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Altlandsberg begrüßt neuen Hauptsponsor mit Sieg über Harrislee

16.03.2015
16.03.2015 · 3. Liga, Frauen 3. Liga, Staffel Nord · Von: pm verein

Altlandsberg begrüßt neuen Hauptsponsor mit Sieg über Harrislee

Was für ein spektakulärer Auftritt. Mit 30:26 (14:13) besiegte Altlandsberg in der 3. Liga den TSV Nord Harrislee. In den Jubel-Kreis der Gastgeberinnen reihe sich hüpfend sogar der 79-jährige Klaus-Jürgen Jahn ein. Der ist MTV-Ehrenpräsident und beging offiziell seinen Abschied als Mannschafts- und Vereinsmäzen. Völlig gerührt sagte der erfolgreiche Bau-Unternehmer a. D., der den MTV seit Mitte der 90-er Jahre unterstützt: „Das war einer meiner schönsten Tage in der Erlengrund-Halle...“

Es war ein Spiel Zwölfter gegen Neunter mit einer für die 3. Liga zeitweilig hohen Spielkultur. Hinreißend war aber vor allem die Leidenschaft – bis hin zum unkalkulierbaren Risiko. Die Rückraum-Torjägerinnen Viktória Varkónyi und Manja Berger wurden am Donnerstag beim Training wegen schwerer Grippe nach Hause geschickt. Varkónyi, die tapfere Ungarin: „Seit Mittwoch habe ich Fieber. Aber ich wollte bis zum Sonnabend unbedingt wieder einigermaßen spielfähig sein. Ich wusste doch, dass wir nur ein kleines Aufgebot haben und wollte der Mannschaft helfen.“ Eine Mischung aus Heldentum und Leichtsinn. Weil Christiane Wiechert einen Termin in Österreich hatte und Marion Priemer mit einer Knieverletzung bis zum Saison-Ende ausfällt, musste der MTV mit nur acht Feldspielerinnen ran (Harrislee hatte elf). Als Varkónyi, der sogar noch ein Tor gelang, kurz vor der Halbzeit schwarz vor Augen wurde, reduzierte sich das Aufgebot der Gastgeberinnen über 30 Minuten lang auf sieben Feldspielerinnen. Unglaublich, was die dann gegen den Zweitliga-Absteiger leisteten.

Manja Berger hatte mehr Glück, als die tapfere Frau aus Budapest. „Ich bin am Freitag in die Sauna meiner Eltern gegangen, habe mir gesagt, entweder, ich schwitze mir alles aus oder es geht völlig schief…“

Es ging gut. Beim 4:1 (5. Minute) gelang Berger das erste ihrer vier Tore. Da klatschten sich Eveline Sellert und Torhüterin Kathrin Wiehle auf der Bank erstmals ab. „Wenn wir 4:1 führten, haben wir noch nie ein Spiel verloren“, klärt die Co-Trainerin auf. Doch Harrislee präsentierte sich kreuzgefährlich. Vor allem aus dem Rückraum durch Merle Carstensen (sechs Tore) und Catharina Volquardsen. Beim 5:5 (15.) hatten die Gäste von der dänischen Grenze erstmals ausgeglichen. Danach gelang ihnen die erste Führung. Jetzt begann das große Bangen. Denn viele in der Halle erinnerten sich daran, dass Harrislees Team, als es Anfang Februar zuletzt in dieser Gegend war, beim Berliner TSC mit 29:19 siegte.

Aber die Altlandsberger Mannschaft hatte keinen Bock darauf, zu verlieren. Nein, nicht an diesem historischen MTV-Tag. Unglaublich, wie alle schufteten. Alle Feldspielerinnen steuerten Treffer zu diesem Erfolg bei. Bei Sophie Lütke ist man das ja fast gewohnt. Elfmal traf die kleine Torjägerin. Weitaus überraschender war die Vorstellung von Jasmin Weise. Sie spielte auf Rechtsaußen und auf der Kreismitte (als die universell einsetzbare Sylvia Kalina im Rückraum aushalf) und steuerte fünf Treffer zum 30:26-Sieg bei. „Jassi“, die ja erst vor ein paar Wochen aus Köln zum MTV zurück kam glücklich: „Ich habe prima Anspiele bekommen und die Bälle rein gemacht. Ehrlich, wir haben während des Spiels immer an uns geglaubt.“

Doch bis zum 26:25 (nach einer 26:23-Führung/55.) blieb die Sache ein Tanz auf der Rassierklinge. Aber dann kassierten die Gäste eine Zeitstrafe und Treffer von Sylvia Kalina, zweimal Sophie Lütke und Jasmin Weise in der finalen Phase lösten einen Jubel-Orkan aus. Altlandsbergs Team-Manager Wolfram Eschenbach: „Dieses Spiel mit dem kleinen Kader zu gewinnen, das war eine große Leistung. Es ging alles nur über die Moral.“ Wie wahr. Aber nicht nur.

An diesem Abend hat der erst 24-jährige Coach Fabian Lüdke sein Meisterstück abgeliefert. Er beriet sich öfter mit seiner Co-Trainerin und traf dann die richtigen Entscheidungen. „Das war für uns keine leichte Aufgabe“, so Fabian Lüdke. „Ein Lob an die Mannschaft, die sich unter diesen schwierigen Umständen immer wieder bemüht hat, das umzusetzen, was ich wollte. Ich habe ihnen gesagt, dass jedes Spiel entscheidend sein kann. Vielleicht schaffen wir ja doch noch einen Nicht-Abstiegsplatz. Unabhängig, davon, wieviel Teams letztendlich runter müssen.“

Noch sind es vier Spiele. Und in die werden die MTV-Damen mit einem ganz neuen Selbstwertgefühl gehen. Das lag auch an dem, was dann nach dem Spiel passierte. Denn der scheidende Mäzen Klaus-Jürgen Jahn zauberte noch eine Überraschung aus dem Ärmel, verkündete: „Für die erste Spielerin, die für die neue Saison als Verstärkung verpflichtet wird, übernehme ich die Patenschaft.“ Das hilft dem MTV finanziell genauso, wie 10 000 Euro, die die Sparkasse aktuell beisteuerte.

Der abschließende Knüller des Abends war aber die Unterzeichnung eines neuen Hauptsponsor-Vertrages, der über fünf Jahre läuft. Die MTV-Damen werden künftig das Logo der Firma „Brieskorn“ (Abriss, Erdbau, Containerdienst, Internationale Pferdetransporte) auf ihren Trikots tragen. Inhaber Frank Brieskorn: „Ich habe mich ziemlich spontan entschlossen, diese Sache zu machen. Das ist so meine Art – und ich kann ja schließlich nichts mitnehmen.“

Der Unternehmer als Märkisch-Oderland, der sich als 25-Jähriger selbständig machte und kürzlich sein 25-jähriges Firmen-Jubiläum feierte, über das Team, das er jetzt sponsert: „Ich habe gesehen, dass diese Mannschaft eine Einheit ist. Das, was die Frauen heute gezeigt haben, war natürlich besonders beeindruckend.“ Dem gibt es nichts hinzu zu fügen.

Altlandsberg: Haß, Wiehle; Berger 4, Lütke 11/1, Várkonyi 1, Schönfelder 2, Kalina 2, Fleck 2; Mandelkow 3/1, Weise 5.

Harrislee: Petersen-Kröger, Andresen; Prante 5, Volquardsen 3, Kieckbusch 5/2, Burmeister 1, Jensen 1, Carstensen 6, Loesmann, Lache 1/1, Woch 2, Schmidtke, Plöger, Fries 2.