Hanning: Persönliche Entwicklung wichtiger als Titel
Hanning: Persönliche Entwicklung wichtiger als Titel
Ab Montag spielen die Junioren des Deutschen Handballbunds bei der U21-Weltmeisterschaft in Brasilien (Spiele im Livestream unter www.brazilhandball2015.com). Dann geht es weiter mit zwei deutschen Mannschaften beim European Youth Olympic Festival in Georgien, den Juniorinnen bei der EM in Valencia, der männlichen Jugend bei ihrer WM in Russland und der weiblichen Jugend und ihrer EM in Mazedonien.
Vor dem Start dieser für den DHB allesamt bedeutenden Turniere äußert sich DHB-Vizepräsident Leistungssport Bob Hanning über die generellen Ziele der Nachwuchsarbeit in Deutschland und die Entwicklung von Spielern und Mannschaften - speziell, was die Junioren betrifft.
Herr Hanning, wie lauten Ihre Ziele und Wünsche für die WM in Brasilien?
Bob Hanning: Grundsätzlich bin ich dagegen, Ziele aus Funktionärssicht auszugeben. Entscheidend ist, was die Spieler in ihrem Innern wollen. Die Trainer sind mit der Vorbereitung zufrieden, und wir reisen als Europameister zur WM. Somit sollte - wie immer beim DHB - das Halbfinale unser Ziel sein, auch wenn die Kaderzusammensetzung anders ist als bei der vergangenen Europameisterschaft, teilweise wegen Verletzungen, teilweise aus anderen Gründen.
Sie sprechen den Verzicht auf Paul Drux und Fabian Wiede an. Wie kam es zu der Entscheidung?
Bob Hanning: Die Vereine und der Verband tragen die Verantwortung dafür, dass alle Spieler optimal gefordert und gefördert werden und die maximale Unterstützung erhalten. Es geht also nur um die Entwicklung der Spieler. Paul Drux und Fabian Wiede sind DHB-Pokal- und EHF-Pokal-Sieger und auf dem Weg, feste Größen in der A-Nationalmannschaft zu werden. Sie sind in einer anderen Situation als Spieler, die jetzt die Chance haben, bei den Junioren Führungs-Verantwortung zu übernehmen und sich zu beweisen. Wir müssen alle gemeinsam verhindern, dass Spieler in die Verletzungsmühle geraten. Ein Verheizen wird es bei uns daher nicht geben. Und somit ist die Situation doppelt positiv.
Aber auch ohne diese beiden stehen die Chancen in Brasilien doch gut?
Bob Hanning: Diese Mannschaft sollte in der Lage sein, bei der WM oben mitzuspielen. Schaut man sich die erste Sieben an, die 2014 Europameister wurde, sind das mittlerweile fast alles Spieler, die auch in ihren Erstligavereinen schon eine wichtige Rolle spielen. Und an solche Spieler kann man natürlich auch höhere Ansprüche stellen.
Wie bewerten Sie angesichts dieser Entwicklung die Nachwuchsarbeit in Deutschland und im DHB in den vergangenen 18 Monaten?
Bob Hanning: Es ist unser gemeinsames Ziel, den Leistungssport positiv zu verändern. Ein Teil davon ist die Schaffung professioneller Strukturen und die Stärkung des Hauptamts. Das haben wir mit Wolfgang Sommerfeld als neuem Sportdirektor sowie Maik Nowak und Axel Kromer als Nachwuchskoordinatoren realisiert. Schaut man auf den männlichen Bereich, ist es natürlich auch der enge Austausch zwischen den handelnden Personen auf Seiten der HBL und des DHB. Alle ziehen gemeinsam an einem Strang, alle zahlen ein, um die positive Zukunft unseres Sports sicherzustellen. Ein Teil dieses Systems ist auch das Eliteförderkonzept, das – eingebettet in andere Maßnahmen – mittlerweile nicht mehr wegzudenken ist.
Haben es Nachwuchsspieler zwischen 18 und 22 Jahren heute einfacher, in der ersten Liga Fuß zu fassen und in ihren Vereinen tragende Rollen zu spielen?
Bob Hanning: Ich glaube nicht, aber: Durch die hohen Investitionen des DOSB, der Landesverbände und der HBL in die Nachwuchsarbeit bekommen wir einen viel höheren Anteil an qualitativ hochwertig ausgebildeten Nachwuchsspielern. Ein eminent wichtiges Teil der gesamten Förderung ist das Jugendzertifikat der HBL. Ein großes Lob gilt vielen Vereinen, welche sich dieses Themas deutlich intensiver angenommen haben. Wir sind auf einem guten Weg mit allen Anstrengungen.
Kann es auch aufgrund dessen der „Sommer der Deutschen“ bei den Nachwuchsturnieren werden?
Bob Hanning: Titel sind nicht entscheidend, es geht nur um die maximale Förderung der Spieler, die uns dann in Zukunft dabei helfen, die Erfolge einzufahren, die dem deutschen Handball gerecht werden. In Bezug auf die Junioren-WM ist meine Meinung: Ich werde lieber WM-Siebter und 2020 Olympiasieger, als Weltmeister zu werden und 2020 zu versagen.