Der zweite Streich folgt sogleich: HSG siegt auch gegen Neuhausen
Der zweite Streich folgt sogleich: HSG siegt auch gegen Neuhausen
Die HSG Konstanz hat direkt nachgelegt: Nach dem Heimsieg am vergangenen Samstag gegen Heilbronn, dem ersten Erfolg der Saison, bezwang die HSG vor 600 Zuschauern in der heimischen Schänzle-Sporthalle auch den TSV Neuhausen/Filder – damit folgte dem ersten sogleich der zweite Streich. Dabei feierte Konstanz mit dem 28:18 (11:9)-Sieg dieses Mal einen deutlichen Heimsieg ohne Nervenkitzel bis zum Schluss. So deutlich und frühzeitig entschieden waren die Partien vor eigenem Publikum in der ganzen letzten Saison nicht gewesen.
„Neuhausen agiert mit viel Hochgeschwindigkeitshandball im Angriff. Das kann schon Probleme bereiten. Allerdings ist da auch viel Risiko dabei“, stellte HSG-Cheftrainer Daniel Eblen nach der Begegnung erleichtert fest. Erleichtert deshalb, weil seinem Team die aus diesem Risiko resultierenden Fehler des TSV „geholfen haben“. Erleichtert auch deshalb, weil die HSG Konstanz nach dem zweiten Sieg in Folge nun mit fünf Punkten wieder im Mittelfeld rangiert und der Druck vor den beiden Auswärtsspielen beim Tabellenführer SG Nußloch und dem Topteam TV Hochdorf nun nicht mehr so groß ist. Gut für die Nerven des Konstanzer Trainers war aber auch die Tatsache, dass er seit längerer Zeit wieder einmal nicht bis zur letzten Sekunde um den Sieg bangen musste. Spätestens nach 40 Minuten, als der wieder nicht nur bei den fünf erfolgreich verwandelten Siebenmetern brillierende Paul Kaletsch das 17:11 besorgt hatte, konnte sich der Adrenalinspiegel des Trainers so langsam in gesunde Bereiche einpendeln.
In der ersten Halbzeit war das noch anders. Angefangen damit, dass keinem der beiden Teams in den ersten fünf Minuten auch nur ein einziger Treffer gelingen wollte. So musste der Jüngste auf Konstanzer Seite, der 20-jährige Spielmacher Benjamin Schweda, in der 6. Minute den Bann brechen und erzielte das 1:0. „Es fühlt sich heute richtig geil an, auch dass wir nicht bis zum Schluss zittern mussten“, so der junge Mittelmann. Nach dem verletzungsbedingten Ausfall von Matthias Stocker, der sich im Training eine offene Wunde zugezogen hatte, führte er wieder souverän Regie im Rückraum, aus dem mit Kapitän Matthias Faißt ein weiterer wichtiger Akteur zum Zuschauen gezwungen war. Zwar hatte er, nachdem er im Training sein Knie verdreht hatte, zuletzt wieder mit dem Lauftraining beginnen können, doch als Vorsichtsmaßnahme wurde in Absprache mit den Ärzten auf einen Einsatz gegen Neuhausen verzichtet, damit er in den beiden nun folgenden Auswärtsspielen auf jeden Fall wieder seiner Mannschaft helfen kann.
In den von großer Nervosität beider Teams geprägten Anfangsminuten war Konstanz auch ein wenig das Glück hold. So hatte Neuhausen sowohl die Latte, als auch den linken und auch den rechten Pfosten schon abgeschossen – nur in das Tor wollte der Ball bis dato noch nicht. Doch nachdem die HSG zum 5:2 (18.) vorgelegt hatte, schien der Knoten bei den Gästen geplatzt. Vier Tore und vier Minuten später war die Partie gedreht: 6:5 für Neuhausen (22.). Nun ging es hin und her und kein Team konnte sich bis zur Halbzeit (11:9) richtig absetzen. Der Adrenalinspiegel von Daniel Eblen blieb hoch. „Wir haben uns in der ersten Halbzeit schwer getan. Wir haben es über den Rückraum versucht, hatten aber nicht das nötige Wurfglück, woraufhin wieder etwas das Selbstvertrauen gefehlt hat“, so der Konstanzer Coach zu Durchgang eins. Simon Flockerzie ergänzte: „Es hätte hier schon deutlicher sein können, doch wir haben einige Konter kassiert und waren plötzlich in Rückstand. Dann kann man nicht mehr nur ein Tor werfen, man muss ein Tor werfen. Der Druck nimmt so wieder zu.“
In der zweiten Halbzeit sollte es besser werden. „Als wir uns am Kreis breiter aufgestellt haben, hatten die außen etwas mehr Platz“, benennt Daniel Eblen die aus seiner Sicht ausschlaggebenden Punkte für den Umschwung, „Paul Kaletsch und Mathias Riedel haben dann für wichtige Tore gesorgt.“ Aber nicht nur diese beiden, auch Linksaußen Fabian Schlaich übernahm immer wieder Verantwortung und sorgte schon im ersten Durchgang für Aufsehen, als er in Unterzahl mit ungewohnten Vollstreckerqualitäten aus dem Rückraum überraschte. Zudem fand Neuhausen nun gegen das „sensationell agierende Konstanzer Abwehrbollwerk“, so Simon Flockerzie, der für Matthias Faißt das Amt des Kapitäns übernommen hatte, kein Durchkommen mehr. Max Folchert konnte sich nun reihenweise mit starken Paraden, darunter auch die Abwehr einiger Tempogegenstöße, auszeichnen. Immer wieder brachte er die Halle zum Kochen und die Gäste von der Filderebene an den Rand der Verzweiflung. „Das war ganz wichtig, in meinen Augen auch neben der guten Abwehr entscheidend, da wir gleich nach der Pause etwas davonziehen konnten“, zeigte sich Benjamin Schweda richtig glücklich nach dem zweiten Saisonsieg.
