Demonstration der Stärke: HSG Konstanz entzaubert mit viertem Heimsieg in Folge Auswärtsspezialist Rödelsee
Demonstration der Stärke: HSG Konstanz entzaubert mit viertem Heimsieg in Folge Auswärtsspezialist Rödelsee
Gegen den insbesondere auswärts bislang glänzenden TSV Rödelsee demonstrierte die HSG Konstanz in eigener Halle eindrucksvoll (Heim-) Stärke und feierte vor 850 begeisterten Zuschauern mit dem deutlichen 35:28 (19:12)-Erfolg bereits den vierten Heimsieg in Folge und stellte mit nunmehr elf Punkten den Anschluss an die dicht gedrängte Verfolgergruppe des Spitzenduos der 3. Liga her. Auf Platz vier fehlt Konstanz nach dem begeisternden Auftritt gegen Rödelsee nunmehr nur ein einziger Punkt.
Die Enttäuschung über die unglückliche, knappe 30:31-Niederlage in Herrenberg war noch nicht ganz verschwunden bei den Spielern und Verantwortlichen der HSG Konstanz. „Das war schon ein kleiner Rückschlag letzte Woche, der richtig wehgetan hat“, erklärte der gegen Rödelsee wieder durch tolle Paraden hervorstechende Max Folchert, „wir hätten gerne eine durchgehende Serie gestartet.“ Zumindest zu Hause ist der HSG Konstanz mit dem vierten Erfolg hintereinander eine Serie gelungen.
Dabei war das vor Anpfiff alles andere als selbstverständlich, denn Rödelsee hatte sich bis dahin mit vier Siegen in fünf Auswärtsspielen als unbequemer Gast in den Drittliga-Hallen präsentiert und gilt neben dem Spitzenduo Nußloch und Leutershausen als absoluter „Auswärtsspezialist“. HSG-Cheftrainer Daniel Eblen hatte dann auch hohes Tempo von seinen Schützlingen gefordert. Von Beginn an. Sein Team lieferte. Ohnehin durch den Stachel der Niederlage angeheizt, ließ die HSG Konstanz den Gästen von der ersten Minute an keine Zeit zum Luftholen. Vier Minuten lang konnte Rödelsee die Führung der HSG kontern, dann musste der TSV bereits langsam abreißen lassen. Fünf Minuten später hatte Konstanz bereits zum 7:4 vorgelegt und der TSV bekam langsam aber sicher die Wut im Bauch der Konstanzer, die sich in purer Spielfreude entlud, zu spüren.
Das enorme Tempo der HSG wurde nun zu schnell für TSV. Aus dem 7:5 (10.) machte Konstanz ein 11:5 (16.). Sechs Minuten konnte Rödelsee kein Tor mehr erzielen, während Konstanz sich früh in einen Rausch spielte. Gut auf das Spiel der Gäste eingestellt, wurde der überragende Torschütze des TSV, der ehemalige Bundesliga- und slowenische Nationalspieler Bostjan Hribar, früh gestört und kam dadurch gegen Konstanz auf lediglich vier Treffer aus dem Spiel heraus. „Wir wussten, dass wir den gefährlichen Rückraum des TSV in den Griff bekommen müssen. Das haben wir auch ziemlich gut gemacht, sodass sie nach 20 Minuten etwas die Lust verloren haben“, zeigte sich der daran großen Anteil habende Mathias Riedel zufrieden mit der – wieder einmal – hervorragenden Abwehrleistung im Zusammenspiel mit Max Folchert. Der erklärte seinen guten Tag auch mit den ersten Paraden: „Nach den ersten Erfolgen kommt das Adrenalin, das ist ein besonderer Moment – und dann läuft es auch.“
„Die gute Abwehr war wieder der Grundstein dafür, dass wir heute auch in der Offensive richtig überzeugen konnten“, sprach er aber auch die tolle Leistung in der Offensive an. 28 Gegentore seien zwar mehr als sonst üblich, dennoch war er zufrieden, da „wir vorne sehr früh die Tore gemacht haben und der Gegner somit auch mehr Angriffe hatte.“ Und in der Tat hatten die 850 Zuschauer in der „Schänzle-Hölle“ ihre Freude am schnellen, dynamischen und beweglichen Offensivspiel der HSG. Entweder wuchtete Mathias Riedel die Bälle mit einer unglaublichen Geschwindigkeit in die Maschen des TSV-Tores, Paul Kaletsch vollendete humorlos im Eins-gegen-eins oder durch überraschende Schlagwürfe auch aus schwierigen Positionen, oder aber Konstanz servierte seinen enthusiastischen Fans perfekt ausgeführte Spielzüge zum Zunge schnalzen.
