„Immer mit Kopf spielen!“
Benjamin Herth. - Foto: Bayerischer Handball-Verband
24.09.2021 Landesverbände

„Immer mit Kopf spielen!“

Interview mit Benjamin Herth, Landestrainer Nord beim Bayerischen Handball-Verband

Benjamin Herth ist neuer Landestrainer Nordbayern. Seit dem 01. September bekleidet „Benni“ die neu geschaffene Landestrainerstelle für Nordbayern im BHV, gemeinsam mit Landestrainer Christoph Kolodziej, der sich auf Südbayern konzentriert. Der ehemalige Bundesligaspieler entstammt der TG Biberach. In der 1. und 2. Bundesliga spielte er für Vereine wie HBW Balingen-Weilstetten, TBV Lemgo, TuS N-Lübbecke, SC DHfK Leipzig und die Rimparer Wölfe. Aktuell ist er noch für die Rotmilane des HSC Bad Neustadt aktiv. Als Trainer war er bei der JSG Balingen-Weilstetten und der Auswahl Neckar-Zollern sowie bei Fördertrainings und Aktionstagen der DJK Rimpar tätig.

Die Redaktion des BHV hat mit Hertz über Jugendförderung, Pläne für den BHV und die Herausforderungen für den Handball gesprochen – das Vorstellungsinterview!

BHV: Lieber Benni, herzlich willkommen beim Bayerischen Handball-Verband! Du bist unser neuer Landestrainer Nordbayern – was  hat dich dazu bewogen, die Trainerlaufbahn einzuschlagen?
Benjamin Herth: Hallo, vielen Dank! Ich bin zum einen familiär etwas vorbelastet (grinst), meine Mutter und mein Vater sind eigentlich seit ich denken kann beide als Trainer aktiv und ich wurde auch sehr früh bereits mit eingespannt. So gut es ging habe ich nebenbei immer auch im Trainerbereich gearbeitet und die entsprechenden Lizenzen erworben. Ich hatte immer viel Spaß dabei, mit Kindern zu arbeiten und habe dann ja auch Lehramt studiert. Als ich dann von mehreren Seiten gehört hatte, dass beim BHV ein Landestrainer gesucht wird, dachte ich mir, das könnte etwas für mich sein (lacht). Jetzt freue ich mich vor allem darüber, dass es geklappt hat.

Hattest Du einen guten Start bei uns? Wie waren deine ersten Tage beim BHV?
Benjamin Herth:
Ich hatte einen super Start, meine ersten Eindrücke sind sehr positiv: Ich denke, man kann schon von einer familiären Atmosphäre in der Geschäftsstelle sprechen, alle sind sehr nett und hilfsbereit, ich bin auf jeden Fall gut aufgenommen worden. Ich werde die ganzen verschiedenen Eindrücke der ersten Tage erstmal sortieren müssen, aber bisher ist alles gut (grinst).

Was sind deine Pläne beim BHV? Wie willst du den Handball in Bayern voranbringen?
Benjamin Herth:
Zunächst mal muss ich mir einen Überblick über den Status Quo verschaffen, damit wir dann ganz gezielt einzelne Punkte verbessern können. Viele Sachen laufen ja schon sehr gut, und was die ersten konkreten Schritte sind, an denen wir ansetzen, werden wir dann gemeinsam im Team festlegen.

Welche Erfahrungen aus deiner aktiven Zeit willst du Auswahlspieler*innen gerne vermitteln?
Benjamin Herth:
Ich halte es für wichtig, dass eine Spielerkarriere im Handball gesamtheitlich betrachtet wird, und nicht nur auf das Geschehen auf dem Handballfeld reduziert gesehen wird. Es gibt nicht nur den handballerischen Part, sondern das große Ganze ist extrem wichtig – Dinge wie Persönlichkeitsentwicklung, professionelle Einstellung, die entsprechende körperliche Entwicklung. Nicht nur das handballerische Talent ist entscheidend, man muss vor allem die Lust und den Willen dazu haben, sich eine Laufbahn als Profihandballer hart zu erarbeiten.

