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Der Top-Hit: Der Tabellenzweite Hagen erwartet Spitzenreiter Ferndorf

26.02.2015
26.02.2015 · 3. Liga, Männer 3. Liga, Staffel West · Von: aha

Der Top-Hit: Der Tabellenzweite Hagen erwartet Spitzenreiter Ferndorf

Showdown, Knaller, Hit. Für dieses Spiel lassen sich sicherlich zahlreiche weitere Superlative finden. Der Spitzenreiter der 3. Liga West, der TuS Ferndorf (38:4 Zähler), tritt am Freitagabend (27. Februar, 20 Uhr) in der Enervie-Arena beim einen Minuspunkt schlechter platzierten Tabellenzweiten VfL Eintracht Hagen an (35:5). Und selbst TuS-Coach Erik Wudtke, der vor dem ersten Aufeinandertreffen noch davon gesprochen hatte, es sei ein Spiel wie jedes andere, kann die besondere Bedeutung dieses Südwestfalen-Derbys nicht mehr leugnen. „Seitdem hat sich die Tabellensituation hinter diesen beiden Mannschaften ein bisschen verändert“, sagt der 42-Jährige. „Deshalb ist es nicht ein Spiel wie jedes andere. Aber grundsätzlich geht es auch nur um zwei Punkte.“

Mit denen die Ferndorfer eine Vorentscheidung im Titelkampf schaffen könnten? „Nein“, meint Erik Wudtke, der diese Partie in der Hinrunde mit seinem Team mit 31:21 gewonnen hat. „Das kann gar nicht sein. Es sind noch so viele Spiele, bei denen beide Mannschaften noch so viele Punkte verlieren können.“ Von einem Aufstiegsfinale will auch Lars Hepp nichts wissen. „Dafür ist es viel zu früh“, sagt der Coach des VfL Eintracht Hagen. „Aber wenn wir nicht gewinnen“, erklärt der 37-Jährige, „können wir Ferndorf fast schon den Aufstiegssekt schicken.“

Schauen wir zunächst einmal aufs Personal der beiden Mannschaften: Der VfL Eintracht Hagen, der Gastgeber, der mit einer 20:0-Punkte-Serie in dieses Spiel gehen wird, kann auf sein aus den vergangenen Wochen bewährtes Personal setzen. Nur zwei Akteure werden hinter der Bank Platz nehmen: Torwart Tobias Mahncke, der nach seiner Kreuzbandriss-Operationen inzwischen wieder erste Laufeinheiten absolviert hat, sowie Linkshänder Lukas Tebbe, der wegen seiner erneuten Schulter-Probleme nicht um eine Operation herumkommt. Er spielt allerdings in den Planungen des Klubs auch keine Rolle mehr. Der 25-Jährige wird zur kommenden Saison zum Longericher SC wechseln, dem aktuellen Tabellenführer der Oberliga Mittelrhein.

Auch dem TuS Ferndorf wird ein Duo fehlen: Niklas Reuter (Kreuzbandriss) und Tim Sartisson (Patellasehnen-Probleme). Erstmals dabei sein könnte nach seinem Kniescheibenbruch aber wieder Linkshänder Niklas Weis. „Das werden die nächsten Trainingstage zeigen, ebenso wie bei David Breuer“, sagt Erik Wudtke, der jedoch recht entspannt ist, nachdem Rechtshänder Julian Schneider zuletzt im rechten Ferndorfer Rückraum überzeugt hat. „Das hat er sehr gut gemacht“, lobt der Trainer.

Zehn Siege in Serie des VfL Eintracht Hagen sind sicherlich schon eine Hausnummer. Aber darüber kann der TuS Ferndorf, der nach seinem 0:4-Punkte-Saisonstart 19-mal in Serie gewonnen hat, eigentlich nur lächeln. Doch diese Serie interessiert Trainer Erik Wudtke überhaupt nicht. „Die beiden Mannschaften sind absolut gleichwertig und in guter Verfassung“, sagt er. „Das zeigt auch die Deutlichkeit, in der beide zuletzt meistens gewonnen haben.“ Vielleicht sogar zu deutlich? „Wir haben in den vergangenen Wochen gezeigt, dass wir uns sehr stabilisiert haben“, erklärt Hagens Trainer Lars Hepp. „Aber die vergangenen Spiele waren, ohne den Gegnern zu nahe zu treten, so einseitig, dass wir jetzt zeigen müssen, dass wir den Schalter umlegen können. Jeder kleine Fehler kann entscheidend sein.“

