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Konstanz mit Remis gegen Zweibrücken

10.03.2014
10.03.2014 · 3. Liga, Männer 3. Liga, Staffel Süd · Von: PM

Konstanz mit Remis gegen Zweibrücken

Samstagabend, kurz nach halb zehn. Ein Bild der Gegensätze bot sich den 600 fassungslosen Zuschauern in der Konstanzer Schänzlehalle. Auf der einen Seite wild durch die Halle tobende und tanzende Gästespieler aus Zweibrücken, auf der anderen die völlig ratlosen Spieler der HSG Konstanz. Es herrschte pure Freude auf der einen, riesige Enttäuschung auf der anderen Seite. Also die ganz große Überraschung, der große Coup der Gäste mit dem ersten Auswärtssieg und das ausgerechnet bei den bislang so heimstarken Konstanzern? Fast, denn die Partie endete mit einem 24:24 (11:12)-Unentschieden.

Die Szene kurz nach dem Schlusspfiff spiegelte die Gefühlslage beider Mannschaften und den Spielverlauf der Begegnung treffend wider. Die Gäste, bis dahin auswärts noch ohne jeden Punktgewinn, feierten ihren ersten Auswärtspunkt wie einen Sieg. Die beste Leistung der Saison sei es gewesen, so meinte ein glücklicher VTZ-Vorstandvorsitzender Jörg Clemens zum Spiel seiner Mannschaft. Die HSG Konstanz hingegen konnte und durfte nach dem Spiel nicht zufrieden sein, obwohl sie durch den Punkt sogar wieder auf Platz vier der 3. Liga rangiert. Da war natürlich der Spielverlauf, hatte Konstanz doch in der 55. Minute noch mit 24:20 geführt, doch noch schwerer auf das Gemüt schlug den Einheimischen die Enttäuschung über die eigene Leistung in den gesamten sechzig Spielminuten zuvor. Durchaus selbstkritisch brachte es Torhüter Max Folchert auf den Punkt: „Das war heute eine Katastrophe, das darf uns so nicht passieren.“ Dabei wollte man nach der herben Niederlage in Pforzheim vor den eigenen Fans doch unbedingt Wiedergutmachung betreiben und sich von der in vielen Heimspielen zuvor gezeigten mitreißenden und begeisternden Seite zeigen. Dass es am Ende dennoch nur zu einem Punkt, der sich für die Konstanzer wie eine Niederlage anfühlte, reichte, hatte seinen Ursprung dabei schon in den ersten Spielminuten und zog sich über die gesamte Spieldauer hinweg.

„Ich habe von Anfang an gemerkt, dass wir nicht so da waren, wie ich es mir vorgestellt habe“, meinte ein enttäuschter HSG-Trainer Daniel Eblen. Mit einem an Knieproblemen leidenden Yannick Schatz und einem erkälteten Matthias Faißt, dafür aber wieder mit Simon Flockerzie, war von Beginn an mächtig Sand im HSG-Getriebe. Die Abwehr zeigte sich schon zu Beginn gegen engagiert aber keineswegs überragend zu Werke gehende Zweibrücker ungewohnt inkonsequent und offenbarte immer wieder unerklärliche Lücken, die die Gäste meist gekonnt für sich zu nutzen wussten. Oft einen Schritt zu langsam, geriet die HSG in der 6. Minute nach einem technischen Fehler und dem darauf folgenden Tempogengenstoß der VTZ mit 3:4 in Rückstand. Und weil sich die Sicherheit im Offensivspiel durch eine nicht vorhandene sichere Deckung nicht einstellen konnte, stellte sich gerade hier bald eine große Unsicherheit und Nervosität ein. 

In einer äußerst durchwachsenen Partie entwickelte sich sodann ein enges Spiel, in dem sich keine Mannschaft richtig absetzen konnte. Nach 20 Minuten war die HSG wieder mit 9:7 in Front, doch bis zum Pausenpfiff lagen wieder die Gäste aus Rheinland-Pfalz mit 12:11 vorne. Insbesondere der Rückraum und das Spiel über den Kreis mit viel Tempo, Einsatz und Wille im Kampf um die fast schon letzte Chance auf den Klassenerhalt funktionierte bei den Handballern aus der kleinsten kreisfreien Stadt Deutschlands gut.

