„Den Schwung der WM mitnehmen“
Eine Weltklasse-Atmosphäre, volle Hallen, ein wirtschaftlicher Erfolg, viel Lob von allen Seiten - und auch sportlich das Ziel Halbfinale erreicht: Mark Schober, Vorstandsvorsitzender des Deutschen Handballbundes (DHB), bezeichnet die Männer-WM 2019 rückblickend als Erfolg auf ganzer Linie. Diese Meinung teilte auch Hassan Moustafa, Präsident der Internationalen Handball Föderation IHF: „Wir sind mit dem Turnier sehr zufrieden. Wir haben einen Zuschauerrekord aufgestellt, hatten sehr gute TV-Zahlen und eine tolle Atmosphäre in den Arenen“, sagte der Ägypter über die erste Männer-Weltmeisterschaft, die in zwei Ländern (Deutschland und Dänemark) ausgetragen wurde.
902.505 Zuschauer verfolgten die 96 Spiele der WM, über 150.000 mehr als beim vorherigen WM-Zuschauerrekord aus dem Jahr 2007 in Deutschland (750.000). Den Auftakt bildete die historische erste WM-Partie eines vereinigten koreanischen Teams im Eröffnungsspiel gegen Deutschland in Berlin, der Abschluss war der Jubel der Dänen, die erstmals Weltmeister wurden. Co-Gastgeber Deutschland wurde nach einer äußerst unglücklichen Niederlage im Bronzefinale gegen den entthronten Weltmeister Frankreich Vierter.
In seiner Bilanz widmet sich Schober all‘ diesen Bereichen und blickt zudem voraus auf die Männer-EURO 2024, das nächste Großturnier in Deutschland.
Mark Schober über…
…das sportliche Abschneiden: Wenn man uns vor der WM das Halbfinale angeboten hätte, wir hätten sofort unterschrieben. Natürlich waren wir alle enttäuscht und traurig nach der Niederlage gegen Frankreich. Da hatten wir einen Sieg und die Bronzemedaille verdient. Im Halbfinale hat jeder gesehen, dass Norwegen an diesem Tag die bessere Mannschaft war. Insgesamt und speziell mit ein bisschen Abstand bin ich sehr zufrieden mit dem sportlichen Abschneiden.
…die wirtschaftliche Bilanz: Wir haben 98 Prozent aller Tickets verkauft, das ist ein herausragender Wert. Wir kennen zwar die finalen Zahlen noch nicht, aber wir werden mit der WM einen Gewinn in siebenstelliger Höhe erzielen, von dem aber zum Beispiel auch die geplanten Investitionen in die Frauen-WM 2017 abgezogen werden müssen. Von diesem Gewinn können wir nun aber beispielsweise nicht langfristig neue Trainer bezahlen, die wir brauchen. Wir müssen unsere kontinuierliche Arbeit fortführen, in Kooperation mit unseren Vereinen, den Landesverbänden und Ligen, dem Bundesministerium des Inneren, dem DOSB und den Sponsoren, und dürfen nicht auf dem Lorbeer der WM ausruhen. Aber die Basis, auf der wir jetzt aufbauen können, ist sehr gut.
…die Organisation: Wir haben von allen Seiten nur Positives zurückgespiegelt bekommen, was die Organisation betrifft. Insgesamt hat aus meiner Sicht alles sehr gut funktioniert, auch in der Zusammenarbeit mit den lokalen Veranstaltern. Derzeit laufen noch eine Dokumentation und Auswertung, die wir uns natürlich genau anschauen werden, um uns weiter zu verbessern. Einige Kleinigkeiten können wir mit Blick auf die Zukunft noch besser machen, zum Beispiel das Thema Merchandising und das Vergabesystem für günstige Ticket-Kategorien.
…die Lehren für die EHF EURO 2024: Wir nehmen viele positive Dinge von der WM mit und werden auf viele Lerneffekte bauen können. Im Gegensatz zur WM 2019 werden wir dann aber bis zu sieben Spielorte haben, und nur einen bis zwei, an dem die deutsche Nationalmannschaft spielt. Das heißt, wir müssen die EM international viel intensiver bewerben, denn wir haben viel mehr Spielorte ohne deutsche Beteiligung. 90 Prozent aller Karten für die deutschen Spielorte der WM 2019 wurden in Deutschland verkauft, für 2024 müssen wir den internationalen Markt bearbeiten, denn für volle Arenen benötigen wir viel mehr internationale Gäste. Vielleicht müssen wir für diese Spielorte auch die Preisstrategie anpassen. In Kürze werden wir bereits die Ausschreibungen für die Spielorte und danach den Ticketing-Partner für 2024 angehen. Den Schwung von der WM wollen wir auf jeden Fall mitnehmen.
