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Dramatisches Spiel in Pforzheim endet Unentschieden

31.08.2014
31.08.2014 · 3. Liga, Männer 3. Liga, Staffel Süd · Von: PM Verein

Dramatisches Spiel in Pforzheim endet Unentschieden

Die HSG Konstanz hörte da auf, wo sie vergangene Saison aufgehört hatte. Auch hier waren oftmals große Rückstände immer wieder erfolgreich aufgeholt worden. So auch dieses Mal bei der TGS Pforzheim. Nach einem zwischenzeitlichen 18:23-Rückstand (51.) schnupperte die HSG sogar kurz vor Schluss am Auswärtssieg, konnte aber am Ende nach einem 24:24 (14:12)-Remis immerhin einen Punkt aus der Goldstadt entführen. „Wir haben immer an uns geglaubt, darauf bin ich stolz. Es war eine gerechte Punkteteilung, aus deren Zustandekommen wir viel Selbstvertrauen ziehen können und worauf wir aufbauen können“, zog der viermal erfolgreiche Paul Kaletsch ein zufriedenes Fazit.

In der letzten Saison lag das Eblen-Team gegen die TGS in eigener Halle 15 Minuten vor dem Ende mit sechs Treffern (11:17) zurück und holte mit einer wahren Energieleistung doch noch einen nicht mehr für möglich gehaltenen 19:18-Heimsieg. Eine Geschichte, die sich in ähnlicher Form wiederholen sollte. 23:18 leuchtete es von der Anzeigetafel, fast 51 Minuten waren da schon gespielt. Pforzheim hatte sich in einen wahren Rausch gespielt und war innerhalb von neun Minuten von 19:17 auf 23:18 davongezogen. Die HSG Konstanz war unter Druck, beging viele Fehler, wirkte hektisch und überhastet. Alles sprach für Pforzheim. Der TGS-Torwart, der Ex-Konstanzer Jonathan Binder, war wieder einmal in bestechender Form und entnervte die ohnehin schon verunsichert wirkende Offensive der HSG und die Rückraum-Power des letztjährigen Drittliga-Torschützenkönigs Florian Taafel und seines kongenialen Partners Nils Brandt war im Zusammenspiel mit dem bulligen Kreisläufer Michal Wysokinski selbst von einer gut arbeitenden Konstanzer Defensive nicht unter Kontrolle zu bekommen. Als auch noch einige Tempogegenstöße in regelmäßigen Abständen hinter Max Folchert im HSG-Tor einschlugen, schien die Partie gelaufen. „Wenn mir hier jemand ein Unentschieden angeboten hätte, hätte ich sofort eingeschlagen, von diesem Zeitpunkt aus betrachtet war es ein gewonnener Punkt für uns“, stellte HSG-Trainer Daniel Eblen fest.

Dabei konnte er in den ersten zwanzig Minuten durchaus auf mehr zum Saisonstart hoffen. Die Konstanzer Defensive harmonierte von Beginn an, zeigte sich schon wieder als fast unüberwindbarer Abwehrriegel der vergangenen Saison und war wieder einmal Garant dafür, dass die HSG trotz einiger technischer Fehler im Angriff zunächst das Spiel dominierte. Nach 15 Minuten war Konstanz durch einen Treffer von Marc Hafner erstmals mit zwei Toren in Führung gegangen (6:4). Aber auch spielerisch wusste Konstanz immer wieder zu überzeugen, so als Paul Kaletsch Kreisläufer Sebastian Groh mit einem Zuckerpass mustergültig bediente: das 8:7. Der Bruch im Konstanzer Spiel folgte nach 22 Minuten, als die TGS nach einem 8:10-Rückstand die Fehler der Konstanzer eiskalt zu nutzen wusste und zum 10:10 ausgeglichen hatte. Bis zur Pause war daraus sogar eine Zwei-Tore-Führung geworden (14:12). „Ich hatte mir schon mehr Beweglichkeit und Tempo in der Offensive erwartet, da haben wir teilweise zu pomadig agiert“, so Daniel Eblen und Paul Kaletsch ergänzte: „Wir haben auch in der Deckung etwas nachgelassen, haben die letzte Konsequenz vermissen lassen.“

In einer nun sehr umkämpften und zunehmend sehr emotional geführten Partie verpasste Konstanz mehrmals die Chance zum Ausgleich, so als die HSG beim Stand von 15:14 zweimal am hervorragend reagierenden Binder gescheitert war. Das Spiel blieb offen – bis zur 45. Minute. Pforzheim ging erstmals mit drei Toren in Front und baute die Führung nun kontinuierlich aus. Der Kater nach dem Rausch, in den sich die Gastgeber vor ihren begeisterten Zuschauern gespielt hatten, kam jedoch schneller als erwartet.

