HSG-Konstanz-Präsident Otto Eblen: „Aufstieg in den nächsten Jahren ist das Ziel“
HSG-Konstanz-Präsident Otto Eblen: „Aufstieg in den nächsten Jahren ist das Ziel“
Otto Eblen engagiert sich seit mehr als 30 Jahren in verschiedenen Funktionen wie der Jugendarbeit, als Trainer und im Management bei der HSG Konstanz. Mit 18 Jahren war Eblen bereits im Vorstand der HC DJK Konstanz, seit 1991 ist der 66-Jährige Präsident der HSG, die sich 1980 aus HC DJK und TV Konstanz zusammenschloss. Otto Eblen hat zwei Söhne, zwei Töchter und drei Enkel, sein Sohn Daniel trainiert die erste Mannschaft. Nach einer schweren Herz-OP, von der er sich schnell erholt hat, ist die Führungsebene der HSG Konstanz weiter vergrößert worden, um sich zukunftsfähig aufzustellen und positiv weiterentwickeln zu können.
Im Gespräch mit HSG-Pressesprecher Andreas Joas erläutert Otto Eblen das neue Zukunftskonzept der HSG Konstanz, die angestrebten ehrgeizigen Ziele und die Voraussetzungen dafür.
Herr Eblen, die Saison hat gerade begonnen und die Frage nach den Zielsetzungen, gerade nach Erreichen des vierten Platzes im vergangenen Spieljahr, ist obligatorisch – zumal der Erste Coburg aufgestiegen und der Tabellenzweite Bad Neustadt in die Oststaffel der 3. Liga eingruppiert wurde …
Das ist einerseits auch verständlich, doch für uns ist es eigentlich die falsche Fragestellung, sofern damit ein konkreter Tabellenplatz gemeint ist. Wir orientieren uns nicht am kurzfristigen Erfolg oder kurzfristigen Zielen, was zählt, sind die langfristige Perspektive und Entwicklung sowie das Erreichen der langfristigen Ziele. Unsere Sinnfrage muss daher lauten: Wann und wodurch sind wir erfolgreich? Nutzen wir unsere Möglichkeiten voll aus? Sind wir kreativ, fleißig und handeln wir zukunftsorientiert?
Zu welchem Ergebnis kommen Sie, d.h. was sind dann aus Ihrer Sicht die Grundvorrausetzungen für das Erreichen langfristiger Ziele?
Natürlich ist der sportliche Erfolg für uns als Sportverein wichtig und ein Kriterium für das, was uns auszeichnet. Der sportliche Erfolg ist jedoch Ergebnis unternehmerischen Handelns. Wir haben in den letzten Jahren unsere Außendarstellung wesentlich verbessert und es ist uns gelungen, die Führungsstruktur auf eine breitere Plattform zu stellen und diese qualitativ zu verbessern und zu verjüngen. Zudem haben wir ein Konzept entwickelt, das vorsieht, den sportlichen Erfolg aus eigener Kraft zu erzielen. Das garantiert eine langfristige kontinuierliche Entwicklung der HSG Konstanz.
Wie soll diese langfriste Entwicklung der HSG Konstanz aussehen?
Nun, es bedeutet auf der Basis einer breiten, durchgängigen, attraktiven und leistungsorientierten Jugendarbeit, was den Aufbau einer leistungsstarken zweiten Mannschaft als zusätzliche Plattform auf hohem Niveau und zusätzliches Sprungbrett für unsere vielen Talente ausdrücklich mit einschließt, ein sicheres Fundament für die wirtschaftliche und sportliche Entwicklung zu schaffen. Dazu gehört die Einbindung der älteren Führungsspieler und weiterer qualifizierter Mitstreiter und motivierter Quereinsteiger in die Führungsstruktur des Gesamtkonzeptes. Die Veranstaltung der Sport-Kultur-Show Konstanzer Welten, des Handball-Superballs und der HSG-Akademie sind nur so möglich und bieten unserem Führungsumfeld neue Möglichkeiten sich zu qualifizieren, sich neuen Kreisen zu öffnen und diese für die HSG Konstanz zu gewinnen. Die HSG als Marke zu etablieren und diese zu stärken, ist das Hauptziel in der nächsten Zukunft. Nicht zuerst der sportliche Erfolg sichert die Zukunft, sondern eine starke Marke ermöglich erst das sportliche Weiterkommen.
