Basiswissen zwischen den Pfosten
Mattias Andersson. - Archivfoto: Sascha Klahn
23.12.2021 Trainer

Basiswissen zwischen den Pfosten

Zertifikatslehrgang für Torwarttrainer*innen unter der Leitung von Mattias Andersson - 23 Teilnehmer*innen lernen Grundtechniken und Positionierung

„Deutschland wird auf Jahre kein Torwartproblem haben“, sagte kürzlich Männer-Bundestrainer Alfred Gislason. Damit diese Aussage auch langfristig Bestand hat und um eine eigene deutsche Torwart-Philosophie zu entwickeln und umzusetzen, wird beim Deutschen Handballbund viel Wert auf Torhütertraining und die Ausbildung von Torwarttrainer*innen gelegt. Dafür verantwortlich ist Mattias Andersson, leitender DHB-Torwarttrainer - nun hat der erfahrene Schwede einen weiteren DHB-Zertifikats-Lehrgang für Torwarttrainer*innen geleitet. „Wir hatten eine tolle Gruppe, die viel gefragt, diskutiert und umgesetzt hat“, blickt Andersson auf den Lehrgang zurück.

An zwei Wochenenden ging es erst in Großwallstadt, dann in Kaiserau um theoretische und praktische Grundlagen der Torarttrainerausbildung. 23 Trainer*innen nahmen an dem Lehrgang teil, aktuelle und ehemalige Torhüter*innen, aber auch frühere Feldspieler*innen, die in ihren Vereinen und Verbänden fürs Torwarttraining zuständig sind oder sein werden. Um das Zertifikat zu erhalten, müssen die Teilnehmer*innen nun noch eine Langzeitaufgabe absolvieren: die Planung, Umsetzung und Dokumentation ihres heimischen Torwarttrainings auch auf Video nach den im Lehrgang erlernten Grundlagen.

Andersson war bereits mehrfach als Referent bei den früheren Torwarttrainer-Lehrgängen, nun trug er erneut die Verantwortung für Inhalt, Konzept und Umsetzung. An beiden Wochenenden wurde er dabei von der früheren Nationaltorfrau Clara Woltering unterstützt, die ebenfalls Teil des Kompetenzteams ist.

Vorrangig ging es im Lehrgang um Grundtechniken und Positionierung der Torhüter*innen, sowie deren Umsetzung im täglichen Training. Auch schon für die Kleinsten: „Wie nimmt man einem Nachwuchstorwart die Angst vorm Ball?“ war zum Beispiel ein Thema. „Wir wollten bei allen Teilnehmern ein Verständnis dafür entwickeln, wie modernes Torwarttraining aussieht, welche Erfolgskriterien und welche aktuellen Tendenzen es gibt. Denn wie der gesamte Handball hat sich auch das Torwartspiel weiterentwickelt, dem tragen wir natürlich Rechnung“, sagte Andersson, der nun auch darauf hofft, dass sich die Gruppe auch im Nachgang untereinander austauscht und so weiterentwickelt: „Jeder trägt für sich die Verantwortung für die Verbesserung seiner Torhüter“, betont Andersson aber auch. So müsse man das Training immer individualisieren, zum Beispiel, auf die Größe des Torwarts anpassen. Andersson: „Wir Torhüter reagieren ja praktisch nur auf das, was vor uns passiert, wir treffen im Gegensatz zu Feldspielern weniger aktive Entscheidungen.“

Zum Lehrgang gehörten auch eine Einheit mit Athletik-Bundestrainer David Gröger sowie der Blick über den Tellerrand zur Torwartausbildung im Eishockey. Dazu referierte Benedikt Weichert, Torwarttrainer beim Deutschen Eishockeybund und der Düsseldorfer EG. Zudem wurden die Torwarttrainer*innen intensiv zu Anderssons Spezialgebiet geschult: der Vor- und Nachbereitung für Torhüter per Video.

„Wir haben ein breites Spektrum abgedeckt, auch wenn wir nicht 200 Übungen gezeigt haben, sondern viel mehr aufzeigen wollten, welche Kriterien hinter der DHB-Philosophie des Torwarttrainings steht. Das war ein sehr komplexer Lehrgang, in dem wir bei Grundtechniken und Positionierung schon  ins Detail gegangen sind. Aber wir planen auch schon eine Aufbaustufe“, sagte Andersson, der nun hofft, dass alle Teilnehmer*innen „zwei, drei Schritte weitergekommen sind“.

Das sagen Lehrgangs-Teilnehmer:

Anna Monz-Kühn, ehemalige Bundesligatorhüterin in Trier und Blomberg, heute beim HV Westfalen am Torwartstützpunkt Bünde: „Was Mattias und Clara vorgestellt hatten, hatte Hand und Fuß. Es ist toll, dass im DHB viele erfahrene Torhüter ihre Erfahrungen weitergeben.  Ich kenne das Torwartspiel natürlich von unterschiedlichen Trainern, aber die Idee, in Deutschland eine einheitliche Torwartausbildung von Vereinen über Landesverbände bis zum DHB anzubieten, macht viel Sinn. Wir hatten eine sehr bunt gemischte und kommunikative Lehrgangstruppe mit vielen unterschiedlichen Charakteren, in der viel diskutiert wurde, und Mattias stand immer für alle Fragen zur Verfügung.“

Dino Spiranec, Torwart und Torwarttrainer hessischer Handballverband und TSG Münster, A-Jugend-Bundesliga: „Es ist toll, dass der Torwartposition und dem Torwarttraining beim DHB ein solcher Stellenwert beigemessen wird. Es waren ja auch viele Lehrgangsteilnehmer dabei, die nicht im Tor standen, denen wurden ganz neue Aspekte des Torwarttrainings nähergebracht. Mattias Andersson und Clara Woltering haben den Lehrgang kompetent und mit Leidenschaft gehalten, und waren immer für Fragen und Diskussionen offen. Jeder will, dass der Torwart in jedem Spiel 20 Bälle hält, aber viele befassen nicht intensiv genug mit dem Torwarttraining. Daher war der Lehrgang ein Erfolg.“

(BP)

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