Auf ins Jahrzehnt des Handballs
DHB-Präsident Andreas Michelmann. - Foto: Kenny Beele
03.10.2021 Verband

Auf ins Jahrzehnt des Handballs

Berichte, Grußworte und Impulsvortrag im ersten Teil des 33. Ordentlichen Bundestages in Düsseldorf

Foto: Kenny Beele

Mit vielen Berichten und einem Impulsvortrag zum Thema Frauenhandball begann am Sonntagvormittag der 33. Ordentliche Bundestag des Deutschen Handballbunds im Maritim-Hotel in Düsseldorf. Schwerpunkte waren das Jahrzehnt des Handballs, die sportliche Bilanz, aber auch der Ausblick auf das Jahrzehnt des Handballs und die Bilanz der Strukturreform.

Mit Blick auf die Landkarte sah DHB-Präsident Andreas Michelmann sehr große Schritte, was den Weg der 22 Landesverbände in zehn Förderregionen wird. „Da sind wir auf einem guten Weg“, sagte Michelmann. In Sachen Frauenhandball setzt er auf die neue Arbeitsgruppe und deren Ergebnisse. „Wir alle sind Deutscher Handballbund – seit 2017 als Motto, gilt in kritischen Situationen, in Pandemie hat der deutsche Handball starke Geschlossenheit gezeigt“, sagte Michelmann ins einem Bericht.

„Strukturveränderungen sind eine gute Grundlage für sportliche Erfolg, Akzeptanz und Entwicklung des Handballs“, lobte der DHB-Präsident die Trennung von hauptamtlichen Vorständen und gewähltem Präsidium.

Mit den Großereignissen 2023, 2024, 2025, 2027 soll das Jahrzehnt des Handballs in Deutschland „Erlebnisse und Ergebnisse“ liefern, betont Michelmann: „Erst mit Top-Ergebnissen können wir von einem erfolgreichen Jahrzehnt des Handballs sprechen.“ Mit Blick auf die Olympischen Spiele 2028 in Los Angeles und das Thema Beachhandball forderte der DHB-Präsident, „in allen vier Disziplinen in der Weltspitze angekommen zu sein, dafür müssen wir unterschiedlich stark nachjustieren“.

EHF-Generalsekretär Martin Hausleitner. - Foto: Kenny Beele

Michelmann zog eine durchwachsene Bilanz der Nationalmannschaften: „Den Frauen fehlt eine stabile Struktur, den Männer die Breite an der Spitze, es fehlen die absoluten Topspieler und 2021 fehlt vor Olympia die Vorbereitungszeit. Insgesamt haben wir bei Männern und Frauen die Ziele nicht erreicht.“

Mit Blick auf die Zukunft betonte Michelmann: „Wir brauchen vielleicht einen klarere Aufgabenteilung im deutschen Handball: Der DHB kümmert sich primär um Entwicklung Nationalmannschaften, die Landesverbände primär um Mitgliederentwicklung. Akzeptanz und Stellenwert des Handballs heißt, dass viele kleine Kinder Handball spielen wollen.“

„Unser Ziel war, die Zahl von 800.000 Mitglieder zu stabilisieren, das war ambitioniert, die WM 2019 hat für einen positiven Schub bei Kindern ausgelöst Kinder, das wurde jäh von der Pandemie gestoppt.“ Der DHB war dann einseitig in Vorleistung gegangen und hatte 500.000 Euro für die Förderregionen bereitgestellt. Dennoch: „Wir haben bei den Jüngsten massiv an Mitglieder verloren, wir müssen Kinder für unseren Sport begeistern“, betonte Michelmann, der zudem bekanntgab, dass die große Mehrzahl der deutschen Handballer laut einer Befragung hinter dem DHB und seinen Zielen stehen.

DOSB-Vizepräsidentin Uschi Schmitz. - Foto: Kenny Beele

Zum Auftakt hatten Martin Hausleitner (EHF-Generalsekretär), Rainer Koch (Erster DFB-Vizepräsident) und Bernhard Schwank als Vertreter des Landes Nordrhein-Westfalen den DHB-Bundestags mit Grußworten eröffnet. Hausleitner widmete sich intensiv der Entwicklung des Frauenhandballs in Europa sowie dem Masterplan der EHF, Koch lobte das tolle Verhältnis der beiden Sportarten, speziell in der Interessenvertretung Teamsport Deutschland: „Handball und Fußball vermitteln Werte, wir stehen für Teamgeist, wir wollen mit unseren Großturnieren bewegen. Wie gut Teamsport Deutschland mittlerweile funktioniert, hat der gemeinsame Kampf für das 350-Millionen-Hilfspaket der Bundesregierung gezeigt. Das ist kein Gegeneinander, sondern ein Miteinander der großen deutsche Sportverbände.