Daniel Eblen hatte die Notbremse gezogen und seine Spieler zur Besprechung an die Seitenlinie gebeten. Zusätzlich stellte er auf eine 5:1-Abwehrformation um und beorderte Fabian Schlaich vor den Abwehrriegel, um die Kreise vor allem von TGS-Rückraumkanonier Taafel einzuengen. „Das mussten wir probieren, anders sind fünf Tore nicht mehr aufzuholen“, meinte Daniel Eblen und sein Trainer-Pendant, Weltmeister Andrey Klimovets, pflichtete ihm bei: „Die 5:1-Abwehr hat uns Probleme bereitet, unser Spiel war nicht mehr flüssig und wir haben die Bälle verworfen.“ Mit purem Willen, unbedingtem, eisernem Glauben an die eigene Chance und großem Kämpferherz begann nun tatsächlich die große Aufholjagd der HSG. Pforzheim fand kein Durchkommen mehr gegen die aggressive Deckung der Konstanzer, blieb neun Minuten ohne eigenen Torerfolg und musste zusehen, wie auch die Offensive der Gäste wieder immer besser in Schwung kam und nun auch die richtigen Entscheidungen traf. Begünstigt durch zwei Zeitstrafen für die TGS keimte langsam wieder Hoffnung für Konstanz, das über das gesamte Spiel hinweg ohne jede Zeitstrafe auskam, auf. Der 20-jährige Linkshänder Felix Krüger sorgte in unnachahmlicher Art und Weise mit einem krachenden Wurf in den Winkel des Pforzheimer Tores für den 20:23-Anschluss. Der Beginn der großen Auferstehung. Marc Hafner war es schließlich vorbehalten, mit einem nervenstark verwandelten Siebenmeter zum 23:23 auszugleichen. Und noch immer waren dreieinhalb Minuten zu spielen. Eine Ewigkeit im Handball.

Eine Ewigkeit, die die Nerven der entsetzten Pforzheimer Zuschauer bis zuletzt strapazierte, als Matthias Faißt erneut erfolgreich war. 24:23 für die HSG, sechs Tore in Folge für Konstanz, keines für Pforzheim. Die Aufholjagd schien ebenso wie ein gelungener Saisonstart perfekt. Seit 2010 konnte Konstanz nicht mehr im ersten Spiel der Saison gewinnen. Dass es doch noch dabei blieb, war dramatischen letzten Minuten zu verdanken, in denen Nils Brandt das Kimovets-Team zunächst jubeln und aufatmen ließ, 24:24 – und immer noch eineinhalb Minuten zu spielen. Die HSG Konstanz konnte die Chance zum Sieg jedoch ebenso nicht mehr nutzen, wie die TGS in den allerletzten Sekunden der Begegnung. Kapitän Matthias Faißt war dennoch zufrieden: „Ganz großer Respekt an das Team für dieses Comeback. Diese Spiel zeigt, was für uns in dieser Saison zu erwarten ist: Gerade auswärts, wo alle Teams in eigener Halle ihre nötigen Punkte holen möchten, wird jedes Spiel ein harter Kampf.“

Mit dem 24:24-Unentschieden konnte die HSG Konstanz zumindest einen Punkt zum Saisonstart ergattern – auch das war seit 2010 nicht mehr gelungen. Grund dafür war für Daniel Eblen, der sich nach dem Spiel nicht mehr ganz sicher war, ob es nun ein gewonnener oder verlorener Punkt war, vor allem „die gute Abwehr und unser Glaube in jeder Phase an unsere Chance sowie der Einsatz aller Spieler. Die TGS hatte unglaubliche Qualität, wir die Quantität, mit der wir nach der Manndeckung und mit unseren Gegenstößen noch einmal richtig Druck auf ein müde wirkendes Team aufbauen konnten. Es ist wirklich nicht leicht, das erste Spiel in Pforzheim bestreiten zu müssen, daher bin ich schon auch froh über den einen Punkt.“

HSG Konstanz: Wolf, Folchert (Tor); Kaletsch (4), Schlaich (4), Groh (4), Riedel (2), Hafner (3/2), Mittendorf, Flockerzie, Stocker (1), Faißt (3), Muturi, Krüger (3), Lauber.

Zuschauer: 400