„Solidarität, Mut und Einsatz“
DHB-Präsident Andreas Michelmann mit IHF-Präsident Hassan Moustafa bei der WM 2019. - Foto: Tilo Wiedensohler
15.09.2020 Verband

„Solidarität, Mut und Einsatz“

DHB-Präsident Andreas Michelmann im Interview zu WM in Ägypten, Start der Ligen und Corona-Hilfen

Im Schatten der Pyramiden von Gizeh erlebte Andreas Michelmann als einer von zahlreichen internationalen Gästen die Auslosung der Handball-Weltmeisterschaft in Ägypten (13. bis 31. Januar). Nicht nur für den Präsidenten des Deutschen Handballbundes ist das Turnier näher gerückt und greifbar geworden. Im Interview spricht der 60-Jährige nicht nur über seine Eindrücke, sondern auch über den Neustart der Ligen und Corona-Hilfen.

 

Sie sind der WM in Ägypten als Gast der Auslosung vor einigen Tagen bereits sehr nahgekommen. Welche Eindrücke sind mit Abstand geblieben?
Michelmann: Die Reise war ermutigend. Gastgeber Ägypten war sehr gastfreundlich und sehr bemüht, alle Regeln einzuhalten. Sicher war es ein Vorteil, dass die Auslosung im Freien stattfand, aber dieses erste WM-Ereignis hat gezeigt: Ägypten und der Weltverband IHF arbeiten in eine gute Richtung, aber bis zum ersten Anpfiff im Januar ist für alle Beteiligten weiter viel zu tun. Die Corona-Pandemie bleibt eine Herausforderung. Ich habe Respekt vor dem riesigen Einsatz, mit dem Ägypten die Rolle als Gastgeber dieser besonderen Weltmeisterschaft angeht.

Mit welchem Aufwand war die Reise für Sie verbunden?
Michelmann: Vor der Reise nach Ägypten habe ich einen Corona-Test absolviert. Nach meiner Rückkehr habe ich mich fünf Tage in Quarantäne begeben und erneut testen lassen. Auch das Ergebnis war negativ. IHF und ägyptisches Organisationskomitee haben diese Tests auch im Nachgang abgefragt.

Die WM war in den vergangenen Monaten ein immer wieder diskutiertes Thema. Wie empfinden Sie die aktuelle Haltung?
Michelmann: Wir haben stets betont, dass die WM in Ägypten für den gesamten Handball gerade in diesen Zeiten einen sehr hohen Stellenwert hat. Wir können mit der Weltmeisterschaft über ARD und ZDF ein Millionenpublikum erreichen und unserem Sport im Januar wieder neue Energie geben. Davon kann der Handball auf allen Ebenen – von der Großstadt bis ins Dorf – profitieren. Ich habe es bereits mehrfach gesagt: Dieses Turnier kann ein Licht am Ende des Tunnels, wenigsten jedoch ein Licht im Tunnel sein. Übrigens freut es mich sehr, dass dies nicht allein Funktionärswünsche sind, sondern auch unsere Nationalspieler Uwe Gensheimer und Johannes Bitter in den vergangenen Tagen betont haben, wie bedeutend die Weltmeisterschaft in Ägypten gerade jetzt für die Zukunft des Handballs ist. Es geht für uns alle darum, dass wir wieder stattfinden können und sichtbar bleiben.

Die Sichtbarkeit im Alltag ist vor allem Sache der Ligen.
Michelmann: Richtig. Die Handball Bundesliga Frauen ist bereits in die Saison gestartet, die LIQUI MOLY HBL beginnt am 1. Oktober – bereits am 26. September findet in Düsseldorf der Pixum Super Cup statt. Dazu kommen ab Oktober auch die ersten Länderspiele unserer Nationalmannschaften. Wir bewegen uns wieder.

Das allerdings mit sehr unterschiedlichen Möglichkeiten, auch Publikum zuzulassen.
Michelmann: Wir müssen in diesen Zeiten der Corona-Pandemie verantwortungsvoll Möglichkeiten entdecken und uns wieder öffnen können. Mich freut es, dass bereits in einer zunehmenden Zahl von Arenen wieder ein wenig Publikum erlaubt ist. Es gibt eine Arbeitsgemeinschaft der Chefs der Staatskanzleien unserer Bundesländer, die einheitliche Maßstäbe für den Spielbetrieb der Bundesligen mit Zuschauern entwickeln soll. Auf deren Ergebnisse warten wir sehr gespannt und gehen davon, dass wir bald noch mehr Handballspiele mit einem bestimmten Anteil an Zuschauern erleben können. Es kann aber auch weiter sein, dass es abhängig von lokalem Infektionsgeschehen zu und regionalen Bestimmungen zu sehr unterschiedlichen Zuschauerzahlen kommt.

Spiele mit Publikum sind nicht nur für die Bundesligen, sondern auch für kleinere Vereine existenziell.
Michelmann: Ja. Das ist uns bewusst und gilt auch für andere Sportarten. Auch hierfür zeichnen sich Lösungen ab. Inzwischen ist es in allen Bundesländern möglich, wieder mit einigen hundert Zuschauern zu spielen. Darauf haben sich die Vereine mit großem Einsatz und guten Konzepten vorbereitet. Außerdem ist es uns über Teamsport Deutschland gelungen, nach der Bewilligung von Mitteln für die Profiligen auch erfolgreich für die 3.Ligen einzusetzen. Deren Vereine können nun ebenfalls Corona-Überbrückungshilfen beantragen, um fehlende Zuschauereinnahmen zu kompensieren. Das ist ein erster bedeutender Schritt, um die Basis des Vereinssports durch die Corona-Krise zu führen. Die kommenden Monate werden uns auf dem Weg in eine neue Normalität jedoch weiter alles abverlangen. Dafür baue ich weiter auf die bisher erlebte Solidarität sowie Mut und Einsatz der Handballfamilie.

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