dc8848002a3bb45.jpg

„Schermu“ on fire - HSG Hanau feiert Sternstunde gegen Großwallstadt

13.03.2017
13.03.2017 · 3. Liga, Männer 3. Liga, Staffel Ost · Von: pm verein

„Schermu“ on fire - HSG Hanau feiert Sternstunde gegen Großwallstadt

Claus Kaminsky hat ein feines Gespür dafür, wenn wieder einmal Stadtgeschichte geschrieben wird. Und so sendete Hanaus Oberbürgermeister noch am gleichen Abend via Facebook Glückwünsche an die Mannschaft. Wenige Stunden zuvor feierte die HSG Hanau in der 3. Handball-Liga beim 20:14 (10:3)-Erfolg gegen den sechsfachen deutschen Meister und zweifache Europapokalsieger TV Großwallstadt eine Sternstunde des Hanauer Handballs.

Im ersten Pflichtspiel der Vereinsgeschichte vor heimsicher Kulisse gegen den langjährigen Bundesligisten kauften die jungen Hanauer Himmelstürmer dem Gegner um den ehemaligen Nationalspieler Michael Spatz von Beginn an den Scheid ab und ließen bereits zur Pause die 910 Zuschauer in der proppenvollen Main-Kinzig-Halle staunend und ungläubig zurück.

10:3 hieß es zu diesem Zeitpunkt und dem Gegner war in den ersten 30 Minuten neben zwei Siebenmetertoren gerade einmal ein einziges Tor aus dem Spiel heraus gelungen und auch das erst in der 26. Minute (1). Das lag vor allem an einem Mann: Sebastian Schermuly. Es gibt sehr gute Torhüter-Leistungen, dann gibt es Keeper, die einen Sahnetag erwischen und seit dem 12. März 2017 gibt es den „Schermu-Level“.

Wohin der Ball auch kam, der HSG-Keeper war bereits da. Es hatte schon fast etwas Unheimliches wie der Hanauer Kapitän die Bälle magisch anzog. Wer gedacht hätte, dass sich die Gäste nach Pause berappeln würden, sah sich getäuscht. Mit drei gehaltenen Siebenmetern in Folge zog Schermuly den Wallstädtern schnell den Zahn.

„Er hat eine überragende Leistung gezeigt und war der Rückenwind, der uns zum Sieg getrieben hat“, verteilte Trainer Patrick Beer ein Sonderlob. „Vor so einer Kulisse und gegen so einen namenhaften Gegner war das sicher etwas Besonders“, sagte der Hochgelobte, der sich aber vor allem bei seinen „drei Hightower“ Yaron Pillmann, Marc Strohl und Eric Schaeffter bedanken wollte.

Das Hünen-Trio räumte ebenso wie der Rest der Mannschaft in Abwehr über die gesamte Spielzeit mit einer brachialen Konsequenz alles ab, was sich auch nur ansatzweise dem Tor näherte. Damit raubten die Hanauer den Großwallstädtern von Beginn an jeglichen Spielspaß. „Wir haben Einsatz ohne Ende gezeigt und kämpferisch am Maximum gespielt. Wir haben in der Abwehr das stärkste Spiel gemacht, seitdem ich hier Trainer bin“, bilanzierte Beer.

Und so fiel es nicht allzu sehr ins Gewicht, dass es im Angriff laut Beer „ab und zu gehapert hat“. Denn dank der Betonabwehr konnten sich die Grimmstädter auch mit Hilfe von Youngster Max Bergold, der mit fünf Treffern bester Torschütze der Gastgeber war, nach und nach absetzen. Die Main-Kinzig-Halle glich einem Tollhaus und bereits nach 25 Minuten gab es erstmals Standing Ovations. Zuvor überstand die HSG nicht nur eine Zwei-Mann-Unterzahl schadlos, sondern erzielte dabei auch selbst einen Treffer, um anschließend vollzählig drei weitere folgen zu lassen.

Im zweiten Durchgang konnte man die Gäste, die noch einmal alles in die Waagschale warfen, auf Distanz halten. Dabei zeigte Philipp Reuter, der zu Bundesligazeiten für Großwallstadt aufgelaufen war, dass er eine wertvolle Winterverstärkung für die HSG Hanau ist. Schaeffter erzielte nach rund zehn Monaten Verletzungspause seinen ersten Treffer und rundete den historischen Nachmittag ab.

Gäste-Trainer Heiko Karrer zeigte sich als fairer Verlierer gratulierte den Hanauern aufrichtig zum Sieg und entschuldigte sich bei den mitgereisten Fans aus Großwallstadt für den Auftritt seiner Mannschaft. Ganz egal aus welcher Perspektive man auf dieses Spiel zurückblicken wird, es war auf jeden Fall ein denkwürdiger Abend, an dem aus Hanauer Sicht Handball-Geschichte geschrieben wurde.

„Nach fünf Spielen in Folge ohne Niederlage wollen wir den Schwung nach Groß-Umstadt mitnehmen“, sagte nach der Partie HSG-Coach Beer. Gegen den Tabellenvorletzten könnte man am Freitagabend in der Heinrich-Klein-Halle (20 Uhr) mit einem Sieg einen großen Schritt Richtung Klassenerhalt machen. Aktuell rangiert die HSG drei Zähler vor dem ersten Abstiegsplatz.