Fans und Fernsehen - die wichtigsten Zahlen zur Heim-WM:
Zuschauerzahlen:
Den Gesamt-Zuschauer-Weltrekord für Weltmeisterschaften deutlich überboten, mehrmals den Weltrekord für Spiele des Presidents‘ Cup geknackt und alleine 13 ausverkaufte Spiele in den vier deutschen Spielorten: Die Begeisterung für die Männer-WM 2019 war sensationell.
Insgesamt verfolgten 902.505 Zuschauer die 96 Spiele der WM, darunter 536.168 in Deutschland die Vorrundenspiele in Berlin (171.808) und München (136.400), die Hauptrunde- und Presidents-Cup-Partien in Köln (202.960) und die beiden Halbfinals in Hamburg (25.000). Das bedeutet, dass 98,6 Prozent aller verfügbaren Tickets für die deutschen Spielorte verkauft worden waren.
In Dänemark wurden in Kopenhagen (Vorrunde und Presidents‘ Cup/104.244) und Herning (Vorrunde, Hauptrunde, Finaltag/262.093) insgesamt 366.337 Besucher gezählt. Der alte Zuschauer-Weltrekord von der WM 2007 in Deutschland stand bei 750.000 Besuchern - und dieser war schon vor dem Abschluss der Hauptrunde gebrochen worden.
Alle neun Spiele der deutschen Nationalmannschaft in Berlin (jeweils 13.500), Köln (jeweils 19.250) und Hamburg (12.500) waren ausverkauft. Beeindruckend auch die Zahlen aus München, wo ohne deutsche Beteiligung vier Vorrundenspiele mit je 12.000 Fans ausverkauft waren. In Köln waren Partien ohne deutsche Beteiligung ebenfalls echte Straßenfeger, so kamen zum Beispiel zur Partie Island gegen Frankreich 18.587 Besucher.
Schier unglaubliche Besucherzahlen hatte der Präsidenten-Cup mit den insgesamt vier Spielen um die Plätze 13 bis 16 in Köln zu bieten. 46.470 Fans waren insgesamt zu Gast in der LANXESS-Arena, was einen Schnitt von 11.617 Besuchern bedeutet. Mit 13.267 Zuschauern stellte die Partie Chile gegen Katar den neuen Besucher-Weltrekord für diesen Wettbewerb auf.
„Diese Zahlen haben uns sehr positiv überrascht, und wir haben uns riesig gefreut, gerade auch über das Interessen an den Spielen ohne deutsche Beteiligung“, sagt Mark Schober, Vorstandsvorsitzender des Deutschen Handballbundes. „Unser Dank gilt daher allen Besuchern, die die WM mit herausragender Stimmung und Atmosphäre zu einem unvergesslichen Erlebnis gemacht haben.“
TV-Quoten:
Bis zu 11,91 Millionen TV-Zuschauer haben die WM-Spiele der deutschen Nationalmannschaft verfolgt. Die Rekord-Quote gab es bei der Live-Übertragung des WM-Halbfinales gegen Norwegen, mit der in der ARD ein Marktanteil von 35 Prozent erreicht wurde. Das war im neunten Turnierspiel des deutschen Teams der höchste Zuschauerzuspruch. „Das Zuschauerinteresse an der Handball-WM war überragend“, sagte ARD-Sportkoordinator Axel Balkausky, DHB-Vizepräsident Bob Hanning ergänzte: „Gerade in der jungen Zielgruppe hatten wir unglaubliche TV-Quoten. So, wie der Handball in der Öffentlichkeit präsent war, stelle ich mir die Zukunft unserer Sportart vor.“
Die durchschnittlichen TV-Zuschauerzahlen der deutschen WM-Spiele:
Vorrunde:
Deutschland - Korea: 6,11 Millionen
Deutschland - Brasilien 7,92 Millionen
Deutschland - Russland 6,67 Millionen
Deutschland - Frankreich 8,53 Millionen
Deutschland - Serbien 6,76 Millionen
Hauptrunde:
Deutschland - Island 7,87 Millionen
Deutschland - Kroatien 10,02 Millionen
Deutschland - Spanien 9,09 Millionen
Halbfinale:
Deutschland - Norwegen 11,91 Millionen
Spiel um Platz drei:
Deutschland - Frankreich 6,76 Millionen
Quelle: BP