DHBspotlight-Runde analysiert Norwegen-Spiel: Leider verloren, gut gekämpft
Die Runde in Heidelberg. - Foto: Steffen Hoffmann
22.01.2022 Verband

DHBspotlight-Runde analysiert Norwegen-Spiel: Leider verloren, gut gekämpft

Exklusive Einblicke ins Teamhotel in dritter Ausgabe zur EHF EURO 2022

Wie ist die Niederlage im zweiten Hauptrundenspiel gegen Norwegen zu bewerten? Aber auch: Wie verbringen die Corona-infizierten Spieler ihre Zeit auf dem Hotelzimmer? Im Mittelpunkt der dritten EM-Ausgabe von DHBspotlight am Freitagabend stand – wie bei der gesamten EHF EURO 2022 in Ungarn und der Slowakei bisher – nicht nur die sportliche Leistung der deutschen Männer-Nationalmannschaft, sondern unweigerlich auch die denkbar außergewöhnliche Situation für die Mannschaft und die isolierten Spieler in Bratislava. Um beides gebührend zu besprechen, hatte Moderator Kevin Gerwin Benjamin Matschke (Trainer der HSG Wetzlar), Torsten Jansen (Trainer vom Handball Sport Verein Hamburg) und erneut Uwe Gensheimer (langjähriger Kapitän der Nationalmannschaft) zu Gast. Für den Ausblick auf das Spiel gegen Schweden dabei: Mikael Appelgren, schwedischer Torhüter der Rhein-Neckar Löwen.

Uwe Gensheimer: „Haben sich nichts vorzuwerfen“

Das große Einstiegsthema muss die Runde nicht erst finden. Weil die gestrige Ausgabe zum ersten Mal in der Geschichte von DHBspotlight direkt im Anschluss an ein Spiel der Männer-Nationalmannschaft gesendet wurde, beginnen Kevin Gerwin und seine Gäste damit, die noch frischen Eindrücke vom Spiel gegen Norwegen (23:28) einzuordnen. Der Tenor: Leider verloren, aber gut gekämpft. „Ich fand es gar nicht so schlecht“, findet etwa Trainer Torsten „Toto“ Jansen, der aus Hamburg zugeschaltet ist. „Ich hatte die Hoffnung, dass sie das Ganze nochmal kippen können, als sie zwei, drei schnelle Tore gemacht haben.“ Ähnlich sieht’s DHBspotlight-Experte Uwe Gensheimer im Heidelberger Studio: Die Mannschaft habe einen „überragenden Start mit starker Deckung“ hingelegt und zu Anfang noch leichte Gegenstoßtore gemacht, dann aber nachgelassen. „Trotzdem haben sie sich nichts vorzuwerfen“, sagt Gensheimer. Durchaus optimistisch klingt auch Benjamin Matschke: „Wenn man der Mannschaft die Zeit gibt, sich einzuspielen, glaube ich schon, dass wir gegen Schweden und Russland beide Spiele gewinnen können.“

Bevor der Blick auf das nächste Spiel gegen Schweden fallen kann, wandert er dann aber erst mal ins Hotelzimmer von Till Klimpke. Der Torwart, der positiv auf das Corona-Virus getestet wurde, sitzt dort seit einigen Tagen fest, kann sich aber zuschalten. „Ich merke nicht viel von Corona“, sagt der 23-Jährige. Was er durchaus merken dürfte: Langeweile – und Platznot. Zwar haben die isolierten Spieler von DHB-Athletiktrainer David Groeger ein Fitnessprogramm erhalten, aber wenig Platz für die Übungen. Essen und Trinken bekommen die isolierten Spieler über ihre Mannschaftskollegen – jeder Corona-Erkrankte hat einen Paten. Für Till Klimpkes Verpflegung ist Daniel Rebmann zuständig. Und zwischen den

Malzeiten? Neben dem täglichen Corona-Test und der ärztlichen Visite haben die Spieler viel Leerlauf. „Man schaut viel Netflix“, verrät Till Klimpe, der die Isolation nutzt, um noch einmal seine Lieblingsfilmreihe durchzuschauen: „The Fast and the Furious“. „Ich kann mir das überhaupt nicht vorstellen“, sagt Torsten Jansen, was alle denken. „Aber das ist eine Erfahrung, die einen vielleicht auch schlauer macht.“

Die faszinierende Unbekümmertheit des Julian Köster

Im Zentrum der Aufmerksamkeit dieser DHBspotlight-Folge stehen aber zwei andere Spieler: Julian Köster und Johannes Golla. Köster, weil er nicht nur „Player of the Match“ im Spiel gegen Polen wurde, sondern auch gegen Norwegen furchtlos ablieferte. Und Golla, weil er als frischgebackener Kapitän eine souveräne Figur macht – in einer Situation, auf die ihn niemand vorbereiten konnte. „Julian Köster, wie cool ist der Typ bitte?“, will Moderator Kevin Gerwin wissen. „Man sieht an der Berichterstattung und daran, wie gerade reden, die Sehnsucht nach einem Star“, sagt Benjamin Matschke. Den 21-jährigen Zweitligaspiele zeichne seine Unbekümmertheit aus. Und doch: „Man merkt schon, welch großen Rucksack er trägt. Aber jeder Fehler, alles macht ihn im Moment besser. Er saugt das auf wie ein Schwamm“, sagt Matschke weiter. Kapitän Johannes Golla kommt in der DHBspotlight-Folge sogar selbst zu Wort. „Echt super, wie er sich einbringt“, sagt Golla, zugeschaltet aus dem Hotel, über seinen Mannschaftskollegen. Und über die Leistung der Mannschaft: „Auf jeden Fall haben wir heute alles gegeben. Das können wir uns auf die Fahne schreiben.“

Zeit zum Ausruhen bleibt dem Gislason-Kader aber auch diesmal nicht. Am Sonntag steht das dritte Hauptrundenspiel auf dem Plan: Schweden, erneut ein starker Gegner. „Das ist eine Top-Mannschaft“, fasst Johannes Golla zusammen. Besonders gefährlich könnte am Sonntag der Rückraumspieler Jim Gottfridsson werden. Ihn kennt Johannes Golla besonders gut, denn beide stehen beim SG Flensburg-Handewitt unter Vertrag. „Ich weiß, wozu er imstande ist“, sagt Golla. Mit Mikael Appelgren hat das DHBspotlight-Team sogar einen echten Experten für den schwedischen Handball in der Runde. Und auch Appelgren blickt gespannt auf das Spiel, das „vom Gefühl her ein Derby“ sei. „Die Erwartung ist, dass Deutschland sehr hart in der Abwehr spielt“, sagt Appelgren. „Ich hoffe natürlich, dass unser Tempospiel sehr gut ist.“ Die Vorzeichen dürften – aus schwedischer Sicht – jedenfalls gut stehen. Die Polen waren gegen die schwedische Mannschaft am Freitagabend chancenlos, verloren 18:28. „Gegen Spanien hätte ich schon ein besseres Spiel erwartet. Aber wir sind jetzt besser im Rhythmus und haben mehr Selbstvertrauen“, sagt Mikael Appelgren. Es dürfte ein schweres Spiel werden, das auf die deutschen Männer zukommt – da ist sich die Runde einig. „Mit denen muss man immer rechnen“, formuliert es Torsten Jansen. „Ähnlich wie mit Norwegen.“

(Silas Schefers)

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