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Brandenburger Stimme mit Gewicht

30.04.2024

Wolfgang Hartisch, Ehrenmitglied des Deutschen Handballbundes (DHB), vollendet am Dienstag, 30. April 2024, sein 85. Lebensjahr. Der Träger der Goldenen Ehrennadel des DHB war unter anderem von 2002 bis 2005 als Sprecher der Landes- und Regionalverbände Mitglied im Präsidium des DHB aktiv und gehörte von 2006 bis 2014 dem DHB-Entwicklungsrat an, der das DHB-Leitbild erarbeitet hat. Der Jubilar ist bis heute im Ehrungsausschuss für den DHB aktiv. 

Wolfgang Hartisch hat wie kein anderer über viele Jahrzehnte die Geschicke des Handballs in Brandenburg in unterschiedlichen ehrenamtlichen Funktionen geleitet und gestaltet: Von 1990 bis 2005 war er Präsident des Handball-Verbandes Brandenburg (HVB), anschließend wurde er zum Ehrenpräsidenten ernannt und stellte sich später von 2014 bis 2020 in Folge einer Vakanz noch einmal als HVB-Vizepräsident für Breitensport zur Verfügung. Sein jüngstes „Projekt ohne Amt“ ist die historische Aufarbeitung des Brandenburger Handballs, wo er gerade auf der Suche nach Dokumenten aus den 1950er Jahren ist, als das Handballspiel noch vorwiegend draußen auf Großfeld stattfand. 

Wolfgang Hartisch wurde in Müncheberg im Landkreis Märkisch-Oderland geboren und kam nach Anfängen als Fußballtorwart über den Sportunterricht in der 7. Klasse zum Handball. Dabei hatte er mit Theo Endert (1926-2023) einen äußerst kompetenten Handball-Fachmann als Sportlehrer, der selbst in den 1970er Jahren mit dem Buch „Schüler spielen Handball“ (zusammen mit Gerd Langhoff) einen Klassiker auf dem DDR-Sportbuchmarkt geschrieben hatte, der auch unter Sportstudierenden in der Bundesrepublik als gefragte Lektüre galt. Wolfgang Hartisch hat später an der Überarbeitung des Werkes hin zu „Handball in der Schule“ selbst mitarbeiten können; überhaut sollte Prof. Dr. Theo Endert später als Hochschullehrer an der Pädagogischen Hochschule (PH) Potsdam zum großen Förderer der beruflichen Karriere von Wolfgang Hartisch werden, der übrigens seine Abschlussarbeit als Student für Sport und Geschichte zum Thema „Bildung der gesamtdeutschen Olympia-Mannschaft 1964“ (in Tokio) verfasst hatte. 

Wolfgang Hartisch spielte ab 1956 in der BSG Motor Teltow-West und schaffte als A-Jugendlicher den Sprung in die Bezirksauswahl. Als Senior spielte er drei Jahre bei der HSG Wissenschaft Potsdam und ein Jahr bei Lokomotive Neuruppin. Bereits mit 20 Jahren erwarb der hochgewachsene Rückraumspieler und Abwehrspezialist seinen Übungsleiterschein und trainierte parallel Jugendmannschaften, bevor er seine Trainerkarriere im Seniorenbereich unter anderem von 1967 bis 1975 bei der HSG PH Potsdam mit mehreren Aufstiegen bis in die DDR-Liga krönte.  

Schon Mitte der 1970er Jahre begann die Funktionskarriere des Wolfgang Hartisch als Vorsitzender des Handall-Bezirksfachausschusses Potsdam und als Präsidiumsmitglied für Breitensport im Deutschen Handballverband (DHV) der DDR. Hier gehörte er nach der Maueröffnung 1989 auch der gemeinsamen Projektgruppe zur Zusammenführung der beiden deutschen Handballverbände an, bevor sich eine ehrenamtliche Tätigkeit als Leiter einer Arbeitsgruppe zur Bildung des Handball-Verbandes Brandenburg anschloss. Somit kann Wolfgang Hartisch heute zurecht als einer der „Gründungsväter des HVB“ bezeichnet werden: „Was wir damals gemacht haben, das war auch aus heutiger Sicht sehr weitsichtig“, erinnert sich der Jubilar, der sich gerade von einem gut überstandenen Schlaganfall erholt, mit Stolz und Zufriedenheit an diese bewegte Zeit mit Umbrüchen und Neuanfängen. 

Beruflich war Wolfgang Hartisch nach seiner Lehrtätigkeit im Schuldienst und als Dozent für Sportmethodik an der PH Potsdam später im Bezirkskabinett für Weiterbildung und nach der Wende unter anderem ab 1986 als Chefredakteur des Fachmagazins „Körpererziehung“ im Verlag Volk und Wissen, später im Pädagogischen Zeitschriftenverlag in Berlin bis zum Eintritt in den Ruhestand tätig. 

Die Stimme von Wolfgang Hartisch hat im Brandenburger Handball bis heute hohes Gewicht: klar in der Analyse und mit weitsichtiger Perspektive, dazu immer besonnen und zugewandt im Ton! Seinen 85. Geburtstag feiert Wolfgang Hartisch krankheitsbedingt im kleinen Kreis zusammen mit Ehefrau Karin, den drei Kindern und vier Enkeln und zwei Urenkeln an seinem Wohnort in Kleinmachnow bei Berlin: „Ich gratuliere Wolfgang Hartisch sehr herzlich und möchte mich ebenso herzlich bedanken für sein großartiges Lebenswerk im Handball und insbesondere für das, was er im DHB und im Land Brandenburg für die Weiterentwicklung unseres Sports geleistet hat. Alles Gute auf dem Weg zum 90., lieber Wolfgang,“ so lautet die Glückwunschadresse von Andreas Michelmann, dem Präsidenten des DHB, im Namen der gesamten Handballfamilie. 

Prof. Dr. Detlef Kuhlmann