Manfred Prause - eine Legende wird 80
Manfred Prause mit DHB-Präsident Andreas Michelmann in München 2018. - Foto: Sascha Klahn
10.09.2019 Schiedsrichter

Manfred Prause - eine Legende wird 80

Der langjährige Schiedsrichter und Schiedsrichterchef der EHF und IHF hatte 2017 seine Karriere beendet

Es gibt viele beeindruckende Zahlen aus der Karriere von Manfred Prause, der heute (10. September) seinen 80. Geburtstag feiert, aber ganz oben steht die 360.000. So viele Punkte hat der Offenburger nur dank Handball auf seinem Bonusmeilenkonto angesammelt. Prause ist viel rumgekommen in seiner Zeit als Schiedsrichter, noch mehr als Delegierter und später als EHF- und IHF-Schiedsrichterchef. Dass dies einmal so kommen würde, damit konnte man 1964 nicht rechnen, als der südbadische Auswahlspieler im Alter von 25 Jahren Schiedsrichter wurde - im Gespann mit Erhard Hofmann, der schon in der Schule sein Banknachbar war.

1975 schafften es beide in den DHB-Bundesligakader, nur rund ein Jahr später waren sie IHF-Schiedsrichter. Ihre erste WM-Teilnahme hatte Prause/Hofmann bei der Frauen-Weltmeisterschaft 1986 in den Niederlanden, zwei Jahre später folgte die Nominierung für die Olympischen Spiele in Seoul. Dort hatten sich die beiden im Eröffnungsspiel Sowjetunion gegen Jugoslawien so gut geschlagen, dass sie später sogar das Männer-Finale der siegreichen Sowjets gegen die koreanischen Gastgeber leiten durften.

Die Delegiertenkarriere des früheren Vermessungsingenieurs bei der Stadt Offenburg begann fast zufällig: Der damalige DHB-Präsident Jürgen Hinrichs nahm Prause als Gast mit zum Gründungskongress der EHF 1991 in Berlin. Ohne es im Vorfeld abzustimmen, schlug Hinrichs ihn für das Amt des ersten EHF-Schiedsrichterchefs vor - und Prause wurde im ersten Wahlgang gewählt und hatte den Posten bis 2000 inne.

Ab 1995 arbeitete Prause auch in der IHF-Regelkommission mit, war an vielen Regeländerungen beteiligt: „Ich bin so etwas wie der Vater der schnellen Mitte“, sagt er heute - und steht auch zu den von ihm auf den Weg gebrachten letzten großen Regeländerungen wie den siebten Feldspieler.

2009 wurde Prause zum IHF-Schiedsrichterchef gewählt. Nach acht Jahren an der Spitze trat er 2017 ab - und hinterließ seinem spanischen Nachfolger Ramon Gallego ein bestelltes Feld. Nach 53 Jahren als Schiedsrichter und Offizieller war die Männer-WM 2017 in Frankreich sein letztes Turnier - nachdem er für EHF und IHF für die Schiedsrichteransetzungen von über 7000 Spielen verantwortlich war.

Jetzt genießt der Vater von zwei Töchtern den Ruhestand - und denkt dabei auch an sein letztes Spiel als Schiedsrichter zurück:  Es war 1993 bei einem Turnier auf der Insel La Reunion. Als er dem dort geborenen Volkshelden Jackson Richardson die gelbe Karte zeigte, stürmten die 6000 Zuschauer fast das Spielfeld. Und darüber kann Prause noch heute lachen.

Für seine Verdienste erhielt Prause viele Auszeichnungen, die letzte beim Doppel-Länderspiel in München im Juni 2018. DHB-Präsident Andreas Michelmann überreichte ihm die silberne Ehrennadel des DHB, eine der höchsten Würdigungen überhaupt. „Manfred Prause ist einer der verdientesten Schiedsrichter und Funktionäre aller Zeiten aus Deutschland“, lobte Michelmann. Heute gratuliert ihm die gesamte deutsche und internationale Handballfamilie zu seinem runden Geburtstag.

Die Karriere von Manfred Prause in Zahlen:

Spieler von 1956 bis 1976 (68 Auswahlspiele für Südbaden), Trainer (unter anderem des TV Willstätt) von 1970 bis 1990

ab 1964 Schiedsrichter, von 1975 bis 1992 Bundesliga-Schiedsrichter (480 Einsätze inklusive elf  deutschen Endspielen)

von 1977 bis 1991 IHF-Schiedsrichter (297 Einsätze), als Schiedsrichter bei sieben Weltmeisterschaften und den Olympischen Spielen 1988 in Seoul, Leitung von drei Europapokalfinals

von 1993 bis 2009  Schiedsrichterbeobachter im DHB

von 1991 bis 2000 Schiedsrichterchef EHF

von 1995 bis 2016 Mitglied in den Regelarbeitsgruppen der IHF, von 1995 bis 2009 Mitglied der IHF-Regel-und Schiedsrichter-Kommission, von 2009 bis 2017 Vorsitzender der Kommission

Als Offizieller bei 65 Welt- und Europameisterschaften, vier Olympischen Spielen, sieben Club-WM-Turnieren und 16 Mal als IHF-Verantwortlicher bei Welt- und Olympia Qualifikationen in vier Kontinenten

(BP)