Nach 40 Minuten konnten sich Daniel Eblen und der Konstanzer Anhang etwas entspannen, denn zu einer guten Abwehr kamen nun auch in der Offensive das Selbstvertrauen und einige tolle Aktionen, trotz der 5:1-Abwehr des TSV, hinzu. Der nicht zu stoppende Mathias Riedel knallte den kaum mehr verfolgbaren Ball bei angezeigtem Zeitspiel in letzter Sekunde zum 18:12 (42.) unter die Latte, durch tollen Einsatz wurde ein Gegenstoßversuch des TSV umgehend wieder abgefangen und Paul Kaletsch setzte zum großen Flug in den Kreis an und beförderte in unnachahmlicher Manier den Ball ins Tor (20:13, 46.). Und das, obwohl sich bei seiner Flugshow zwei Gegenspieler an ihm festgeklammert hatten. Der Vorsprung wuchs nun kontinuierlich an, bis Neuzugang Michael Oehler in seinem ersten Drittliga-Einsatz noch ein Ausrufezeichen setzte und ganz frech mit viel Wucht zum 28:17 vollendete und Stefan Bruderhofer zwar bei einem Gegenstoß sich selbst in das Tor der Gäste, nicht aber den Ball, versenkt hatte. Szenenapplaus bekam er trotzdem, auch wenn sein letzter Wurf zum vermeintlichen 29:18-Endstand einige Sekundenbruchteile zu spät kam, sodass es beim auch in dieser Höhe verdienten 28:18 (11:9)-Endstand blieb.
„Wir sind zwar spielerisch noch nicht da, wo wir schon einmal waren, doch es wird ganz langsam besser. Wir arbeiten hart daran“, zeigte sich Daniel Eblen nach dem deutlichen Sieg zwar zufrieden, ohne den zweiten Sieg in Folge jedoch überwerten zu wollen, „wir haben wichtige Spiele gewonnen, müssen uns aber weiter verbessern. Vielleicht können wir dann auch gegen die beiden Topteams Nußloch und Hochdorf einen Bonussieg holen. Das wäre natürlich toll.“ Auch Simon Flockerzie ordnet die jüngsten Erfolge vorsichtig ein, denn das Team habe zwar gut trainiert, ist aber immer noch nicht so stabil. „Wir müssen hart kämpfen und uns vor allem im Angriff weiter steigern. Allerdings: Es ist positiv, dass wir uns in den beiden letzten Spielen so steigern konnten. Das muss man auch erst einmal so hinbekommen. Wenn wir es schaffen, wieder an unseren Schnitt von nur 24 Gegentoren pro Partie heranzukommen, werden wir die Spiele auch gewinnen. Dann können wir uns auch den ein oder anderen Fehler im Angriff erlauben“, so Simon Flockerzie kämpferisch vor den beiden schweren Auswärtsspielen, „wir können jetzt ohne Druck dorthin fahren und diese Teams ärgern. Sollten wir in der Abwehr gut stehen, haben wir auch eine Chance. Jede Mannschaft hat Schwachstellen, diese müssen wir nutzen und selbst alles reinhängen, was wir haben.“
HSG Konstanz: Wolf, Folchert (Tor); Kaletsch (10/5), Schlaich (6), Schweda (1), Groh (2), Riedel (4), Hafner (2), Mittendorf, Flockerzie (1), Oehler (1), Lauber, Bruderhofer (1), Muturi.
Zuschauer: 600.