25. Minute) und 20:15 (48.) nachhause zu bringen, der ist noch nicht zweitligareif. „Ich ärgere mich darüber, dass gerade erfahrene Spielerinnen in der entscheidende Phase schwerwiegende Fehler gemacht haben“, so MTV-Trainer Fabian Lüdke. „So richtig gut waren von uns heute nur die ersten 20 Minuten der ersten Halbzeit.“
Danach wurde der Rhythmus des Gastgebers entscheidend gestört, weil Frankfurts Kathleen Müller eine Pressdeckung gegen MTV-Kapitän und Torjägerin Sophie Lütke unaufgeregt aber ziemlich effektiv durchzog und weil vorne die FHC-Kolleginnen Sabrina Genilke (8/4 Tore), Michéle Dürrwald (6) und Chantal Batholomé (4) für die notwendigen Treffer sorgten. Beste Werferinnen beim MTV: Annika Fleck (6) und Kristina Domann (5/2).
Als das Endergebnis feststand, war der Jubel bei den Gästen groß. Frankfurts Trainer Dietmar Schmidt, der Olympiasieger von 1980: „In einem Interview vor dem Spiel hatte ich gesagt, dass ein Punkt in Altlandsberg unser Ziel ist. Und genau das hat ja nun geklappt. Die Manndeckung war sicherlich ein guter Schachzug und auch die Abwehr in Zusammenarbeit mit den Torhüterinnen klappte dann besser.“
Apropos Torhüterinnen. Das 17-jährige Top-Talent Yania Silva Alonso, das am Mittwoch unter anderem einen Siebenmeter hielt, lernte ja das Handball-Abc in Altlandsberg. Sie ging dann zum Frankfurter HC. Genauso wie übrigens die drei Rode-Schwestern (Jennifer spielte sogar bei der WM in Dänemark) und wie Lea Guderian.
Und wie schlug sich im Kasten Altlandsbergs 19-jährige Jennifer Höft, die vor gut einem Jahr vom Berliner TSC kam und mit einer Fußverletzung aus dem Final Four plagte? Überwiegend stark, vor allem bei 1:1-Situationen. Über den von Michéle Dürrwald direkt verwandelten Freiwurf zum 23:23-Endstand ärgerte sie sich natürlich sehr. Jennys Kommentar: „Der Ball knallte an die Latte und dann von meinem Kopf ins Tor. Leider stand auch unsere Mauer nicht gut. Da war für eine solche Situation die Sache anders abgesprochen.“
Was soll`s? Daraus wird man lernen. Spätestens bei den lobenden und wärmenden Worten (die Halle war wieder mal kalt) vom Vereinsvorsitzenden André Witkowski hellten sich die leicht finstern Mienen wieder auf. Und als dann im Tagungscafé noch Sponsor Thomas John hübsche Tüten mit Weihnachtsüberraschungen verteilte, war der Abend endgültig gerettet.
MTV: Höft, Haß; Wiechert 1, Lütke 4, K. Domann 5/2, Trzczak 3, Várkonyi 1, Fleck 6, Mandelkow 2, Berger, Kalina 1, Münzer, Günther, Schönfelder.
FHC: Alfonso, Schneider; Groke 2, Dürrwald 6, Kelm 1, Bartholomé 4, Müller 2, Genilke 8/4, Ludewig, Zacharias, Bayram, Förster, Nudri.