Dramatisches Spiel - Schwerin und Altlandsberg trennen sich remis
Dramatisches Spiel - Schwerin und Altlandsberg trennen sich remis
Wieder ein Unentschieden im Abstiegskampf. Nach dem 26:26 in Henstedt-Ulzburg spielten die Drittliga-Frauen des MTV Altlandsberg diesmal 29:29 (13:12) bei Grün-Weiß Schwerin. Immerhin, das Team aus Märkisch-Oderland holte damit aus den vergangenen drei Spielen 4:2 Punkte.
Aber es war wieder mal ein Tanz auf der Rasierklinge. Hier das Stenogramm aus der Sicht des MTV – 1:1 (2. Minute), 1:6 (7.), 2:8 (10.), 3:9 (13.), 6:9 (16.), 11:11 (26.). Dann das: Bei der 15:13-Führung durch die überragende MTV-Spielerin Sophie Lütke hoffte der Anhang des MOL-Teams, jetzt hat man den Tabellenletzten im Griff. Aber Pustekuchen. Es ging wieder nach hinten los. 17:17 (39.), 18:22 (44.), 24:27 (53.).
Da schien der Zug beim Tabellen-Letzten, den man beim Hinspiel noch 33:22 bezwungen hatte, schon abgefahren zu sein. Die Gastgeberinnen, die praktisch bereits abgestiegen sind, kämpften und spielten wie im Rausch. Was für eine Moral. Aber die hatte auch der MTV. Linda Mandelkow sorgte in der 59. Minute wieder für den Ausgleich (28:28). Heiß, kalt, heiß. An diesem Sonnabend wurden in Schwerin menschliche Körper in Wallung gebracht. Dann 24 Sekunden vor Schluss Konter durch Sophie Lütke – drin ist der Ball. Hat die Nerven!
Umso bitterer aus Sicht der Gäste, dass die MTV-Kapitänsfrau nach 59 Minuten und 48 Sekunden wegen einer Zeitstrafe raus musste. Und dass Grün-Weiß Schwerin nach genau 60 Minuten durch Wendy Künzel per Siebenmeter noch zum 29:29-Ausgleich kam.
Klar kam da anfangs Enttäuschung auf. „Wir hätten in den letzten Sekunden unseren Vorsprung verteidigen müssen. Egal wie“, haderte MTV-Team-Manager Wolfram Eschenbach mit dem Schicksal und der Cleverness seiner Mannschaft.
Hoch zufrieden auf der anderen Seite sein Kollege Ralf Grünwald: „Nie hätten wir vor der Saison gedacht, etwas mit dem Abstieg zu tun zu haben. Aber erstmals in dieser Saison konnten wir nach vielen Ausfällen wegen Verletzungen, Krankheiten oder beruflichen Verpflichtungen in Bestbesetzung spielen. Das zahlte sich heute aus. Auch wenn es wieder mal nur zu einem Unentschieden reichte.“
Zu spät für Schwerin. Dennoch, wie das entscheidende Dreieck mit der großartigen Spielmacherin Wendy Künzel (sie fehlte beim Hinspiel in Altlandsberg), der routinierten Rückraum-Linkshänderin Christin Wolter und der überragenden Kreisläuferin Steffi Laas (10 Treffer) funktionierte – das war exzellent. Ganz, ganz weit weg vom Abstiegsniveau. Dieses Trio sorgte nicht nur für 21 der 29 Schweriner Tore. Diese Handballerinnen störten auch immer wieder schlechte MTV-Angriffe erfolgreich. Sie sicherten sich die Bälle nach schludrigen Zuspielen oder sinnlosen, weil kaum vorbereiteten Würfen.
Was war los mit den MTV-Damen? Vor allem in den Phasen vom 1:1 bis zum 2:8 und vom 15:13 bis zum 24:27? Die Mannschaft wurde schließlich exzellent vorbereitet. Mit Videosequenzen vom Gegner noch kurz vor dem Spiel. Und Trainer Fabian Lüdke hatte als Motivationshilfe in der Kabine Fotos mit wunderbaren Handball-Szenen seiner Spielerinnen anpinnen lassen. Dazu wurden Trophäen wie Plakate oder grün-weiße Fahnen ausgebreitet. Für genügend Unterstützung war auch gesorgt. Der neue Hauptsponsor Frank Brieskorn fuhr sogar im Mannschaftsbus mit. Wie auch einige andere Anhänger. Weitere reisten mit zwei Kleinbussen an. Oder mit Privat-Pkw. Die Mannschaft war hoch motiviert. Wollte natürlich beide Punkte. Und sie wollte schönen Handball zeigen. Aber dann passierte das, was einige unter uns kennen, wenn es im Sport echt um etwas geht. Dann fühlst du in manchen Momenten nichts mehr im Kopf. Und du glaubst, nicht für einen sportlichen Wettkampf, sondern für eine Mondlandung eingekleidet zu sein. In einem engen Raumanzug und mit ganz viel Blei an den Beinen.
„Uns war die verkrampfte Haltung anzumerken“, so Trainer Fabian Lüdke. „Vor allem in den ersten 15 Minuten, als wir im Angriff völlig unkonzentriert spielten und einen Konter nach dem anderen kassierten. Da spielte Schwerin so, wie wir es eigentlich vorhatten“, sagte der Coach. „Vielleich haben wir uns zu viel Druck gemacht und sind deshalb verkrampft“, orakelte Torhüterin Kathrin Wiehle, die ihr Team in der Schlussphase mit exzellenten Paraden zurück ins Spiel geholt hatte. Aber es reichte nur zu einem statt der erhofften zwei Punkte.
Trainer Fabian Lüdke sagte dennoch: „Ich bin stolz auf unsere Mannschaft, auf das was sie zuletzt geleistet hat. Die Frauen kämpfen sich Woche für Woche und Spiel für Spiel unter wirklich nicht einfachen Bedingungen durch. Wenn wir weiter so auftreten, dann bin ich mir sicher, dass wir den Relegationsplatz vermeiden.“
Für die MTV-Frauen gibt es vor den letzten beiden Partien (auswärts in Oldenburg und zu Hause gegen Vechta) erst mal 14 Tage Pause.
Schwerin: Pöschel, Klasen; Laas 10, Crölle 1, Künzel 5/1, Nawrot, Schult 2, Dube 4, Evangelidou, Wolter 6, Panzer 1, Celka, Powierski.
Altlandsberg: Wiehle, Haß; Berger 3, Lütke 7/2, Várkonyi 5, Schönfelder 1, Kalina 2, Fleck 5; Mandelkow 4/2, Weise 1, Wiechert 1.