In ihrem Impulsreferat setzte sich DOSB-Vizepräsidentin Uschi Schmitz intensiv mit der Entwicklung des Frauenhandballs auseinander. „Es ist sehr erfreulich, dass der DHB im Frauenhandball diese Strukturreform angeht, mit dem Ziel der Olympiateilnahme in Paris 2024 und einer erfolgreichen Heim-WM 2025. Denn nur solche Erfolge sorgen für öffentliches Interesse und Wahrnehmung.“ Nur zehn Prozent der medialen Berichterstattung in Deutschland drehen sich allgemein um Frauensport.

Mit Blick auf Skandinavien, speziell auf Norwegen, erläuterte Schmitz, wie dort Erfolge und Interesse Hand in Hand gehen und wie dort ein Konzept von der Nachwuchsspielerin zur Nationalspielerin erfolgreich durchgezogen. „Wir müssen das als Vorbild nehmen, um Frauenhandball auch in Deutschland bekannter zu machen. Dafür schaut der DHB schon über den Tellerrand, was andere Verbände in Deutschland, aber auch das Ausland betrifft.“ Gleiches gelte für die Einbindung von Frauen im Verband, Schmitz sprach sich für eine Frauenquote auch im DHB aus.

DFB-Vizepräsident Dr. Rainer Koch. - Foto: Kenny Beele

Es folgten die Berichte der DHB-Vorstände. Der Vorsitzende Mark Schober beleuchtete unter anderem die erfolgreich organisierte Männer-WM 2019, die dem DHB einen Gewinn von 3,6 Millionen Euro einbrachte, die zum Beispiel in die Mitgliederentwicklung investiert wurden. Jedes deutsche Spiel wurde von durchschnittlich 8,6 Millionen Zuschauern im Fernsehen geschaut. „Laut einer aktuellen Studie ist Handball drittbeliebteste TV-Sportart in Deutschland, noch vor Leichtathletik oder Biathlon“, sagte Schober. Daneben ging der Vorstandsvorsitzende auf die vielen Facetten und Projekte ein, die der DHB sportpolitisch in den vergangenen vier Jahren angestoßen hatte.

Sportvorstand Axel Kromer bilanzierte ebenfalls die A-Nationalmannschaften, stellte aber auch die Erfolge im Nachwuchsbereich und dem Beachhandball heraus. „Erstmals sind wir diesen Sommer auf dem ersten Platz des EHF-Jugendrankings, das ist ein Ansporn“, sagte Kromer, der ebenfalls betonte, wie wichtig das neue Konzept im Frauenhandball für die Gesamtentwicklung des DHB sei: „Wir brauchen starke Vereine, starke Ligen und erfolgreiche Nationalmannschaften.“

Finanz- und Recht-Vorstand Benjamin Chatton präsentierte sehr positive Zahlen, aber auch gute Erkenntnisse aus Sicht des Spielbetriebs in Corona-Zeiten. Marketing- und Kommunikations-Vorstand Thomas Zimmermann stellte unter anderem das Markenleibild, die Aktivitäten zu einem neuen Spieldatenportal und die Website dhb.de oder zahlreiche Kampagnen ins Zentrum seines Berichts: „Wir versuchen auf allen Kanälen zielgruppengerecht zu kommunizieren, um die Leute dort abzuholen, wo sie am besten erreichbar sind.“

Martin Goepfert, Leiter des Vorstandsbereichs Mitgliederentwicklung, stellte die aktuellen Zahlen vor, beim DHB rechnet man mit rund 25.000 Mitglieder, die pandemie-bedingt wegfallen. Insgesamt verliert der Handball damit leicht weniger Mitglieder als der deutsche Sport im Durchschnitt. DHB und Landesverbände gehen daher speziell zwei Altersgruppen an, um den Mitgliederschwund zu stoppen: Die 27- bis 40-Jährigen sollen durch alternative Spielmodelle und den Übergang ins Ehrenamt an die Vereine gebunden werden, die fünf- bis zehnjährigen Kinder sollen als neue Mitglieder geworben werden, zum Beispiel durch Grundschulaktionstage. „In keiner Altersgruppe kann man mit dem gleichen Aufwand die meisten Mitglieder gewinnen“, sagte Goepfert, der nochmals die Bedeutung des „Jahrzehnts des Handballs“ betonte: „Erfolgreiche Heimturniere und generell erfolgreiche Nationalmannschaften haben den letzten 20 Jahren für 90 Prozent der neuen Mitglieder gesorgt, allein die Heim-WM 2007 war für 70 Prozent der neuen Mitglieder seit 2001 der Grund, einem Verein beizutreten.“

Nach der Mittagspause wird der 33. Ordentliche DHB-Bundestag mit Wahlen, Ehrungen und Verabschiedungen fortgesetzt.

(BP)

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