Gladbeck verliert nicht den Kopf - 7:0-Lauf bringt die Entscheidung
Gladbeck verliert nicht den Kopf - 7:0-Lauf bringt die Entscheidung
Wer hätte das gedacht? Nach drei Spieltagen der 3. Liga West hat der VfL Gladbeck, der von vielen Kennern der Szene als Abstiegskandidat Nummer eins gehandelt wird, schon 4:2 Punkte. Dank einer beeindruckenden Schlussphase, in der Torwart Andreas Tesch seine ehemaligen Teamkollegen in der Bördehalle zur Verzweiflung brachte, setzte sich die Mannschaft von Trainer Sven Deffte beim Soester TV mit 34:31 (15:16) durch – nachdem sie in der 52. Minute mit 27:30 hinten gelegen hatte, um ihren Gastgeber dann mit einem 7:0-Lauf zu zerlegen.
Es ist ein Spiel, in dem die Zahlen sehr schnell sehr viel erklären. Blicken wir in die 43. Minute: Da nämlich hatte Linkshänder Dirk Hartmann mit seinem siebten Treffer für die 25:20-Führung des Soester TV gesorgt, so dass die Aufsteiger in ihrem zweiten Saison-Heimspiel auch vom zweiten Sieg träumen durften. Aber beim VfL Gladbeck gab es überhaupt keine hängenden Köpfe. Und so schaffte das Deffte-Team in den letzten knapp 18 Minuten eine 14:6-Serie. „Das Entscheidende war“, sagte Sven Deffte, „dass wir weiter an uns geglaubt haben. In der vergangenen Saison haben wir in solchen Phasen den Kopf verloren.“
Der Umkehrschluss könnte sein, dass in dieser Partie der Soester TV den Kopf verloren hatte. Ganz im Gegensatz zu einem ehemaligen Soester im Gladbecker Kasten: Andreas Tesch, der in der 42. Minute ins VfL-Tor zurückgekehrt war. „Er ist über sich hinausgewachsen“, lobte sein ehemaliger Trainer Dirk Lohse. „Er hat ganz entscheidende Bälle gehalten, aber auch, weil wir nachlässig abgeschlossen haben.“ Über diese Abschluss-Schwäche seines Teams wird der 45-Jährige sicherlich noch das eine oder andere Mal nachdenken. „Die Niederlage“, sagte er, „war am Ende verdient, weil wir eine Riesen-Anzahl an Torchancen vergeben und technische Fehler gemacht haben. Das wird bestraft.“
Zumal der VfL nicht nur einen bärenstarken Keeper, sondern auch einen Thorben Mollenhauer in ausgezeichneter Verfassung hatte. „Thorben übernimmt immer mehr die Verantwortung, die er übernehmen soll“, sagte Trainer Sven Deffte über seinen achtmaligen Torschützen. „Er hat sich immer wieder Mann gegen Mann durchgesetzt. Mit seinem Gewicht ist er ja auch nur schwer zu halten.“ Das achte und letzte Mollenhauer-Tor in diesem Spiel war das zum 29:30, nachdem Max Loer zuvor von der Siebenmeter-Marke an Andreas Tesch gescheitert war, und das veranlasste Soests Trainer Dirk Lohse dann auch, eine Auszeit zu nehmen.
Aber er konnte nichts mehr ändern, der VfL-Zug rollte nun. Unaufhaltsam. „Gladbeck hat das clever gemacht, unsere Fehler ausgenutzt, und so ist das Spiel dann gekippt“, erklärte Dirk Lohse. Andreas Tesch parierte eigentlich alles, so dass Max Krönung per Siebenmeter sowie zweimal aus dem Feld, Lukas Krings und Heiko Brandes den zweiten Gladbecker Saisonsieg eintüteten.
„Das ist super ärgerlich, weil wir das Spiel eigentlich in der Hand hatten“, sagte Soests Trainer Dirk Lohse, dessen Mannschaft nach dem 16:16 durch einen Siebenmeter-Treffer von Max Loer und drei Tore von Yannick Eckervogt (ein Hattrick in Überzahl) auf 20:16 davongezogen war. „Normalerweise“, erzählte der STV-Coach weiter, „muss da mehr hängen bleiben. Gerade hier zu Hause.“ Klar: Sven Deffte ging es deutlich besser. Und er war auch ein bisschen stolz auf sein Team, ohne jedoch auch nur ein bisschen die Kontenance zu verlieren. Stattdessen wählte er einen ganz realistischen Blick auf die Klasse-Schlussphase seiner Mannschaft. „Da muss dann auch alles passen“, sagte der Trainer des VfL Gladbeck. „Wir hatten ein bisschen Glück dabei, und dann kommt alles zusammen.“
Soester TV: Pfennig (1.-30.), Jostes (31.-60.) – Luther, D. Flor, Thomanek, Rückert (2), Haake (2), L. Flor, R. Bekel, T. Voss-Fels (6), Hartmann (7), M. Loer (8/4), K. Bekel (2), Eckervogt (4).
VfL Gladbeck: Tesch (1.-21., 42.-60. und bei einem 7m), Deffte (21.-42.) – Krings (2), Sankalla (4), Steinbach (2), Brandes (4), Kunze, Singh Toor, Krönung (9/2), Mollenhauer (8), Bach (3), Leibner, Kryzun, Dreiszis (2).