Für den VfL Eintracht ist es aber auch ein Fifty-fifty-Spiel? „Nee. Wir haben deutlich mehr zu verlieren als Ferndorf“, sagt Lars Hepp, dem beim Rückblick noch einmal deutlich durch den Kopf schießt, dass „wir ausgerechnet in diesem Spiel nur eine durchschnittliche Torhüter-Leistung hatten und Lucas Puhl überragend gehalten hat“, erklärt er. „Das war ganz gravierend.“ Der Hagener Trainer sieht die Vorteile bei den Ferndorfern, und das aus mehreren Gründen. Nämlich? „Sie hatten schon in der vergangenen Saison drei absolute Endspiele, das gegen Dormagen und dann die beiden in der Relegation gegen Springe. Das ist das, was sie uns voraushaben. Sie sind stresserprobt.“ Und? „Die Ferndorfer haben ihre knappen Spiele in Leichlingen und gegen Minden zuletzt für sich entschieden. Aber vielleicht ist ihr Faktor Glück ja aufgebraucht.“ Ähnlich wie sein TuS-Kollege Erik Wudtke sieht Lars Hepp auch nach diesem Top-Spiel noch mögliche Stolpersteine. Zum Beispiel? „Eine Mannschaft wie Korschenbroich“, meint er, „kann jedem von uns noch gefährlich werden.“

Dass der TuS Ferndorf und der VfL Eintracht Hagen die Plätze eins und zwei – ein Relegationsrang mit sehr guten Aussichten auf einem Aufstiegsplatz in die 2. Bundesliga 2015/16 dann mit 21 (!) Mannschaften – unter sich ausmachen werden, wird der TV Korschenbroich aber auch nicht verhindern können. Während die Hagener schon seit Wochen kein Geheimnis daraus machen, dass sie nach langer Abstinenz in die deutsche Handball-Zweitklassigkeit zurückkehren wollen, sind die Töne aus dem Nordsiegerland nicht ganz so laut. „Wir haben uns als Rückrunden-Ziel gesetzt, die Meisterschaft zu erringen“, sagt Erik Wudtke. Und über die (möglichen) Konsequenzen eines solchen Meistertitels ist beim TuS Ferndorf noch nicht gesprochen worden? Die Antwort des Trainers ist kurz, aber sehr präzise: „Nöö!“

Es ist nicht verwunderlich: Für den Knaller am Freitagabend in der Enervie-Arena werden sich beide Trainer ein paar Besonderheiten überlegen. „Aber das mache ich für jeden Gegner“, sagt TuS-Trainer Erik Wudtke und macht kein Geheimnis daraus, dass trotz der sehr erfolgreichen 6:0-Deckung dieser Saison auch immer wieder die 2014/15 oft praktizierte 3:2:1-Variante Teil des Trainings sei. „Das ist schon eine Option für das Abwehrsystem“, erklärt Erik Wudte. Zumal er genau weiß, dass der VfL Eintracht an diesem Freitagabend nicht mit dem vom 11. Oktober des vergangenen Jahres zu vergleichen sein wird. „Die Hagener“, sagt er, „haben die Schwachstellen, auf denen sie Entwicklungspotenzial hatten, personell gut neu besetzt.“ Etwa mit Sebastian Schneider vom Zweitligisten ASV Hamm-Westfalen im linken Rückraum oder in der Winterpause mit Almantas Savonis vom TV Korschenbroich zwischen den Pfosten. „Insofern sind die Hagener auf allen Positionen gut besetzt“, meint der Ferndorfer Coach, der davon überzeugt ist, dass es diesmal kein so deutliches Ergebnis geben wird wie im Hinspiel.

Diesen Satz von den gut besetzten Positionen hätte Lars Hepp mit dem Tausch eines Wortes auch sprechen können. Aus Hagenern hätte er nur Ferndorfer machen müssen. Aber dieser TuS hat eine Position, die dem Eintracht-Coach besonders gefällt und durch zwei Personen besetzt ist: Alex Koke, den spielenden Co-Trainer des TuS, und Simon Breuer. „Das ist ein überragendes Spielmacher-Gespann, das die Fäden zieht. Das ist so viel Handball-Intelligenz. Die beiden lesen das Spiel dermaßen gut“, sagt Lars Hepp. „Da brauchst du als Trainer kaum einzugreifen.“ Und dem Coach des VfL Eintracht Hagen wäre es am Freitagabend lieb, wenn auch er gar nicht so viel einzugreifen bräuchte. Aber? „Wir müssen in der Lage sein, uns auf drei, vier komplett neue Situationen einzustellen“, erklärt Lars Hepp. „Und dann dürfen wir uns nicht fünf, acht Minuten auf diese neuen Situationen einstellen. Innerhalb von ein, zwei Angriffen muss das fluppen.“

Zusammenfassend hört sich das dann so an. „Wir müssen unter Beweis stellen, dass wir aus den vergangenen Spielen gelernt haben“, fordert Hagens Trainer Lars Hepp von seiner Mannschaft, bei der der Verbleib von Torwart Max Conzen anscheinend noch nicht gesichert ist. Der 22-Jährige wird ständig von den Medien in seiner ostwestfälischen Heimat mit dem Oberligisten TuS 97 Bielefeld-Jöllenbeck in Verbindung gebracht, bei dem Torwart-Dino Jörg-Uwe Lütt (50) aufhören wird. Doch solche möglichen Störfeuer interessieren Lars Hepp in diesen Tagen überhaupt nicht. Er konzentriert sich auf den TuS Ferndorf, und dessen Trainer ist fest davon überzeugt, dass dieses Spitzenspiel ein sehr, sehr enges wird. „Die Hagener werden nicht wieder so einen rabenschwarzen Tag haben wie im Hinspiel“, sagt Erik Wudtke.