NHV punktet beim Topspiel in Hagen und überwintert als Tabellenführer
NHV punktet beim Topspiel in Hagen und überwintert als Tabellenführer
Als NHV-Torjäger Christopher Klasmann etwa 20 Sekunden vor dem Schlusspfiff den Ball aus dem Rückraum in die Maschen des Hagener Tore hämmerte, war dies der umjubelte Schlusspunkt des dramatischen Topspiels der 3. Liga West zwischen Eintracht Hagen und den Neusser HV. Der insgesamt neunte Treffer des wurfgewaltigen Rückraumlinken war zugleich auch der entscheidende zum 29:29 (14:17)-Remis zwischen dem gastgebenden Tabellenzweiten Eintracht Hagen und dem Spitzenreiter Neusser HV, dem eine Viertelstunde vor dem Schlusspfiff bei einem 20:25-Rückstand mehr denn je im 15. Saisonspiel die erste Niederlage gedroht hatte.
Dank des erkämpften Punktes gehen die Neusser nun verdientermaßen als Tabellenführer in die Spielpause. „Wir wussten, dass wir körperlich stark sind und immer zurückkommen können. Das hat die Mannschaft mit einer unfassbaren Willensleistung in den letzten 15 Minuten beeindruckend gezeigt. Ich bin sehr stolz auf mein Team und zufrieden mit dem Punkt - auch wenn er am Ende etwas glücklich zustande gekommen ist“, erklärte NHV-Trainer Ceven Klatt. Dessen Gegenüber, Hagen-Coach Lars Hepp, konstatierte: „Wir haben insgesamt einfach zu viel liegen lassen. Aufgrund der letzten Viertelstunde geht das Unentschieden wohl insgesamt in Ordnung.“
Das Spitzenspiel begann vor 1430 lautstarken Zuschauern in der Enervie Arena ausgeglichen und der NHV lag nach dem anfänglichen 0:1 bis zum 5:4 durch Heider Thomas in der 8. Minute stets in Führung. Doch dann nutzte der gastgebende Zweitliga-Absteiger die sich immer wieder auftuenden Lücken im Neusser Defensivverbund mehr und mehr aus. Die Folge: Hagen drehte die Partie bis zur 12. Minute und übernahm mit 8:6 die Führung. „Wir haben vor allem in der ersten Hälfte in der Defensive nicht so zu unserem Spiel gefunden“, befand Klatt. Und auch ein folgender Doppelschlag durch Brian Gipperich und Dennis Aust zum zwischenzeitlichen 8:8-Ausgleich (13.) sollte sein Team zunächst nicht besser ins Spiel bringen. Im Gegenteil: In Überzahl ließ man die Hausherren bis zur 20. Minute sogar einen 4:0-Lauf starten. Erst nach dem 8:12-Rückstand fing sich der langsam Tabellenführer, bei dem nun Vladimir Bozic (parierte u. a. vier Siebenmeter) für Mikkel Moldrup zwischen die Pfosten gerückt war, wieder. In der Folge neutralisierte sich das Top-Duo der Liga bis zur Pause dann weitgehend und der NHV musste schließlich mit einer drei Tore hohen Hypothek in die zweite Spielhälfte gehen - 14:17.
Auch nach dem Seitenwechsel blieb das Duell um die Tabellenspitze hart umkämpft und unglaublich intensiv. Die Neusser ließen sich nicht abschütteln, blieben dem Top-Favoriten auf den Zweitliga-Aufstieg auf den Fersen und kamen durch einen Treffer des Kapitäns Bennet Johnen in der 37. Minute unter lautstarkem Jubel des Neusser Anhangs auf 18:20 heran. Doch die Hagener zeigten sich zunächst nicht beeindruckt, nutzten routiniert jeden NHV-Fehler konsequent aus, um bis zur 45. Minute von 23:20 auf 25:20 wegzuziehen.
