„Unglaubliche Vorfreude“ - Interview mit den WM-Schiedsrichtern Schulze/Tönnies
„Unglaubliche Vorfreude“ - Interview mit den WM-Schiedsrichtern Schulze/Tönnies
Genau wie die DHB-Frauen-Nationalmannschaft starten Robert Schulze und Tobias Tönnies am heutigen Mittwoch in die heiße Phase der Vorbereitung auf die am Samstag beginnende Weltmeisterschaft in Dänemark. Die beiden Magdeburger sind vom Weltverband IHF als eines von 17 Schiedsrichtergespannen für die WM nominiert worden.
Nachdem Schulze/Tönnies schon das Finale bei der männlichen Jugend-Weltmeisterschaft 2013 in Ungarn geleitet hatten und zudem bei der Frauen-EM 2014 in Ungarn und Kroatien eingesetzt wurden, wartet auf das Duo nun die erste Weltmeisterschaft im Seniorenbereich.
Heute reisen sie nach Dänemark, wo unter Leitung des IHF-Schiedsrichterwarts Manfred Prause aus Offenburg auch die Offiziellen ihre spezielle Vorbereitung starten werden.
Schulze/Tönnies sind seit 1998 Schiedsrichter, haben 384 Partien auf DHB-Ebene geleitet, zudem viele Champions-League-Spiele, nachdem sie zunächst im EHF-Young-Referee-Project ihre Stärke unter Beweis gestellt hatten. Nach der Aufnahme in den EHF-Kader wurden sie dann auch IHF-Schiedsrichter - als eines von mittlerweile drei deutschen Gespannen neben Lars Geipel/Marcus Helbig sowie den Schwestern Tanja und Maike Schilha.
Für Robert Schulze steht die WM noch unter einem besonderen Stern, denn am 13. Dezember (dem Achtelfinaltag) feiert er seinen 32. Geburtstag.
In diesem Interview mit dhb.de sprechen die beiden Schiedsrichter über ihre Entwicklung, ihre Vorfreude auf die Weltmeisterschaft und die WM-Vorbereitung.
Wie fest hatten Sie damit gerechnet, dass Sie von der IHF für die WM nominiert werden?
Robert Schulze: Wir rechnen niemals mit Nominierungen, sondern freuen uns über jedes Vertrauen, das uns geschenkt wird.
Gibt es ein besonderes Kribbeln, weil es eine Weltmeisterschaft wird?
Tobias Tönnies: Eine Weltmeisterschaft ist hinter den Olympischen Spielen das größte Event im Leben eines Sportlers. Da kribbelt es nicht nur, sondern die Vorfreude ist unglaublich.
Im Vorjahr waren Sie für die Frauen-EM nominiert worden. Wie wichtig ist diese Erfahrung - aber auch die kontinuierliche Leitung von Champions-League- und Europapokalspielen für Ihre Entwicklung?
Robert Schulze: Für uns ist es sehr hilfreich, wenn man einen Rhythmus an Spielen hat - und gerade die Ligen in Deutschland sind ein optimales Parkett um Erfahrungen zu sammeln, da jedes Spiel eine Herausforderung ist.
Wie wichtig ist es für die deutschen Schiedsrichter generell, bei Großereignissen immer unter den Nominierten zu sein?
Tobias Tönnies: Es ist der Lohn für unsere Schiedsrichtergarde und unseren Schiedsrichterausschuss, wo jeder von uns das gesamte Jahr Höchstleistung vollbringt und in anderen Bereichen Abstriche macht - von daher ist es sehr wichtig.
Wie bereitet man sich als Schiedsrichter auf die außer-europäische Spielweise und die „neuen“ Teams vor?
Robert Schulze: Ab heute treffen sich alle nominierten Schiedsrichter und wir werden uns gemeinsam auf die WM einstellen. Die körperliche Fitness und Regelsicherheit ist dabei eine Grundvoraussetzung jedes Gespanns.
Wie sah generell - in Kooperation mit der IHF - Ihre WM-Vorbereitung aus?
Tobias Tönnies: Wir haben im Vorfeld auf europäischer Ebene überwiegend Einsätze bei Frauenspielen bekommen, was von der IHF wegen der Vorbereitung auch gewünscht und hilfreich war.
Pfeifen Sie lieber Frauen- oder Männer-Spiele?
Tobias Tönnies: Wir freuen uns über jedes Spiel, für das wir die Verantwortung bekommen - unabhängig ob Männer oder Frauen. Jedes Spiel hat seine Herausforderungen, die wir bewältigen wollen.
Wie wichtig sind solche internationalen Einsätze, um im „Stahlbad Bundesliga“ zu bestehen?
Robert Schulze: Jedes Spiel, das man mehr „auf der Uhr“ hat und jede neue Erfahrung, ist auf seinem Weg als Schiedsrichter hilfreich - natürlich auch für die Bundesliga. Und wenn andere junge Kollegen davon im nationalen Schiedsrichterkreis davon profitieren, ist dies für die Liga ideal. Daher haben wir auch in der Bundesliga eine tolle Patenschaft mit jungen Nachwuchsgespannen.
Was trauen Sie der deutschen Mannschaft bei der WM zu?
Robert Schulze: Eine gewisse Eigenschaft und vielleicht auch Stärke von uns ist es, sich vor Spielen nicht großartig mit allen Dingen zu beschäftigen, sondern uns auf das Spiel zu freuen, für das wir nominiert werden. Daher fällt es uns auch sehr schwer, eine Einschätzung abzugeben. Wir wünschen dem Team natürlich alles erdenklich Gute bei der WM!