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„Derby ist besser als am ersten Spieltag nach Bayreuth“

05.09.2014
05.09.2014 · 3. Liga, Frauen 3. Liga, Staffel Ost · Von: CHB

„Derby ist besser als am ersten Spieltag nach Bayreuth“

Vor dem morgigen Frauen-Drittliga-Derby zwischen dem HSV Minden-Nord und dem TSV Hahlen halten die Trainer Stephan Kleine (HSV Minden-Nord) und Kai Bierbaum (TSV Hahlen) im Interview mit dhb.de den Ball flach. Dabei hatte Bierbaum im Vorfeld mit seinem Favoritentipp für die nun beginnende Drittliga-Saison ein wenig gegen den Konkurrenten gestichelt. Auf die launige Frage von Stephan Kleine, wie er zu dieser Einschätzung kommt, antwortete „Birne“ mit einem Grinsen im Gesicht. „Das ist eine Marotte von einem ehemaligen Trainer von mir. Der hat immer den ersten Gegner der Saison zum Favoriten gemacht. Da wusste gleich jeder, wo es am ersten Spieltag lang geht.“

Gleich zu Saisonbeginn steht das Derby auf dem Spielplan. Hat Ihnen das geholfen, in einer langen Vorbereitung für zusätzliche Motivation beim Team zu sorgen?

Kleine: „Ein einzelnes Spiel darf bei einer Saisonvorbereitung natürlich nicht im Vordergrund stehen. Und das Spiel gegen Hahlen als Motivationsspritze zu benutzen, ist nicht zielführend. Entweder eine Spielerin ist in der Vorbereitung motiviert oder eben auch nicht. Ich habe das Team also nicht mit diesem Argument versucht zu pushen.

Bierbaum: „Ich sehe das ähnlich. Wir hatten in der Vorbereitung genügend andere Baustellen, um uns nur auf dieses Derby zu konzentrieren. Ich habe die Partie also auch nicht als Aufhänger in den quälenden Phasen der Vorbereitung genommen.“

Seit wann beschäftigen Sie sich mit dem Auftaktgegner?

Kleine: „Seit Dienstag befinden wir uns in der Spielvorbereitung. So wie vor einem ganz normalen Meisterschaftsspiel. Wir haben ganz normal trainiert und das Spiel nach dem Training kurz thematisiert.“

Bierbaum: „Wir hatten am Donnerstag eine erste intensive Besprechung zum Derby. In der Mannschaft spüre ich schon eine gewisse Vorfreude. Die rührt aber auch daher, dass die Saison nun endlich los geht. Außerdem ist so ein Derby besser, als wenn du gleich am ersten Spieltag nach Bayreuth fahren musst.

Die Kader haben sich stark verändert. Auf beiden Seiten haben Schlüsselspielerinnen den Verein verlassen. Was haben Sie von der jeweils anderen Mannschaft in der Vorbereitung so mitbekommen?  

Bierbaum: „Ich habe vom HSV kein Vorbereitungsspiel gesehen. Weder persönlich noch auf Video. Man hat natürlich seine Quellen, so dass man schon in gewisser Weise darauf vorbereitet ist, was da auf einen zukommt.“

Kleine: „Ich habe bislang auch kein Spiel von Hahlen gesehen. Aber Kai hat weitestgehend recht. Wichtig ist, dass man die richtige Einstellung zum Spiel findet und auf die Varianten des Gegners, die bei Hahlen nun neu sein werden, taktisch die richtigen Lösungen findet. Da sind auch die Spielerinnen gefordert, mit dem Kopf dabei zu sein und die Anweisungen richtig umzusetzen. Das wird in so einem Derby schwer genug.“

In der vergangenen Saison gewann jeweils die Auswärtsmannschaft. An das Rückspiel hat Minden-Nord sicher keine guten Erinnerungen.

Kleine: „Wir haben einfach keine Einstellung gefunden. Ob meine Mannschaft Hahlen auf die leichte Schulter genommen hat, weiß ich nicht. Zumindest hat das den Anschein gemacht, trotz meiner Warnungen. Das darf uns nicht noch einmal passieren.“

Bierbaum: Ich habe nur das erste Spiel in Hahlen gesehen. Das wurde im Vorfeld ja ziemlich hochgekocht, dementsprechend groß war die Kulisse. So etwas hat es in diesem Bereich ja noch nicht gegeben. Man konnte sehen, dass beide Mannschaften übernervös und eine solche Kulisse nicht gewohnt waren.

Worin liegt der Schlüssel zum Sieg?

Kleine: „Wir hoffen natürlich auf einen Heimsieg. Ganz klar. Das Wichtigste ist es, die Nervosität in den Griff zu bekommen. Bei der letzten Niederlage haben wir Hahlen aus einer eigenen Ein-Tor-Führung heraus sechs Tore in Folge gestattet, die Köpfe gingen runter. Die sowieso schon herrschende Nervosität steigerte sich noch einmal und wir haben Fehler über Fehler produziert. Die Mannschaft war nicht in der Lage, diesen Nackenschlag zu verarbeiten und ihr Spiel weiterzuspielen. Und wir müssen Hahlens Spiel über den Kreis verhindern.“

Bierbaum: „Sollte eine Mannschaft einen Lauf bekommen, wird das dem Gegner vielleicht den entscheidenden Knacks geben. Das gilt es zu vermeiden. Wir müssen clever spielen und dürfen nicht versuchen, blind über den hoch gewachsenen HSV Mittelblock zu werfen und nach Ballverlusten in Tempogegenstöße zu laufen. Wie ich gehört habe, funktioniert beim HSV das Umschaltspiel bereits sehr gut.“

Warum müssen Handballfans am Samstag in die Halle kommen? Kleine: „Weil sich der Frauenhandball sehr zum Guten verändert hat. Taktisch und athletisch. Das Spieltempo ist in den vergangenen Jahren – auch durch die Einführung der dritten Liga - kontinuierlich gestiegen. Im Gegensatz zum Männerhandball steht im Frauenhandball das spielerische Element doch noch mehr im Vordergrund. Das wollen wir auch Zuschauern, die dem Frauenhandball vielleicht nicht so wohl gesonnen sind, zeigen.“

Bierbaum: „Beide Klubs haben in den vergangenen Jahren sehr solide gearbeitet und sehr viel in den Nachwuchs investiert. So wurde sehr erfolgreich eine gesunde Basis für die kommenden Jahre gelegt. Dementsprechend stehen in beiden Teams auch sehr viele selbst ausgebildete Spielerinnen in den Reihen. Das sollten die Handballfans im Mühlenkreis dann auch einfach mal honorieren und in die Halle kommen.“