„Der absolut Coole in Moskau“
Hartmut Krüger, Olympiasieger in Moskau mit der Auswahl des Deutschen Handballverbandes (DHV) der DDR, wird am Montag, 8. Mai, 70 Jahre alt. Der Jubilar gehörte am 30. Juli 1980 zum bisher einzigen deutschen (Hallen-)Handballteam, das bei Olympischen Spielen einen Titel gewinnen konnte – damals mit dem 23:22-Sieg nach Verlängerung (20:20, 10:10) gegen die favorisierte Mannschaft der UdSSR. Hartmut Krüger verwandelte im Finale alle fünf Siebenmeter für die DDR und steuerte ein weiteres Tor von seiner angestammten Spielposition als trickreicher Linksaußen bei.
Mit seinen Magdeburger Vereinskameraden Ernst Gerlach (76), Günter Dreibrodt (71), Ingolf Wiegert (65) und Torhüter Wieland Schmidt (69) bildete Hartmut Krüger, der in Güsen im Landkreis Jerichower Land geboren wurde, eine spielprägende Achse im Olympia-Team unter DHV-Trainer Paul Tiedemann (1935-2014).
Insgesamt 157 Spiele bestritt Hartmut Krüger im (vorwiegend) blauen Trikot der DDR-Nationalmannschaft und warf dabei 453 Tore. Der Olympiasieg war die Krönung seiner internationalen Laufbahn. Dazu gab es WM-Bronze 1978 und 1986, wobei ihm sein allererstes Länderspiel 1975 unter Heinz Seiler (1920-2002) gegen Schweden in ganz besonderer Erinnerung bleibt: Krüger wurde erst drei Minuten vor Schluss erstmals eingewechselt, beging quasi mit seiner ersten Spielhandlung ein („ärgerliches“) Foul und wurde für zwei Minuten hinausgestellt. Seiner großartigen Karriere tat das jedoch keinen Abbruch – denn die beendete er wiederum gegen Schweden bei der WM 1986 in der Schweiz im Spiel um Platz drei sogar mit acht Toren, zumal er da schon seinen Rücktritt erklärt hatte, aber eigens für diese WM von Trainer Tiedemann reaktiviert worden war.
Mit dem SC Magdeburg (SCM) wurde Hartmut Krüger insgesamt siebenmal DDR-Meister unter Trainer Klaus Miesner (1935-1989), dessen Nachfolge er 1989 antrat, nachdem er vorher schon als Co-Trainer fungiert hatte und zwei Jahre später den SCM zur (ersten) „gesamtdeutschen“ Meisterschaft führte. Zweimal gewann Krüger als Spieler den damaligen Europacup der Landesmeister und erinnert gern zum Beispiel an das Endspiel der Europacup-Gewinner um den IHF-Goldpokal 1981, das sein Team in der mit über 12.000 Menschen vollbesetzten Dortmunder Westfalenhalle mit 21:16 gegen TuS Nettelstedt (heute TuS N-Lübbecke) gewann: „Vor so vielen Zuschauern habe ich nie wieder gespielt.“ Mit zehn Treffern warf Krüger fast die Hälfte aller Tore.
In den 1990er Jahren war Diplom-Sportlehrer Hartmut Krüger beim Deutschen Handballbund (DHB) als Nachwuchstrainer tätig und formte Nationalspieler wie Florian Kehrmann (TBV Lemgo), Torsten Jansen (HSV Hamburg) und Frank von Behren (GWD Minden); ferner betreute Krüger die deutsche Militär-Mannschaft bei Weltmeisterschaften in Südkorea und Rumänien.
Hartmut Krüger, der sich einmal pro Woche mit Fußballspielen fit hält und beruflich eine Kranhandelsgesellschaft betreibt, ist inzwischen Ehrenmitglied bei „seinem“ SCM. Hier gehört er auch zu den ersten Mitgliedern in der Hall of Fame des SCM; im Jahre 1986 wurde er zum Handballer des Jahres in der DDR gewählt: „Lieber Hartmut, alles Gute zu Deinem 70. Geburtstag wünscht Dir der Dicke aus Zwicke. Es war eine super Zeit, die wir zusammen in der Nationalmannschaft hatten … unsere Trainingslager und Turniere haben uns geprägt. Du warst immer ein Schlitzohr und der absolut Coole in Moskau vom Siebenmeter-Punkt!“, gratuliert der ein Jahr ältere Dietmar Schmidt (Zwickau), einst Kreisläufer und Kapitän des Olympiasieger-Teams seinen langjährigen Magdeburger Mannschaftskameraden in der DDR-Nationalmannschaft. Handball- Deutschland schließt sich den Wünschen für Hartmut Krüger an.
(Prof. Dr. Detlef Kuhlmann)