Nachwuchs-Diskussion und Handball-Kabarett
Abendprogramm mit Handball-Talk. - Foto: Kenny Beele
02.10.2021 Verband

Nachwuchs-Diskussion und Handball-Kabarett

Der Vorabend des DHB-Bundestags bietet allen Delegierten ein weites Feld an Information, Unterhaltung und Gesprächsstoff

Bundesratssitzung am Nachmittag. - Foto: Kenny Beele

Die Situation des deutschen Handball-Nachwuchses, gepaart mit Kabarett und Drei-Gang-Menü – so gestaltete sich für die Delegierten der Vorabend des DHB-Bundestags in Düsseldorf. In seiner Begrüßung bedankte sich DHB-Präsident Andreas Michelmann bei den Vertretern der Sportstadt Düsseldorf und des PSD BANK DOME als Gastgeber und begrüßte an Ehrengästen unter anderem EHF-Generalsekretär Martin Hausleitner, DHB-Ehrenpräsident Ulrich Strombach sowie Rainer Koch, 1. Vizepräsident Deutscher Fußballbund.

Zudem blickt Michelmann kurz auf die Bundesratssitzung am Samstagnachmittag zurück: „Der Bundestag wurde sehr gut vorbereitet. Das war eine sehr konstruktive und kooperative Arbeit. Und es freut mich, dass sehr viele junge Leute beim Bundestag sind.“

Und um junge Handballer ging es dann in der Diskussionsrunde mit DHB-Kommunikationsleiter Tim Oliver Kalle. Erik Wudtke, Bundestrainer U18/U19 und zugleich Assistent von A-Bundestrainer Alfred Gislason, sowie U20/U21-Bundestrainer Martin Heuberger, der just die U19 zum EM-Titel in Kroatien geführt hatte, sprachen über Nachwuchsentwicklung und Talentförderung. Über allem stand das Jahrzehnt des Handballs in Deutschland, das 2023 mit der Junioren-Weltmeisterschaft beginnt und mit der Männer-EM 2024, der Frauen-WM 2025 und der Männer-WM 2027 fortgesetzt wird.

DHB-Präsident Andreas Michelmann. - Foto: Kenny Beele

Nach seinem fünften Titel als DHB-Nachwuchs-Bundestrainer erhielt Heuberger standing ovations von den Delegierten – und ließ alle nochmals teilhaben am Turnier: „Das war ein einmaliges Erlebnis, denn diese Goldmedaille spricht für die gute Nachwuchsarbeit und Kommunikation von DHB, Landesverbänden und Vereinen, sonst wäre dieser Titel nicht möglich gewesen.“

Nur 20 Tage Vorbereitung hatten Heuberger und sein Assistent Klaus-Dieter Petersen, um das Team auf Kurs zu bringen. „Das war die spannendste Aufgabe, die ich jemals übernommen habe. Einige Leistungsträger hatten abgesagt, es gab einige Verletzte während des Turniers, aber die Mannschaft hat das souverän weggesteckt und Charakter gezeigt“, beschrieb Heuberger den Weg zur Goldmedaille.

Erik Wudtke erklärte derweil, wie es der DHB geschafft habe, die Corona-Jahrgänge 2004/2005 zu sichten und auf Kurs zu bringen. „Erst wurde in Camps gesichtet, so dass wir im Sommer bei den Ruhr Games um im Rahmen des DFJW die ersten Länderspiele absolviert werden konnten. Das waren wichtige Erkenntnisse für die Talent-Entwicklung. 2022 warten dann die ersten Turniere wie EYOF und EM – das werden für Spieler und Trainer Highlights, die sie nie vergessen werden.“

Wudtke nannte in diesem Zusammenhang die Jugend-Weltmeisterschaft 2019 in Nordmazedonien, als Deutschland hinter Ägypten WM-Silber gewann. „Da haben alle unglaubliche, gemeinsame Erfahrungen gemacht. Die Spieler haben erlebt, wie gemeinsamer Erfolg aussieht, aber auch, wie wichtig es ist, die eigene Leistung ins Team einzubringen. Und am Ende haben sie gelernt, wie man eine Niederlage verarbeitet.“

Foto: Kenny Beele

Beide DHB-Nachwuchstrainer hoben aber auch hervor, wie wichtig die tägliche Arbeit im Verein für die Talente ist. „Sie bekommen Erfahrung im Training und in den Spielen, und es ist für jedes Talent wichtig, sich im Seniorenbereich durchzusetzen, sich in jedem Training gegen gestandene Bundesliga- und Nationalspieler zu bewähren“, hob Heuberger hervor.

