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Gegnerportrait Russland

13.01.2019

Den Auftakt macht das Duell gegen Russland am Montag (Anwurf: 18 Uhr, live in der ARD). Die Russen sind ebenfalls noch ungeschlagen, haben nach dem 30:30 gegen Serbien und dem 34:27 gegen Korea 3:1 Punkte auf dem Konto.

Die Russen befinden sich nach einigen Rück- und Tiefschlägen im Umbruch – und für den ist Eduard Kokscharow zuständig. Der war als Spieler Teil der goldenen Generation, wurde 1997 Weltmeister und 2000 Olympiasieger, und an Deutschland hat er gute Erinnerungen: Mit seinem Ex-Klub aus Celje (Slowenien) gewann er die Champions-League-Finals gegen Flensburg, 2007 wurde er bei der WM in Deutschland als bester Linksaußen ins All-Star-Team gewählt. Und in Celje spielte er viele Jahre mit dem serbischen Weltklassetorwart Dejan Peric zusammen, der heute Torwarttrainer der Russen ist.

Parallel dazu ist Kokscharow Sportdirektor des Champions-League-Siegers 2017 von HC Vardar - und es ist der russische Plan, Talente in diesem Verein aufzubauen. Einer der erfahrensten Stars, Sergej Gorbok (früher Rhein-Neckar Löwen, heute ebenfalls Vardar), fehlt bei der Weltmeisterschaft wegen einer Knieverletzung, vier andere Spieler des Klubs aus der mazedonischen Hauptstadt sind aber in Kokscharows Kader. Einer davon ist Weltklasse-Linksaußen Timur Dibirov, der gegen Serbien einen Sahnetag mit zwölf Treffern aus 13 Versuchen hatte. Der pfeilschnelle Dibirov fungiert als Staubsauger vor der Abwehr und ist bekannt für seine Gegenstöße.

Dibirow ist neben Torwart Oleg Grams einer der wenigen aus der alten Garde, die noch unter Trainerlegende Wladimir Maximow spielten. Der ist neben Heiner Brand und Didier Dinart (Frankreich) der Dritte im Bunde, der als Spieler und Trainer Weltmeister wurde. Zudem ist Maximov neben Claude Onesta (Frankreich) der einzige, der als Trainer Olympiasieger, Weltmeister und Europameister wurde – mit 78 Jahren ist er immer noch Coach von Chekhovskie Medvedi.

Seit der olympischen Bronzemedaille aus dem Jahr 2004 in Athen (nach einer Halbfinalniederlage gegen Deutschland) gelang es Russland nicht mehr, ein Halbfinale bei großen Turnieren zu erreichen. Das tiefste Tief war erreicht, als die Russen zum ersten Mal eine Weltmeisterschaft (2017) und eine EM (2018) verpassten. Nach Maximows Abschied im Jahr 2012 versuchten sich viele Trainer das größte Land der Welt zurück auf den Handballthron hieven. Dazu zählten die aus der Bundesliga bekannten Dimitri Torgowanow (früher Wallau, Essen und Hamburg) sowie Oleg Kuleschow (früher Magdeburg) und Alexander Rymanow (z.B. Rheinhausen). Aber den Niedergang aufhalten konnten sie nicht. Ein Grund: „Uns fehlen einfach die Talente, das Interesse an Handball ist in Russland rapide zurückgegangen“, sagt Maximow.

„Russland hat einen Umbruch hinter sich. Sie haben viele Spieler, die nicht so bekannt sind, agieren aber mit sehr viel Ehrgeiz und Durchschlagskraft“, sagt Christian Prokop, der am Montag eine deutlich schwerere Aufgabe als gegen Brasilien erwartet. Die Russen hatten den längsten Weg aller europäischen WM-Teilnehmer. Weil sie bei der EM 2018 nicht dabei waren, mussten sie in die Vorqualifikation, setzten sich dort durch und schlugen schließlich Tschechien in den WM-Playoffs.

Einziger aktueller HBL-Profi im russischen Kader ist Kreisläufer Sergej Gorpishin vom HC Erlangen. Ansonsten hat auch mal Gleb Kalarash von Vardar Skopje früher in Magdeburg unter Vertrag gestanden. Wegen einer Verletzung fehlt Pavel Atman (TSV Hannover-Burgdorf) im Aufgebot, genau wie Gorbok.

Bislang stehen genau 100 Länderspiele der DHB-Männer gegen Russland (inklusive Sowjetunion) in der Statistik, davon gewann Deutschland 39, es gab sieben Remis und 54 Niederlagen. Das letzte Duell gab am 8. Juni 2016 in Mannheim, als Russland 27:25 gewann. Wenige Monate zuvor setzte sich Deutschland auf dem Weg zum späteren Titel bei der EM in Polen mit 30:29 durch – verlor aber Steffen Weinhold und Christian Dissinger durch schwere Verletzungen. Auch das letzte Duell bei einer WM ging an Deutschland, mit einem ebenso knappen 27:26 2015 in Katar.

Deutsche Bilanz gegen Russland

100 Spiele – 39 Siege - 7 Remis – 54 Niederlagen – Tordifferenz 2256:2256 (inklusive Sowjetunion und GUS)

nur Russland: 48 Spiele – 25 Siege – 7 Remis – 16 Niederlagen – Tordifferenz 1269:1214

Quelle:BP