NHV-Coach Klatt reagierte auf den ersten Fünf-Tore-Rückstand seines Teams folgerichtig mit einer Auszeit - und diese sollte in der elektrisierenden Schlussphase Früchte tragen: Nach einer Umstellung von der etatmäßigen 6:0- auf eine 5+1-Abwehr und gestützt auf den immer wieder gut parierenden Bozic im Tor kämpfte sich der NHV im Hexenkessel Enervie Arena bis zur 49. Minute wieder in Schlagdistanz - 24:26. Und die Neusser ließen nicht mehr nach, hielten gegen die starken Eintracht-Individualisten mit Kampf sowie Leidenschaft dagegen und kamen vier Minuten vor dem Abpfiff durch einen verwandelten Strafwurf von Christopher Klasmann beim 27:28 erstmals wieder auf ein Tor heran.
Wenig später war es dann soweit: Bei einem 28:29-Rückstand eine Minute vor Schluss erkämpften sich die Klatt-Schützlinge erneut den Ball. Und im Anschluss an eine Auszeit war es dann - wie eingangs schon erwähnt - erneut Klasmann, der der an Dramatik und Spannung kaum zu überbietenden Schlussphase die Krone aufsetzte, mit seinem "Rückraum-Hammer" das 29:29 perfekt machte und so doch noch für eine rot-weiß-schwarze Handballparty sorgte.
„Dieses Remis rundet nach 14 Siegen in Folge eine perfekte Hinrunde für uns ab. Ich muss meinen Spielern, aber auch allen Verantwortlichen und Fans für die letzten Wochen und Monate ein riesiges Kompliment machen. Jetzt wollen wir die Spielpause nutzen, um uns zu erholen und dann im neuen Jahr wieder voll angreifen“, sagte Klatt. Ebenso wie der NHV-Trainer dankte auch Kapitän Bennet Johnen ausdrücklich den zahlreichen Neusser Fans, die während der gesamten 60 Minuten gemeinsam mit befreundeten Supportern des TuS Ferndorf für eine Gänsehaut-Atmosphäre gesorgt hatten: „So eine Unterstützung hilft auf dem Spielfeld unheimlich. Ich weiß nicht, ob wir es ohne diese Hilfe geschafft hätten, die Partie noch zu drehen.“ René Witte, Geschäftsführer der nhv1 Handball Spielbetriebs- und Marketing GmbH, erklärte abschließend: "Dieses Unentschieden fühlt sich fast wie ein Sieg an. Und das hat sich die Mannschaft nach dieser großartigen Hinrunde auch redlich verdient. Es ist natürlich schön, jetzt auf Platz eins zu überwintern, aber im neuen Jahr warten noch viele schwierige Aufgaben auf uns."
Das nächste Meisterschaftsspiel in der 3. Liga West bestreitet der NHV am Samstag,14. Januar, bei der SG Ratingen. Anwurf in der Sporthalle an der Gothaer Straße ist um 18.00 Uhr.
NHV gegen Hagen: Bozic, Moldrup (Tor) - C. Klasmann (9/4), Weis (3), Pankofer (2), Fütterer, Bahn (3), Gipperich (1), Schneider, Reuland, Handschke (3), Aust (3), Johnen (3), Thomas (2), Basic.
Nicht im Kader: Golec, Murawski, L. Klasmann
Siebenmeter: NHV 4/4, Hagen 2/6
Zeitstrafen: NHV 3, Hagen 7
Besonderes Vorkommnis: Milan Weissbach (Hagen) sieht die Rote Karte (36.), Felix Handschke (NHV) sieht die Rote Karte (49.).
Spielverlauf aus NHV-Sicht: 0:1, 2:1, 4:3, 5:4, 5:7, 6:8, 8:8, 8:12, 9:12, 11:15, 14:17 - PAUSE - 18:14, 19:15, 20:16, 20:18, 21:18, 23:20, 25:20, 25:22, 26:24, 27:25, 28:25, 28:27, 29:28, 29:29 - ENDE