Als der nach seiner Verletzung wieder zurückgekehrte Marc Hafner nach 19 Minuten das 13:6 für Konstanz markierte, schien sich ein Debakel für Rödelsee anzubahnen. Mangelnde Kampf- und Einsatzbereitschaft konnte man den Gästen allerdings nicht vorwerfen. Rödelsee gab sich nicht auf und versuchte alles. Wechsel im Rückraum führten aber ebenso wenig zum Erfolg, wie die Änderung der taktischen Formation erst weg von der 6:0-Abwehr hin zu einer 5:1- dann zu einer 3:2:1-Deckung. Lediglich der Lauf der Konstanzer konnte etwas gestoppt werden, sodass Rödelsee „nur“ mit 16:8 (25.), 18:10 (28.) bzw. 20:12 (31.) zurücklag. Zur Halbzeit kam dies einer Vorentscheidung gleich. „Das ist natürlich der Optimalfall, schon zur Pause so deutlich zu führen. Wenn der Knoten geplatzt ist, können wir uns auch in einen Rausch spielen“, zeigte sich Max Folchert froh darüber, nicht noch einmal einem solchen Krimi wie vergangene Woche entgegen sehen zu müssen.
Konstanz verzückte seine Zuschauer im Gefühl des sicheren Sieges nun immer wieder mit spektakulären Aktionen, wie einem herrlichen Dreher von Fabian Schlaich zum 22:13 (36.), der mustergültig von Matthias Stocker angespielt wurde. Überhaupt präsentierte sich Linksaußen Fabian Schlaich wie seit Wochen in bestechender Form, war insgesamt achtmal erfolgreich, packte in der Abwehr kompromisslos zu und übernahm gerade auch dann Verantwortung, als es darauf ankam. So an diesem Abend vor allem aber der 40. Minute. Die letzte Maßnahme des TSV war eine Manndeckung für die bis dahin nicht zu stoppenden Konstanzer Rückraum-Asse Mathias Riedel und Paul Kaletsch, die sich fortan gezwungenermaßen vornehmlich an der Mittellinie tummelten. „Es fehlen dann natürlich Anspielstationen, dafür bieten sich Räume am Kreis“, erläutert Daniel Eblen, wie er seine Mannschaft nach kurz aufkommender Hektik wieder beruhigen konnte, „man darf nicht mehr so schnell spielen, sondern bewusster. Das kann unangenehm sein, denn man muss den Schalter im Kopf möglichst schnell umstellen.“
Doch nun war die Stunde des Fabian Schlaich gekommen. Nach der doppelten Manndeckung setzte er sich im Vier-gegen-Vier entweder mit tollen Einzelaktionen durch oder setzte die beiden Kreisläufer Sebastian Groh und Simon Flockerzie herausragend in Szene, die sich gewohnt durchsetzungsstark auch von hartem Körperkontakt nicht mit legalen Mitteln stoppen ließen. Der – verständlicherweise – etwas nachlassenden Konzentration und Konsequenz der HSG wie bei einigen missglückten Gegenstoß-Versuchen hatte es Rödelsee zu verdanken, dass sich die Niederlage mit 28:35 im Rahmen hielt. Daniel Eblen konnte so jedem Spieler seine Einsatzzeiten gewähren, wie auch Kapitän Matthias Faißt, der nach längerer Verletzungspause in den letzten Minuten noch mitwirken konnte. Daniel Eblen resümierte daher höchst zufrieden: „Die erste Halbzeit war richtig gut, ich weiß nicht, wann wir zuletzt so viele Tore schon im ersten Durchgang erzielt haben. Die Abwehr und Max waren wieder gut und wir konnten auch bei den uns gestellten Herausforderungen die richtige Balance zwischen schnellem Spiel und zu hohem Risiko finden. Es freut mich zu sehen, dass wir es mittlerweile abstellen konnten, dass wir ganz schlechte Phasen haben. Dennoch müssen wir daran weiterarbeiten.“
Die einzige schlechte Nachricht an diesem rundum gelungenen Abend für die HSG Konstanz war die schwere Verletzung vom gerade in toller Form befindlichen Rechtsaußen Alexander Lauber, der sich unter der Woche im Training die Hand gebrochen hatte und nun voraussichtlich sechs Wochen pausieren muss. Dennoch soll es am kommenden Samstag zum zweiten Mal in dieser Saison auch auswärts positive Nachrichten für die HSG geben. Beim TSV Friedberg erwarte die HSG „eines der schwersten Auswärtsspiele der Saison“, so Daniel Eblen, der anfügte: „Die gehen das relativ locker an, haben nichts zu verlieren, da sie wussten, dass es eine schwere Saison werden würde und haben damit auch schon ein starkes Team wie Pforzheim geschlagen. Wir wollen allerdings wie Eichhörnchen Punkt für Punkt sammeln und alles mitnehmen, was geht.“
HSG Konstanz: Wolf, Folchert (Tor); Kaletsch (9/3), Schlaich (8), Schweda (2), Groh (3), Riedel (6), Hafner (2), Mittendorf, Flockerzie (4), Stocker (1), Faißt, Muturi, Bruderhofer.
Zuschauer: 850.