Bei der HSG Konstanz funktionierte das Abwehr- und Offensivspiel erst nach der Pause etwas besser. Daniel Eblen hatte in der Kabine „Entschlossenheit und eine andere Körpersprache, eine andere Vehemenz und den nötigen Mut“ angemahnt. Mit Erfolg, denn nun stand die Abwehr wesentlich besser und im Angriff zog man endlich mit dem nötigen Tempo konsequent zum Tor und schaffte sich damit Raum und die nötigen Lücken. Aus einem Ein-Tor-Rückstand wurde daher auch schnell eine Zwei-Tore-Führung (14:12, 35.). Es schien, als sollte die Kabinenansprache gefruchtet haben, die Wende eingeleitet zu sein und das Team sein Selbstvertrauen wiedergefunden zu haben. „Wir wollten in der zweiten Halbzeit unseren geilen Fans zeigen, was wir wirklich können“, so Max Folchert. Zweibrücken hielt allerdings mit einem sehenswerten Doppelschlag von Juniorennationalspieler Björn Zintel dagegen und glich wieder zum 16:16 aus (39.). Und es sollte noch besser laufen für Zweibrücken: Nach der erstmals seit der Halbzeit wieder zurück eroberten Führung beim 16:17 legte die VTZ immer ein Tor vor - bis zum 19:20.

Jetzt passierte das, was alle längst erwartet hatten: Konstanz zog das Tempo etwas an, zeigte mehr Biss in der Abwehr und mehr Entschlossenheit im Angriff und zog folgerichtig auf 24:20 davon. Noch knapp sechs Minuten waren zu spielen, die Vorentscheidung war gefallen - dachten wohl nicht wenige auch angesichts der Tabellensituation und den bisherigen Spielverläufen in der Schänzlehalle, wo die letzten Minuten so oft nur der Heimmannschaft gehört hatten. An diesem Samstagabend war jedoch alles anders. Es geschah das, was keiner - außer den aufopferungsvoll kämpfenden und nie den Mut verlierenden Gästen - für möglich gehalten hatte und eine große Sprachlosigkeit bei den Konstanzern hinterließ. „Wir waren nervös, unsicher und haben ohne Mut zu den richtigen Entscheidungen gespielt“, zeigte sich Daniel Eblen ratlos ob dem gerade Geschehenen, „wir trainieren super, doch das, was wir heute geboten haben, hatte damit wenig zu tun.“ Es spielte nur noch die VTZ, die Tor um Tor verkürzte. Die HSG stand sich immer wieder selbst im Weg und hatte auch noch Pech, als ein Wurf von Fabian Schlaich zwar Latte und Pfosten aber nicht in das Tor traf oder Marc Hafner bei einem Gegenstoß mit einem Heber an den Fingerspitzen des VTZ-Schlussmanns scheiterte. Mit einem vorgerückten Fabian Schlaich versuchte die HSG den Spielfluss der Gäste zu unterbinden, doch Zweibrücken hatte mit seiner offenen Deckung und einer Manndeckung gegen den insgesamt sechs Mal erfolgreichen Paul Kaletsch wesentlich mehr Erfolg. In Überzahl gelang ihnen 46 Sekunden vor Schluss der 23:24-Anschlusstreffer. Der unfassbare Höhepunkt der Zweibrücker Aufholjagd war dann schließlich der Treffer zum 24:24 - eine Sekunde vor der Schlusssirene, nachdem die HSG weiterhin in Unterzahl den Ball im Angriff zuvor leichtfertig ohne Zeitdruck hergegeben hatte. Ein verhängnisvoller Fehlpass ins Aus, bei dem auch noch ein völlig frei stehender Mitspieler am Kreis übersehen wurde.

Hängende Köpfe bei Konstanz, trotz des Vorrückens auf Platz vier, und ausgelassener Jubel bei Zweibrücken über den ersten Punkt in der Fremde ausgerechnet in Konstanz folgten. „Wir hätten die Ruhe bewahren müssen, dürfen nicht solche blöden Fehler machen, den Ball so früh wegschmeißen und in Gegenstöße laufen“, war auch Kai Mittendorf fassungslos, „das darf einfach nicht passieren.“ „Wir wollen etwas erreichen und müssen uns schnell wieder ganz anders präsentieren“, gibt Daniel Eblen schon einmal die Marschroute für das nächste schwere Spiel in Rödelsee vor. Dann möchte er mit seinem Team wieder durch die Halle toben und feiern - am besten gleich einen doppelten Punktgewinn.

HSG Konstanz: Glatt, Folchert (Tor); Kaletsch (6), Mittendorf, Oesterle (1), Groh, Riedel (2), Hafner (2/1), Flockerzie (2), Schlaich (1), Faißt (6), Schatz (2/2), Lauber (2), Bruderhofer. - Zuschauer: 600