Zurück auf den Platz – aber wie?
David Gröger, Bundestrainer Athletik, war auch Teil der Online-Akademie. Foto: Sascha Klahn
19.03.2021 Vereinsservice

Zurück auf den Platz – aber wie?

So war die DHB Online-Akademie zum Thema „Return to Court“ / Gröger: Man darf nicht erwarten, dass Spielerinnen und Spieler nach drei Wochen wieder hundert Prozent geben können“

Die erste Ausgabe der DHB Online-Akademie im Jahr 2021 – und gleich ein denkbar großes Thema: Das DHB-Konzeptpapier „Return to Court“ stand im Mittelpunkt des rund einstündigen Gesprächs von Moderatorin Ania Rösler, der 41-maligen Nationalspielerin Ina Großmann, Athletik-Bundestrainer David Gröger sowie Ben Schulze, Mitarbeiter Kinder- und Schulhandball des Deutschen Handballbundes, am Donnerstagabend. Die Quintessenz der digitalen Diskussionsrunde: Zurück in den normalen Trainingsbetrieb geht es nur Stück für Stück.

„Return to Court“, „zurück auf die Platte“ – so heißt der vom DHB erarbeitete Leitfaden für Vereine, Trainer*innen und Sportler*innen, um aus dem Corona-Lockdown sukzessive in die Halle zurückzukehren. Das Konzeptpapier, das es auch als gesonderte Handlungsempfehlung für Kinderhandball gibt, soll die Belastung steuern, um sicher und verantwortungsbewusst zurück in einen normalen Trainingsalltag zu finden. Dass das aus gesundheitlichen Gründen auch wirklich notwendig ist, unterstrich David Gröger direkt zu Beginn der Online-Akademie, die live via Facebook, YouTube und Sportdeutschland.TV gestreamt wurde.

Die Online-Akademie zu Return to Court im Re-Live

„Man darf nicht erwarten, dass Spielerinnen und Spieler nach drei Wochen hundert Prozent geben können"

Denn: Nach der Rückkehr aus der Corona-bedingten Handballpause habe auch der Körper der Handball-Nationalspieler*innen abgebaut, so Athletik-Bundestrainer Gröger: „Die Spielerinnen und Spieler haben sich gut fit gehalten, aber bestimmte handballspezifische Bewegungen konnten sie zuhause einfach nicht trainieren.“ Die Folge: Anzeichen von Überlastung. Und was für Profispieler*innen gilt, gilt genauso für den Trainingsbetrieb im Amateurhandball. „Es ist wichtig zu verstehen, dass sich der Körper nach der Rückkehr aus der Pause langsam adaptieren muss. Man darf nicht erwarten, dass Spielerinnen und Spieler nach drei Wochen wieder hundert Prozent geben können“, sagt David Gröger weiter.

An dieser Stelle setzt das „Return to Court“-Konzeptpapier an. Es empfiehlt, in vier Stufen zurück ins Handballtraining zu finden: Im Heimtraining sollten die Spieler zunächst allgemeine Athletik trainieren (Stufe 1), erst dann spezifischere Athletik und handballtypische Bewegungen wie Pässe, Richtungswechsel und Sprünge (Stufe 2). Und auch zurück in der Halle sollte die Trainingsintensität zunächst niedriger sein als gewohnt. Das heißt: Einheiten verkürzen und nur langsam steigern (Stufe 3). Erst dann kann das vollumfängliche Handballtraining wieder starten (Stufe 4). Versehen ist das Konzeptpapier mit QR-Codes, die zu YouTube-Videos mit Beispielübungen führen.

„Den Kindern kann man nicht sagen: Schont Euch, lauft nicht so viel. Das ist realitätsfern.“

Klar, dass ein solches Konzept nicht ohne Weiteres auf den Kinderbereich zu übertragen ist. „Dort sieht es nämlich ganz anders aus. Zum Beispiel in der E-Jugend: Hier wird wenig technisch-taktisch trainiert, sondern viel mehr spielerisch“, erklärte Ben Schulze, Referent für Kinder- und Schulhandball beim DHB, der digitalen Runde. Das Problem: „Den Kindern kann man nicht sagen: Schont Euch, lauft nicht so viel. Das ist realitätsfern. Außerdem trainieren Kindermannschaften seltener, das macht es zusätzlich schwer, Intensität zu reduzieren.“ Das Konzept „Return to Court Kinderhandball“ reagiert auf diesen Umstand und gibt sieben Handlungsempfehlungen für Trainer*innen aus.

Einen Einblick aus der Praxis des Senioren-Profi-Handballs gab Ina Großmann den Diskussionsteilnehmer*innen und Zuschauer*innen. Wie hielt sich die 41-malige Nationalspielerin des Thüringer HC fit, als weder Handballtraining noch -spiele möglich waren? „Am Anfang habe ich viel die Athletik trainiert, aber irgendwann war klar: Ich muss auch wieder handballspezifisch trainieren“, erinnerte sich Ina Großmann. „Dann habe ich manchmal einfach unten im Hof einen Ball gegen die Garagenwand geschmissen. Man wird komisch angeguckt, aber es hilft, wenn man in die Halle zurückkommt.“ Dieser Empfehlung schloss sich auch der Bundestrainer Athletik, David Gröger, an: „Man kann handballspezifische Bewegungen nicht durch Athletik ersetzen. Wenn mich eine Spielerin oder ein Spieler fragt: Darf ich zuhause auch handballerisch trainieren? Dann sage ich: Ja! Mach‘, was geht!“

(Silas Schefers)

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