Als ehemaliger Spieler der TG Biberach und dann bei der JSG Balingen/ Weilstetten hast du es auch ohne Internatsumfänge zu den Profis geschafft. Wie siehst du das Verhältnis von  Leistungszentren mit Internatsausbildung zu kleineren Vereinen ohne entsprechende Einrichtungen?
Benjamin Herth:
In meinem Fall war es gut möglich, auch ohne Internat entsprechend hohe Trainingsumfänge absolvieren zu können. Ich habe auch sehr lange mehrere Sportarten ausgeübt und davon denke ich sehr profitiert, den polysportiven Ansatz halte ich nach wie vor für sehr wichtig. Natürlich haben Leistungszentren mit Internat ihre Vorteile und auch bei mir gab es Überlegung, damals nach zum SC Magdeburg zu gehen. Wir haben uns dann aber dagegen entschieden, weil das Trainingsangebot und die Perspektive bei uns in Württemberg sehr gut war. Das war dann schon ein größerer Aufwand mit vielen Fahrten und nur mit Unterstützung der Eltern möglich, aber wenn man unbedingt will, findet man immer einen Weg. Kurz gesagt denke ich nicht, dass es hier einen Königsweg gibt, jeder Spieler muss schauen, wo er sich am wohlsten fühlt und wie er sich optimal entwickeln kann. Viele Wege führen nach Rom (lacht).

Worauf legst du bei Auswahlspieler*innen besonders wert? Gibt es den perfekten Jugendspieler?
Benjamin Herth:
Die eierlegende Wollmilchsau gibt es nicht, nein. Jeder Spieler bringt ganz eigene Qualitäten mit, die ihn ausmachen und ihn auch von anderen unterscheiden. Handballerisch gesehen gibt es also wohl keinen perfekten Jugendspieler, auch wenn Leidenschaft, Disziplin und unbedingter Wille sicher unbedingt nötig sind. Im Bezug auf handballerische Technik und Taktikt ist mir wichtig, die einzelnen Stärken hervorzuheben. Viele Jugendliche, die später richtig gut werden, können ein-zwei Techniken überragend gut und kommen deswegen irgendwann oben an. Ich will bei den Spielern das Bewusstsein für so eine Art „Super Power“ forcieren, die später einmal den Unterschied machen kann, und diese persönlichen Stärken und die Arbeit daran fördern.

Wie interpretierst du Handball? Welche Aspekte gefallen dir am besten?
Benjamin Herth:
Durch meine eigene Karriere schätze ich natürlich schon spielerische Qualität und eine trickreiche, variable Spielweise (grinst). Immer mit Kopf spielen, ein guter Ballfluss und eine technisch versierte, kreative Spielanlage mit überraschenden Ideen und Blick für den Nebenmann sind mir lieber, als die Dinge nur mit Kraft lösen zu wollen.

Welche Herausforderungen sieht du allgemein für den Handball in nächster Zeit?
Benjamin Herth:
Die Corona-Problematik hat dem Handball natürlich nicht gutgetan und wir haben sicherlich Kinder dadurch verloren. Wir müssen jetzt schauen, den Restart so gut wie möglich zu gestalten und die Leute wieder für Handball zu begeistern – für das Gemeinschaftsgefühl, die sozialen Kontakte in der Halle, den Spaß am Training. Handball ist ein geiler Sport – das müssen wir transportieren und dafür sorgen, dass die Kinder zu uns kommen und dann auch dabei bleiben.

Wenn du nicht gerade in der Halle stehst – was macht du in deiner Freizeit?
Benjamin Herth:
Ich verbringe gern viel Zeit mit der Familie in der Natur, wir gehen gerne mit den beiden Töchtern – 5  und 7 Jahre alt – und unserem Hund spazieren und verbringen möglichst viel Zeit draußen. Sonst mache ich natürlich viel Sport auch abseits vom Handball, ich habe zum Beispiel gerne viel Tennis gespielt, aber da zwickt der Rücken gerade etwas. Meine Frau ist Tennistrainerin, da ist klar, dass auch Tennis eine größere Rolle bei uns spielt und wir schauen dann gerne beim Tennisclub vorbei, verbringen Zeit gemeinsam und spielen ein bisschen – ähnlich wie beim Handball auch, am besten verbringt man den ganzen Tag in der Halle (lacht).

Lieber Benni, herzlichen Dank für das Gespräch und viel Erfolg beim BHV!

(Interview: Bayerischer Handball-Verband)

News