Wudtke merkte an, wie bedeutsam in der gesamten Entwicklung die gute Kooperation zwischen Vereinstrainer, Auswahltrainern und DHB-Trainer sein, und dass alle Seiten einen „Trainer-Overkill“ vermeiden sollten: „Hinter jedem guten Athleten steht ein guter Trainer, das ist ein Geben und Nehmen zwischen Sportlern, Vereinstrainern und DHB-Trainern.“

Alle Beteiligten waren sich einig, dass das Jahrzehnt des Handballs eine besondere Motivation für die aktuellen Talente sei. „Was der DHB geschafft hat, ist einmalig, so viele internationale Turniere an Land zu ziehen. Gerade die WM 2027 ist die Perspektive für die aktuellen Junioren. Was gibt es Schöneres als solche Ziele, eine WM im eigenen Land zu spielen?“, sagte Heuberger.

Bereits im Oktober erhalten viele Talente die Chance, bei Alfred Gislason und Erik Wudtke beim nächsten A-Nationalmannschaftslehrgang in Hennef vorzuspielen. „Das ist eine tolle Gelegenheit für die Jungs, sie erleben hautnah, wie der Anschluss des Nachwuchsbereichs and die A-Nationalmannschaft funktioniert“, meint Wudtke.

Und obwohl nicht alle Nachwuchs-Nationalspieler später im A-Team auflaufen können, seien sie wichtig für den Handball, betonten die Nachwuchs-Bundestrainer. „Sie übernehmen Verantwortung, sie werden dem Handball guttun, in welchem Bereichen auch immer, sie können ganz wichtige Multiplikatoren für den Sport Handball sein, siehe Jaron Siewert, der jetzt Bundesligatrainer in Berlin ist“, sagte Wudtke.

Einen detaillierten Bestellzettel von A-Trainer Gislason gebe es mit Blick auf die Olympischen Spiele 2024 und 2028 zwar noch nicht, aber: „Wir sind im Nachwuchs so erfolgreich, dass wir die Trends setzen und wir uns nicht vor anderen Ländern verstecken müssen. Und ich denke, dass Erik Alfred schon einiges geflüstert hat“, sagte Heuberger.

Beide werden sich am 7. November im PSD BANK DOME in Düsseldorf am Tag des Handballs am 7. November wiedersehen. Heuberger trifft mit der Junioren-Nationalmannschaft in einem Testspiel auf Ungarn, Wudtke als Co-Trainer der A-Nationalmannschaft auf Portugal. Und beide freuen sich auf Europameisterschaften in 2022: die Jugend spielt in Montenegro, die Junioren wollen ihre Goldmedaille in Portugal verteidigen.

Wolfgang Trepper. - Foto: Kenny Beele

Nach dem Hauptgang durfte dann gelacht werden, denn ein ehemaliger Handball-Manager und heutiger Kabarettist begeisterte die Delegierten des DHB-Bundestags in der Arena: Wolfgang Trepper, ein Mann mit eigener Handballgeschichte als Manager des damaligen Bundesligisten OSC Rheinhausen. Er berichtete von Prozessen, die er gegen das heutige DHB-Präsidiumsmitglied Andreas Thiel verloren hatte, den ersten Vertrag für den späteren Welthandballer Daniel Stephan („100 Mark schwarz“), die Nachricht an den früheren Bundestrainer Petre Ivanescu, was auf seiner Garderobentür stand, oder als er für Hotti Bredemeier ein Gegnervideo drehen sollte, aber vergas die Klappe vor dem Kamera-Objektiv zu entfernen.

Und danach ließ er die Delegierten des DHB-Bundestags wissen, warum früher alles besser war – zum Beispiel, die ZDF-Hitparade oder die Bundesliga-Konferenz im Radio. Aber er wusste auch: „Handball hat tolle Persönlichkeiten – und Sport ist wichtiger als Marketing.“

(BP)

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