Wie weit sind Sie auf dem Weg zur Realisierung dieser Ziele?
Die genannten Veranstaltungen zeigen es: Mit großem Aufwand und Einsatz vieler engagierter Helfer waren es allesamt große Erfolge für die HSG. Aber auch das, was leider viel zu wenig in der Öffentlichkeit wahrgenommen wird, zeigt welchen Stellenwert und welche Präsenz wir inzwischen erreicht haben. Hier seien nur die Bewältigung des Kassendienstes am Seenachtfest mit 90 Personen und die verlässliche Ferienbetreuung mit den angebotenen Bewegungsferien am Schänzle zu nennen, bei der unsere Spieler aus der ersten Mannschaft für über 150 Kinder fünf Wochen lang in ihrer Freizeit eine sinnvolle Beschäftigung unter qualifizierter Anleitung für die Jüngsten, für unsere Zukunft anbieten. Unsere Spieler und das Umfeld leisten Hervorragendes. Unsere Sponsoren bescheinigen uns das, dass sie es noch nie erlebt haben, dass sich eine erste Mannschaft, zumal eine auf diesem Niveau, so aktiv auch abseits des Spielfeldes einbringt. Es ist ein tolles Geben und Nehmen, denn diese Mannschaft weiß sehr zu schätzen, was die vielen ehrenamtlichen Helfer rund um die mittlerweile mit dem ganzen Drumherum zu echten Events gewordenen Heimspiele leisten. All diese Veranstaltungen und Projekte verbreitern unsere wirtschaftliche und organisatorische Basis und unsere treuen Sponsoren begleiten uns auf diesem sinnvollen Weg nach oben.
Um jetzt aber doch noch einmal ganz konkret zu werden: Was sind dann die langfristigen Ziele im sportlichen Bereich, gerade was das Aushängeschild der HSG, die Drittliga-Mannschaft, angeht?
Der sportliche Aufstieg ist selbstverständlich das Ziel. Wir wollen in die 2. Bundesliga. Mit der A-Jugend spielen wir bereits in der Bundesliga. Für die Realisierung dieses ehrgeizigen Ziels braucht es aber vor allem auch Geduld. Mit dem jetzigen Stamm der Drittligamannschaft, der kontinuierlich durch die eigene Jugend und studierenden Nachwuchs ergänzt wird, können wir dieses hohe Ziel in den nächsten drei bis vier Jahren mit überschaubarem Risiko erreichen. Wir müssen für alle qualifizierten und leistungsbereiten Jugendlichen attraktiv arbeiten und perspektivisch agieren. Das setzt als wichtigste Komponente den Ausbau der ausgezeichneten Zusammenarbeit mit der Universität Konstanz voraus, denn nur ein duales sinnvolles Ausbildungskonzept, bestehend aus Studium und Handball, ist für unsere Spieler und die HSG zukunftsweisend. Das sichert uns auch die Finanzierbarkeit. Nach dem Abschuss des Studiums müssen wir mit unserem Sponsorenumfeld diese gut ausgebildeten jungen Akademiker in der Region halten und für unsere Führungsstruktur bzw. in der sportlichen Leitung integrieren. Mit unserer HSG-Akademie wollen wir dafür den organisatorischen Rahmen schaffen.
Die allesamt sehr jungen Neuzugänge, die diesen Sommer verpflichtet wurden, sollen also langfristig gemeinsam mit den eigenen talentierten Jugendspielern der Grundstein für den Erfolg und den Aufstieg sein?
