„Die Ziele bleiben gleich!“ - Jochen Bepplers U19-WM-Bilanz
„Die Ziele bleiben gleich!“ - Jochen Bepplers U19-WM-Bilanz
Beim Turnier wurde das Traumziel Halbfinale verpasst, und dann gab es auch noch Probleme auf der Rückreise aus Georgien: Anschlussflüge wurden verpasst, Gepäck ging zwischen Tiflis, Istanbul, Warschau und Frankfurt verloren. Es lief auf dem Heimweg nicht rund für die männliche U19-Mannschaft, die in Georgien die erste Weltmeisterschaft ihrer Karriere als Neunter beendet hatte - nach fünf Siegen und zwei Niederlagen.
Der Medaillentraum war durch die 24:28-Niederlage im Achtelfinale gegen Dänemark zerplatzt. Die Dänen hatten sich am Ende hinter Titelverteidiger Frankreich und Silbermedaillengewinner Spanien den dritten Rang gesichert.
In diesem Interview blickt Jochen Beppler, DHB-Bundestrainer Jugend männlich, mit einigen Tagen Abstand auf das WM-Turnier zurück.
Wie lautet das Fazit der WM?
Jochen Beppler: Zunächst gilt es festzustellen, dass wir unser Ziel, zu den vier besten Nationen zu gehören, nicht erreicht haben. Wir haben diesen hohen Anspruch an uns und es gibt auch keinen Grund, diese Ziele zu revidieren.
Nach einer souveränen Vorrunde hatte das Tableau, aus meiner Sicht zu früh, Dänemark gegen Deutschland im Achtelfinale vorgesehen. Im Achtelfinale beginnt allerdings ein neues Turnier und du kannst dir für eine gute Vorrunde nichts mehr kaufen.
Dänemark war in diesem entscheidenden Spiel einfach besser. Aber wie gesagt: Wir setzen uns lieber hohe Ziele, die man gegebenenfalls auch mal nicht erreicht als sich zu niedrige Ziele zu setzen, die einen für den Moment zwar befriedigen aber auf Dauer keine Weiterentwicklung mit sich bringen.
Waren die Ausfälle, die die Mannschaft zu verkraften hatte, zu viel? Immerhin sind mit Sebastian Heymann, der für die Junioren an der WM teilgenommen hat, Hendrik Schreiber, der erst drei Tage vor dem Eröffnungsspiel krankheitsbedingt ausgefallen ist, und Frederik Simak, der sich nach dem dritten Gruppenspiel verletzt hat, zentrale Säulen entweder ganz oder teilweise weggefallen.
Jochen Beppler: Das ist schwer und auch müßig zu beurteilen. Jedenfalls war die Ausgangslage für die Mannschaft erstmal schwierig. Die Mannschaft hat diese Herausforderung jedoch sofort angenommen und sich daraus kein Alibi gemacht. Im Gegenteil: Einige Spieler haben diese Chance auch sehr gut nutzen können und mit mehr Verantwortung einen großen Schritt in ihrer Entwicklung gemacht, wie etwa Jannek Klein, Lukas Stutzke oder auch Joshua Thiele.
Wie ist die Leistung der Mannschaft einzuschätzen, die bis zur finalen Niederlage gegen Island ihre Vorrundengruppe dominiert hatte? Von außen schien es, als hätten nicht alle Leistungsträger ihr volles Leistungsvermögen abrufen können. Sehen sie das genauso?
Jochen Beppler: Sicherlich sind auch Leistungsträger nicht an ihr eigentliches Potential herangekommen und hinter Erwartungen zurückgeblieben. Allerdings muss ich mich hier vor die Jungs stellen: Die Spieler sind selbst sehr kritisch mit ihren Leistungen umgegangen und zum anderen gibt es gerade bei jungen Athleten noch mal eher Leistungsschwankungen als bei gestandenen Profis.
War die Vorrunde vielleicht zu leicht?
Jochen Beppler: Auch das ist hypothetisch. Man muss den Spielplan so nehmen, wie er kommt. Die Partie Dänemark gegen Deutschland wäre sicherlich auch zu einem späteren Zeitpunkt der WM möglich gewesen - so war es halt im Achtelfinale, und der Weg der Dänen ging bis zur Bronzemedaille. Nicht zuletzt wegen dieser Tatsache bin ich allerdings auch davon überzeugt, dass die Mannschaft in voller Besetzung auch im Juniorenbereich mit guten Chancen in die nächsten Turniere geht.
Momentan sind Sie für B- und A-Jugend als Bundestrainer Jugend verantwortlich. Die B-Jugend gewann im Juli in Györ das „European Youth Olympic Festival“. Was ist neben den Spielern und den unterschiedlichen Jahrgängen der Unterschied in der Förderung?
Jochen Beppler: Zunächst einmal ist mir wichtig, dass ich zwar für diese beiden Jahrgangsstufen im DHB die Verantwortung trage, aber für den Entwicklungsprozess neben mir noch viele weitere hoch engagierte Trainerkolleginnen und -kollegen beteiligt sind. Sei es im Verein, im Landesverband, in den Stützpunkten oder in der B-Jugend Carsten Klavehn, den ich jetzt mal stellvertretend für alle nennen möchte.
In der B-Jugend stellen wir im internationalen Vergleich den Talentstatus in einem Jahrgang fest. Das A-Jugendalter in Deutschland hingegen ist quasi eine Art Filter, wer von seinem Talentstatus auch tatsächlich im obersten Leistungsbereich ankommt und wie schnell dies geschieht. Die Rahmenbedingungen für ihre Karriere sind dabei ziemlich heterogen: Unsere Spieler -sofern sie Abitur machen- sind entweder in G8 oder G9-Systemen. Wenige haben dabei das Privileg, Schulzeitstreckung in Anspruch nehmen zu können.
Dementsprechend beginnen einige Spieler in dieser Zeit ebenfalls eine Ausbildung, entscheiden sich für die Sportfördergruppe und/oder nehmen ein Studium auf. Parallel dazu haben 90 Prozent aller Jugendnationalspieler Doppelspielrechte und kommen, so wie in der vergangenen Saison, auf 38 bis teilweise 58 Spiele in ihren Vereinen. Mit Beginn des Juniorenalters nivelliert sich das dann langsam alles wieder.
Ist die Neuregelung, dass in der Bundesliga jetzt 16 statt 14 Spieler eingesetzt werden können - und diese beiden zusätzlichen U23 sein müssen - ein Fortschritt für Ihre Spieler?
Jochen Beppler: Das wäre unseriös, dies schon zu diesem frühen Zeitpunkt zu bewerten. Sicherlich geht das nach der abgelaufenen Saison wesentlich besser und differenzierter. Zumindest hat das „Mehr“ an Plätzen auf dem Spielprotokoll erstmal nicht für ein „Mehr“ an Transfers in der HBL gesorgt. Grundsätzlich bin ich der Überzeugung, dass nicht die Veränderung an sich „nur“ Chance oder „nur“ Risiko ist, sondern wie die Betroffenen mit dieser Neuregelung umgehen.