Lehrer für Handball-Generationen
Alt-Bundestrainer Werner Vick (rechts) mit Herbert Lübking. - Foto: imago images/WEREK
03.12.2020 Verband

Lehrer für Handball-Generationen

Zum 100. Geburtstag im Gedenken an Alt-Bundestrainer Werner Vick

Werner Vick, der frühere DHB-Bundestrainer der Männer-National-mannschaft, wäre am 3. Dezember dieses Jahres 100 Jahre alt geworden. Der gebürtige Hamburger war nach Fritz Fromm (1913-2001) von 1955 bis 1972 der zweite Bundestrainer in der Geschichte des DHB und der letzte, der das Team sowohl auf dem Feld als auch in der Halle coachte. Von 1973 bis 1981 übernahm Werner Vick anschließend die Nationalmannschaft der Frauen, auf ihn folgte Gerd Tschochohei. Bei den Männern war der Berliner Sportpädagoge Prof. Horst Käsler (1926-1987) Nachfolger von Vick, bevor Vlado Stenzel ab 1974 verpflichtet wurde. Vick gehört wie einst Fritz Fromm und später Armin Emrich zu jenen Bundestrainern in der DHB-Geschichte, die neben den Männern auch das Frauen-Team betreuten.

Werner Vick war selbst ein äußerst erfolgreicher Handballer. Mit seinem Verein SV Polizei Hamburg gewann er zwischen 1941 und 1955 als Spieler und als Spielertrainer sechs deutsche Meisterschaften im damals viel populären Feldhandball sowie von 1950 bis 1953 die ersten vier Titel in Serie bei den neu eingeführten Meisterschafts-Endrunden im Hallenhandball. Werner Vick bestritt insgesamt 39 Länderspiele, davon 14 in der Halle. Er wurde mit der Nationalmannschaft 1952 in der Schweiz und 1955 in der Bundesrepublik Deutschland Feldhandball-Weltmeister und 1954 Vize-Weltmeister in der Halle in Schweden. Zu den Haupttorschützen mit Werner Vick als Abwehrspezialist zählten damals u.a. Bernhard Kempa (1920-2017) von Frischauf Göppingen, Heinrich („Hein Daddel“) Dahlinger (1922-2008) vom TV Hassee-Winterbek Kiel und Walter („Spitze“) Schädlich (1922-2016) von den Sportfreunden Hamborn 07. Nach Beendigung seiner Karriere wurde Werner Vick zum DHB-Bundestrainer berufen.

Bei der Hallen-Weltmeisterschaft 1958 in der DDR belegte er mit der gesamtdeutschen Mannschaft Platz 3 (16:13 Sieg gegen Dänemark). Feldhandball-Weltmeister wurde er mit dem gesamtdeutschen Team 1959 in Österreich; 1963 in der Schweiz erlangte er den Titel als Vize-Weltmeister hinter dem Team der DDR: „Werner Vick war ein sehr kompetenter Trainer, der genau wusste, wie er uns Spieler einstellen musste, um die optimale Leistung für die Mannschaft zu erzielen. Gleichzeitig war er aber auch ein väterlicher Freund für uns“, erinnert sich der 79-jährige Herbert Lübking (früher Grün-Weiß Dankersen, heute GWD Minden), einst weltbester Handballer, der von 1962 bis 1973 alle seine 139 Einsätze und 650 Tore unter Werner Vick erzielte und 1966 mit Vick als Trainer „ewiger“ Weltmeister auf dem Großfeld bei der 7. und letzten WM in Österreich in Turnierform wurde, und zwar punktgleich, aber mit dem besseren Torverhältnis vor der Auswahl des Deutschen Handballverbandes der DDR.

Der gelernte Überseekaufmann Vick war Leiter einer Polizeikantine in Hamburg und ab 1964 hauptberuflich als Dozent für Handball an der Deutschen Sporthochschule Köln tätig, wo er Generationen von Sportstudierenden in die Vermittlung des Handballspiels einführte. Dazu hatte er selbst Anfang der 1970er Jahre eines der ersten deutschsprachigen Lehrbücher zur „Schulung des Hallenhandballs“ (2 Bände) als Mitglied der Technischen Kommission des DHB mitverfasst.

Werner Vick ist am 6. Dezember 2000 an seinem Wohnort in Neetze-Süttorf (Landkreis Lüneburg) verstorben. Der Nachlass aus seinem „Handball-Zimmer“ ist völlig unerwartet Anfang 2018 an seinem Wohnsitz aufgetaucht. Auf Initiative von Gerald Glöde, dem langjährigen Geschäftsführer des Handballverbandes Niedersachsen, der selbst als Student in Köln bei Vick Handballkurse belegt hatte, wurde dieser sensationelle Fund gesichtet und gesichert: Goldmedaillen von Weltmeisterschaften, Pokale, Wimpel, Urkunden, persönliche Fotoalben und Briefe, Bücher, Lehrfilme etc. sind jetzt in Hannover archiviert und warten immer noch auf eine (die erste) Präsentation – vielleicht demnächst in einem Handball-Museum?

Prof. Dr. Detlef Kuhlmann

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