Nicht die Liebste der Liga - Halles Edda Sommer führt die Sünderkartei an
Nicht die Liebste der Liga - Halles Edda Sommer führt die Sünderkartei an
Wenn Handballspielerinnen in der Dritten Liga dahin gehen, wo es weh tut, werden sie dort nicht selten von Edda Sommer erwartet. Die Abwehrchefin der HSG Union ’92 Halle ist die unfairste Spielerin der Liga. Das behauptet zumindest die Statistik.
Drei rote Karten kassierte Edda Sommer in 15 Spielen – so viele wie keine andere Spielerin der Staffel Ost. In den Rubriken Zeitstrafen (17) und gelbe Karten (13) bekleidet die 36-Jährige nach einer Auswertung des Portals SIS-Handball in der ligainternen Rangliste jeweils den zweiten Platz.
„Es stimmt“, sagt Sommer und lacht, als sie vom HK auf das unrühmliche Zahlenwerk angesprochen wird. „Ich bin sicher nicht die Liebste in der Liga und kann ganz ordentlich zupacken.“ Zur Ehrenrettung des Union-Urgesteins sei gesagt, dass von ihren drei Feldverweisen nicht ein einziger wegen eines bösen Fouls, sondern allesamt wegen der dritten Zeitstrafe ausgesprochen wurde – unter anderem beim 23:25 im Hinspiel gegen den aktuellen Gegner HaSpo Bayreuth. In der Mannschaft sei ihre Spielweise „positiv anerkannt“, sagt Edda Sommer. Auch die Fans, die sie 2013 zur Altkreissportlerin des Jahres wählten, und der Haller Trainer machen ihrer Nummer zehn keinen Vorwurf, wenn sie dem Team mal wieder eine zweiminütige Unterzahl beschert. „Edda holt sich selten doofe Zeitstrafen“, sagt Steffen Thiede und betont, „dass ich von einer Führungsspielerin sogar ein Eingreifen erwarte, wenn es zum Beispiel kurz vor Schluss darum geht, ein Tor zu verhindern“.
„Schiris sprechen mich mit Namen an“
Edda Sommer weiß natürlich, dass ihr nach vielen Jahren in der Dritten Liga auch außerhalb der Masch der Ruf des Raubeins vorauseilt. „Manche Schiedsrichter sprechen mich schon mit dem Vornamen an. Ich bin dann immer etwas irritiert, wenn ich höre: Edda, reiß dich mal zusammen“, berichtet sie schmunzelnd. Dabei sei sie nicht immer so robust zur Sache gegangen. Mitverantwortlich für die Wandlung zur kompromisslosen Abwehrspielerin sei Jan Rüter gewesen. Von ihrem Freund, mit dem sie „schon seit Ewigkeiten“ zusammen ist, habe sie sich zu dessen Spenger Zweitligazeiten eine „gesunde Grundhärte“ abgeschaut.
Dass sie in der Sünderkartei überhaupt so weit vorne landen kann, hat die zweitälteste Spielerin des Haller Kaders auch ihrem körperlichen Zustand zu verdanken, der es ihr – anders als in der Vergangenheit oft der Fall – erlaubt, bei fast jedem Spiel dabei zu sein. „Momentan fühle ich mich gut“, bestätigt Sommer. Zugleich lässt sie aber offen, ob sie im Sommer noch eine Saison dranhängt.
Bei der HSG Union ’92 würde ihr Abschied ohne Frage eine große Lücke hinterlassen – nicht nur in der Abwehrmitte, sondern auch, wenn es darum geht, einen Siebenmeter zu verwandeln. Denn auch in dieser Statistik rangiert Edda Sommer mit bislang 31 Treffern von der »Marke« unter den Top Ten der Liga.
Durchschnitt im besten Sinne
„Mindestens 4:4 Punkte“ wollte Halles Trainer Steffen Thiede aus den ersten vier Spielen des Jahres holen. Nach einem Heimsieg gegen Bad Salzuflen und den Niederlagen in Salzland und Leipzig ist ein Sieg über HaSpo Bayreuth am Sonntag demnach Pflicht. Den Gegner stuft Thiede als „Durchschnittsmannschaft“ im besten Sinne ein. „Die spielen 60 Minuten ihren Stiefel runter und sind von allen Positionen gefährlich, ohne eine Toptorjägerin zu haben, die man aus dem Spiel nehmen könnte.“ In fremden Hallen allerdings verbuchte der Tabellenvierte bislang erst einen Sieg. Obwohl Halle auf Jenna Teigelmeister (krank) verzichten muss, ist Thiede sicher. „Wenn wir unsere Stärken ausspielen, bleiben die Punkte in der Masch.“