So ist es. Unsere Neuzugänge werden alle in Konstanz studieren. Über den Weg in der Südbadenliga, als Leistungsträger in der zweiten Mannschaft, werden diese jungen Spieler an das Niveau der 3. Liga herangeführt. Schon jetzt helfen sie mit ihrer tollen Einstellung dabei, das Mannschaftstraining auf eine neue Stufe zu stellen und sorgen für belebenden Konkurrenzkampf. Eine derartige Breite auf so hohem Niveau hatten wir noch nicht. Dies soll jedoch nicht das Ende der Fahnenstange sein, vielmehr wollen sie ihren Weg bei der HSG gehen und wir wollen mit ihnen den Aufstieg erreichen. Mit der Begeisterung unseres Publikums und dem Fleiß der Spieler können wir auf diesem Weg unser Ziel erreichen. Das drückt sich auch in unserem Motto „Wir leben unser Spiel“, das wir um den Claim „Wir leben unsere eigene Stärke“ ergänzt haben, aus. Wir leben für und von unserem Nachwuchs. Selbstverständlich bedeutet eigener Nachwuchs in diesem Zusammenhang die Konzentration und Ausbildung aller leistungswilligen Talente aus der gesamten Region. Damit tun wir nicht nur etwas für unser aller Zukunft, für die nächste Generation und die hiesige Region, sondern wir sind davon überzeugt, dass das auch unser Weg zum Erfolg ist: Mit Leidenschaft und vollem Einsatz für unser gemeinsames großes Ziel. Dass die Zuschauer sich damit identifizieren können und hinter unserem eingeschlagenen Weg, dem neuen Konzept stehen, haben nicht zuletzt die Zuschauerzahlen im vergangenen Jahr gezeigt. Mit diesem guten Zuspruch mit deutlich über 800 Fans im Schnitt bei jedem Heimspiel und mit 1.700 Zuschauern beim Superball sind wir deutschlandweit in der Drittliga-Zuschauerspitze. Und auch Sponsoren registrieren, was wir in der Halle bieten und was wir für die Jugend leisten. Dennoch, bei einem Aufstieg in die bundesweite 2. Liga werden die Wege deutlich weiter, der Aufwand und die Kosten höher.
Wie soll der zusätzliche Aufwand in der eingleisigen zweiten Bundesliga gestemmt werden?
Es muss sich jeder einzelne reinknien und wir möchten weitere Unterstützer finden, die wir von unserem Konzept begeistern können. Wir wollen es aber vor allem mit unserer eigenen Basis schaffen, bei der uns jeder einzelne neue Helfer in der Halle oder sonst wo enorm hilft. Konstanz muss die 2. Bundesliga genauso wollen wie wir. Wenn wir es schaffen, uns noch breiter aufzustellen und auch die Eltern unserer Jugendspieler mitziehen, ist es zu schaffen. Allerdings muss es allen wert sein, für die 2. Bundesliga auch persönliche Opfer zu bringen. Das heißt, dass wir auch eine Liga höher nicht mehr für unsere Spieler ausgeben und wir keine teuren Spieler zukaufen werden, sondern vorrangig auf unsere eigenen Spieler und Talente setzen werden. Das zusätzliche Budget für die neue Saison durch neue Sponsoren geht daher auch komplett in den Jugendbereich. In drei bis vier Jahren wollen wir die Früchte unserer großen Anstrengungen ernten. Der Erfolg und der entsprechende Aufwand muss jedoch von allen getragen werden. Dann können wir uns Schritt für Schritt weiterentwickeln. Dafür gilt es jetzt alle Kräfte zu bündeln und mit vollem Einsatz beständig weiterzuarbeiten. Wir müssen zeigen, dass wir aufsteigen wollen. Unsere Führungsspieler gehen voran und leben unser Konzept. Sie erledigen schon viele Aufgaben selbstständig und übernehmen Verantwortung. Sie tragen unsere Zielsetzungen voll mit und wollen etwas für die HSG, für Konstanz tun. Nun muss jeder, der es mit der HSG hält, bereit sein, seinen Teil beizutragen. Unsere jungen Spieler besitzen nur ein Fenster von wenigen Jahren, um es zu schaffen. Verpassen wir nicht die Chance! Jeder einzelne ist wichtig und zusammen ist die 2. Bundesliga für die HSG Konstanz möglich und erreichbar.