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04.07.2019

Die Vorbereitungen für die Auszeichnungsveranstaltung waren bereits in vollem Gange. Da kam er fast unbemerkt durch den Hofeingang und wartete einige Sekunden neben der Ziegelsteinwand der Freien Schule Anhalt. Doch er blieb nicht lange unbemerkt.

Viele Schülerinnen und Schüler hatten ihren Paten natürlich sofort erkannt und standen plötzlich Schlange für ein Foto mit ihm. Handball-Bundestrainer Christian Prokop hatte es sich als Pate des Projektes nicht nehmen lassen, der Auszeichnung der Freien Schule als „Schule ohne Rassismus - Schule mit Courage“ höchstpersönlich beizuwohnen.

„Rassismus und Diskriminierung sind keine Meinung. Wenn ich jemanden beleidige oder ihn blöd anmache, dann ist eine Grenze überschritten“, sagte Lux, die mit ihren Songs, von denen sie einige mit dem Chor der Freien Schule sang, zum Gelingen der Veranstaltung beitrug. „Ich bin stolz auf euch“, lobte auch Christian Prokop.

„Mit der Verleihung der Auszeichnung ,Schule ohne Rassismus’ habt ihr gezeigt, dass Miteinander, Teamgeist und Fair Play für euch gelebte Werte sind. Wir haben in der Handball-Bundesliga Spieler vieler Nationalitäten, die gut miteinander auskommen. Es ist ein ständiges Geben und Nehmen, ansonsten läuft das nicht“, erklärte Prokop. „Aber jetzt geht die Arbeit wie im Sport erst richtig los. Den Titel zu verteidigen, ist wesentlich schwieriger. Aber dabei unterstütze ich euch gern.“

Die Mädchen und Jungen der Freien Schule arbeiten seit einigen Jahren in verschiedensten Projekten gegen Rassismus und Diskriminierung. Sie veranstalten Projektwochen, erarbeiten Ausstellungen, besuchen selbst Gedenkstätten und Museen.

„All das sind Aktivitäten, die in unsere Bewertung einfließen. Die Freie Schule Anhalt hatte diesen Titel als elfte Schule im Landkreis schon lange verdient“, sagt Maik Reichel, der Direktor der Landeszentrale für politische Bildung, die diese Auszeichnung vergibt. Bis das entsprechende Schild aber an der Schule angebracht werden darf, gilt es einiges zu tun.

So richtig ins Laufen kam die Aktion an der Freien Schule in Köthen nach den Vorfällen um Markus B. im September letzten Jahres. „Alltagsrassismus ist nicht immer leicht zu erkennen. Zum Beispiel schon die Gruppeneinteilung ,Wir - und die anderen’ kann solch eine Ausdrucksform sein“, sagt Schulleiterin Heike Makk. Oberbürgermeister Bernd Hauschild war voll des Lobes. „Ich freue mich, dass die Freie Schule diese Auszeichnung bekommt. Wenn wir hier anrufen und fragen, ob sie mit einem Stand bei einem nützlichen Projekt dabei sein wollen, sind sie bisher immer dabei gewesen.“

Autor: Karl Ebert / Mitteldeutsche Zeitung