Modischer Trendsetter mit Goldknie
Manfred Hofmann bejubelt den WM-Titel 1978. - Foto: Imago Images/Sven Simon
30.01.2023 Verband

Modischer Trendsetter mit Goldknie

Weltmeister-Torwart Manfred Hofmann wird 75 Jahre alt

Manfred („Hoppes“) Hofmann, überragender Torwart der Weltmeister-Mannschaft des DHB im Jahre 1978 in Dänemark, vollendet am Montag, dem 30. Januar, sein 75. Lebensjahr. Der in Großwallstadt geborene und immer für den TV Großwallstadt spielende Manfred Hofmann bildete bei der Weltmeisterschaft zusammen mit Rudi Rauer (1950-2014, damals TuS Wellinghofen) und Rainer Niemeyer (1955-2016, damals Grün-Weiß Dankersen) das Torwart-Trio als die Nummer eins von Bundestrainer Vlado Stenzel (88). Beim 20:19-Finalsieg gegen den hohen Favoriten Sowjetunion gehörte er zu den überragenden Spielern und hielt allein drei Siebenmeter. 

Apropos Siebenmeter: Vielen (älteren) Handall-Fans ist sicher noch der „irre“ Moment in Erinnerung, als „Hoppes“ am 6. März 1976 im Olympia-Qualifikationsspiel gegen die DDR im heutigen Chemnitz (damals Karl-Marx-Stadt) beim Stande von 8:11 in letzter Aktion mit seinem „Goldknie“ einen Siebenmeter parierte, der der DHB-Auswahl die Teilnahme an den Olympischen Spielen in Montreal sicherte, wo die Mannschaft mit Hofmann schließlich den 4. Platz nach einer 18:21-Niederlage gegen Polen belegte. 

Manfred Hofmann war auch Trendsetter, was die Torwartkleidung in den 1970er Jahren angeht: Auf Anraten von Vlado Stenzel (selbst früher Handalltorwart) spielte Hofmann wegen der psychologischen Wirkung („optische Anziehungskraft für den Gegner“) in einem kanariengelben zweiteiligen Torwartanzug. Mehr noch: Bundestrainer Stenzel setzte seine Nummer eins im Tor z.B. zur „heimlichen“ Spielbeobachtung 1975 als Kameramann ein, um die DDR-Auswahl im Spiel gegen Rumänien beim dortigen Karpatenturnier zu beobachten. Später waren die DDR-Spieler um Kapitän Wolfgang Böhme (73) völlig verblüfft, als dieser „inoffizielle“ Kameramann plötzlich im DHB-Tor stand. 

Der 1,91 Meter große Manfred Hofmann bestritt insgesamt 110 Länderspiele für den DHB. Dem TV Großwallstadt hielt er 16 Jahre lang als Torwart in über tausend Spielen die Treue; 1982 nahm er Abschied vom Leistungssport, blieb aber seinem TVG über viele Jahre weiterhin in anderen Funktionen (zum Beispiel in der TVG-Akademie) verbunden und stand auch zeitweilig als Trainer für TVG-Mannschaften zur Verfügung. 

Mit dem TVG wurde „Hoppes“ 1973 (erstmals) Deutscher Meister im Feldhandball. Weitere Meistertitel in der Halle gab es mit ihm mit dem TVG in den Jahren 1978, 1979, 1980 und 1981, ferner 1980 Gewinn des DHB-Pokals und des Supercups sowie international 1979 und 1980 der Gewinn des Europapokals der Landesmeister: „Manfred war sportlich als Torhüter überragend, blieb immer ruhig und besonnen, auch außerhalb des Spielfeldes war er bescheiden. Bei unseren zahlreichen Feierlichkeiten damals hat er sich immer vornehm zurückgehalten“, erinnert sich der 104-malige DHB-Nationalspieler und Linkshänder Kurt Klühspies (70) ebenfalls Großwallstädter Urgestein (546 Spiele und 1532 Tore) und mit Jubilar 1978 Weltmeister. 

1979 war Manfred Hofmann „Handballer des Jahres“ und damit Nachfolger von Heiner Brand (70), der die 1978 erstmals vergebene Auszeichnung zuvor erhalten hatte; Manfred Hofmann wurde für seine sportlichen Erfolge zweimal mit dem Silbernen Lorbeerblatt durch den damals amtierenden Bundespräsidenten Karl Carstens ausgezeichnet. Beruflich war der Vater zweier Kinder bis zum Eintritt in den Ruhestand als Abteilungsdirektor bei der Sparkasse Hanau tätig.  

Sein erstes Länderspiel für den DHB bestritt Hofmann „draußen“ im Juni 1969 gegen die Schweiz im Stadion Bieberer Berg in Offenbach auf Großfeld. Das war deswegen ein besonderes „Heimspiel“ für ihn, weil ihm die Offenbacher Kickers zuvor einen Profivertrag als Fußballtorwart angeboten hatten … „Hoppes“ blieb aber dem kleineren Ball treu, krönte seine Karriere 1978 als Weltmeister und musste diese 1980 „zwangsläufig“ beenden, als feststand, dass das NOK der Bundesrepublik Deutschland die Olympischen Spiele in Moskau aus politischen Gründen boykottieren würde. 

(Prof. Dr. Detlef Kuhlmann)

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