Unabhängige und externe Aufarbeitung
DHB-Präsident Andreas Michelmann. - Foto: Sascha Klahn
26.10.2022 Verband

Unabhängige und externe Aufarbeitung

DHB-Präsidium bereitet Konsequenzen aus Vorwürfen gegen Handballtrainer André Fuhr vor

Der Deutsche Handballbund bekennt sich zu einem sicheren und gewaltfreien Sport. Die bekanntgewordenen Vorwürfe gegen den Handballtrainer André Fuhr ergeben in Summe und Tragweite ein erschütterndes Bild.

„Der Handballsport darf kein Spielfeld für Gewalt sein“, sagt Andreas Michelmann, Präsident des Deutschen Handballbundes. „Es ist mir ein Anliegen, dass wir unsere Prozesse ernsthaft, gewissenhaft und detailliert überprüfen und notwendige Strukturen wo geboten verbessern. Um das seriös zu tun, müssen wir uns trotz des öffentlichen Erwartungsdrucks die notwendige Zeit nehmen. Hierzu stehe auch ich über Co-Kapitänin Emily Bölk im ständigen Kontakt mit der Mannschaft.“

Das kritische Hinterfragen des eigenen Vorgehens hat begonnen. Das gründliche Überprüfen der Prozesse in der Prävention von Gewalt und im frühzeitigen Erkennen von möglichen Vorfällen wird zeitnah auf den Weg gebracht. Zuständig für diese Untersuchungen wird die Arbeit einer vom DHB am kommenden Freitag bei der Präsidiumssitzung in Leipzig zu beauftragenden unabhängigen Kommission sein. Hierauf verständigte sich das Präsidium des Deutschen Handballbundes in einer Videokonferenz am heutigen Mittwoch.

„Ich habe den Eindruck“, sagt DHB-Präsident Michelmann, „dass wir mit dem Fall Fuhr erst am Anfang einer großen Welle, die nicht nur den Deutschen Handballbund, sondern den Sport überhaupt betrifft, stehen. In der Vergangenheit haben andere Verbände versucht, dieses Problem in erster Linie rechtlich anzugehen. Nach meiner Meinung ist das Problem jedoch umfassender und sitzt tiefer. Wenn wir wollen, dass in Zukunft Eltern ihre Kinder guten Gewissens zum Sport bringen, müssen wir den vorliegenden Fall nutzten, um die Strukturen aufzudecken, die zu einer Kultur des Schweigens und Waberns im Reich der Gerüchte geführt haben. Leidtragende sind letzten Endes meist junge Sportlerinnen.“

Deshalb hat der DHB in den letzten Tagen intensiv daran gearbeitet, eine vom Verband unabhängige, mit renommierten Personen besetzte Kommission berufen zu können, die in erster Linie aufklären soll, welche Verhältnisse und Strukturen zu sexualisierter und psychischer Gewalt führen können und welche Mittel und Wege es gibt, um dies in Zukunft besser zu verhindern und insbesondere junge Sportlerinnen in ihrem Selbstbewusstsein zu stärken. Michelmann: „Ich gehe davon aus, dass dies keine Angelegenheit ist, die sich auf den deutschen Handball beschränkt, sondern die Lösung dieses Problems wird in den kommenden Jahren von existenzieller Bedeutung für den deutschen Sport sein. Deshalb unterstützen wir noch einmal die Einrichtung des bundesweiten Zentrums für Safe Sport als gemeinsame Initiative von DOSB, dsj und BMI.“