Unter den fünf Ringen
Deutschland gegen Rumänien bei Olympia 1972. - Foto: Imago Images / Sven Simon
03.06.2021 Verband

Unter den fünf Ringen

Neue Serie auf dhb.de zu den Olympischen Handballturnieren und dem deutschen Abschneiden

Am 24. Juli startet im Yoyogi-Gymnasium das Handballturnier der Olympischen Spiele von Tokio - mit dabei die Männer-Nationalmannschaft, die in Japan eine sehr gute Rolle spielen will. 50 Tage vor dem Start widmet sich dhb.de in einer regelmäßige Serie von heute den Olympischen Handballturnieren, natürlich mit dem Fokus auf die deutschen Mannschaften, Männer wie Frauen. Den Auftakt machen die Olympischen Spiele 1972 in München.

Olympia 1972 in München

1936 war Handball erstmals olympisch - dann dauerte es 36 Jahre bis 1972, ehe in München erneut Handball unter den fünf Ringen gespielt wurde.  

Vor allem der deutsche IOC-Vizepräsident Willi Daume hatte sich intensiv dafür eingesetzt, dass Handball nach den Spielen 1936 von Berlin wieder – und bis heute - ins Olympische Programm aufgenommen wurde. Daume war zuvor unter anderem auch Präsident des Deutschen Handballbunds gewesen. Bei der Rückkehr unter die fünf Olympischen Ringe gab es ein Mammut-Turnier, denn insgesamt 16 Männermannschaften gingen an den Start – während die Frauen weiterhin auf ihre Olympiateilnahme warten mussten.

Nach der Vorrunde ging es mit der Hauptrunde weiter, an der insgesamt acht Mannschaften in zwei Vierergruppen teilnahmen. In der ersten Gruppe waren nach drei Partien die Tschechoslowakei und die DDR punktgleich, so dass die Tordifferenz im Kampf um die Finalteilnahme zugunsten der Tschechoslowaken entschied. In der Gruppe II hatte sich Jugoslawien souverän mit drei Siegen fürs Endspiel qualifiziert, Rumänien wurde Gruppenzweiter – und gewann dann auch die erste Olympische Handballmedaille überhaupt in der Halle mit dem 19:16 (11:8)-Erfolg im Spiel um Platz drei gegen die DDR. In deren Kader standen dann sogar schon einige, die acht Jahre später in Moskau Gold gewinnen sollten. Bekannteste Spieler der DHB-Auswahl waren Herbert Lübking, Klaus Kater und Klaus Westebbe.

So souverän wie Jugoslawien zuvor das gesamte Turnier bestritten hatte, feierten sie auch das erste Olympia-Gold: Am Ende stand ein für damalige Verhältnisse deutlicher 21:16-Sieg über die Tschechoslowakei, der bereits beim 12:5-Halbzeitstand eingetütet gewesen war. In der jugoslawischen Mannschaft standen Handballlegenden wie Torwart Abas Arslanagic, Hrovje Horvat oder Zoran Zivkovic, die später auch als Trainer äußerst erfolgreich waren. Trainer des Olympiasiegers war Vlado Stenzel, der sechs Jahre später die deutschen Männer zu WM-Gold führte. Der Gastgeber, der mit großen Hoffnungen ins Turnier gestartet war, wurde am Ende Sechster.

In Erinnerung bleibt in München natürlich der Terroranschlag auf Sportler des israelischen Teams mit mehreren Toten haften, sowie der folgende Satz „The games must go on“ des damaligen IOC-Präsidenten Avery Brundage.

In Sachen Handball hatte ein späterer Bundestrainer seine erste Olympiateilnahme - als Volunteer:  Armin Emrich war Strichlistenführer für die Statistik-Abteilung und übernachtete zeitweise in seinem VW Käfer auf dem Campingplatz von Fürstenfeldbruck.

Abschlussklassement Männer:

Gold: Jugoslawien, Silber: Tschechien, Bronze: Rumänien, 4. DDR - 5. Sowjetunion - 6. BRD - 7. Schweden - 8. Ungarn - 9. Norwegen - 10. Polen - 11. Japan - 12. Island - 13. Dänemark - 14. USA - 15. Spanien - 16. Tunesien

Die deutschen Olympia-Kader:

Deutsche Demokratische Rebublik: Wolfgang Böhme, Reiner Frieske, Reiner Ganschow, Jürgen Hildebrandt, Horst Jankhöfer, Wolfgang Lakenmacher, Klaus Langhoff, Peter Larisch, Peter Randt, Udo Röhring, Josef Rose, Siegfried Voigt, Klaus Weiß, Rainer Würdig, Rainer Zimmermann, Harry Zörnack; Trainer: Heinz Seiler

Ergebnisse DDR:

Vorrunde
DDR - Island 16:11 (7:6), DDR - Tunesien 21:9 (11:2) , DDR - Tschechoslowakei 14:12 (5:4)

Hauptrunde
DDR - Sowjetunion 8:11 (4:4), DDR - Schweden 14:11 (8:6)

Spiel um Platz 3:
DDR - Rumänien 16:19 (8:11)

Bundesrepublik Deutschland: Herwig Ahrendsen, Hans-Jürgen Bode, Wolfgang Braun, Peter Bucher, Jochen Feldhoff, Diethard Finkelmann, Josef Karrer, Klaus Kater, Klaus Lange, Herbert Lübking, Heiner Möller, Hans-Peter Neuhaus, Uwe Rathjen, Herbert Rogge, Herbert Wehnert, Klaus Westebbe; Trainer: Werner Vick

Ergebnisse BRD:

Vorrunde:
BRD - Spanien 13:10 (7:5), BRD - Norwegen 15:15 (7:8), BRD - Rumänien 11:13 (5:5)

Hauptrunde:
BRD - Jugoslawien 15:24 (7:14), BRD - Ungarn 17:14 (8:6)

Spiel um Platz 5:
BRD - Sowjetunion 16:17 (9:10)

(BP)