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Phänomenale Mannschaftsleistung: HSG Konstanz bricht die Heimserie des TV Hochdorf

27.10.2014
27.10.2014 · 3. Liga, Männer 3. Liga, Staffel Süd · Von: pm verein

Phänomenale Mannschaftsleistung: HSG Konstanz bricht die Heimserie des TV Hochdorf

Die HSG Konstanz hat es geschafft, die mehr als 13 Monate uneinnehmbare Heimfestung des Tabellenvierten TV Hochdorf zu stürmen und beide Punkte mit einem 24:23 (13:15)-Sieg aus dem „Biberbau“ zu entführen. Die sogenannten „Pfalzbiber“ aus Hochdorf hatten seit September 2013 und der Niederlage gegen den mittlerweile in die 2. Bundesliga aufgestiegenen HSC 2000 Coburg nicht mehr zu Hause verloren. Ausgerechnet mit dem ersten Auswärtssieg der Saison war es nun die HSG Konstanz, die die eindrucksvolle Heimserie der Pfälzer brach.

So richtig glauben konnten die Konstanzer Spieler ihr Glück selbst nicht. Direkt nach dem Schlusspfiff wirkte der vereinzelte Jubel einiger Spieler vorsichtig, verhalten, ja sogar etwas überrascht. War ihnen soeben wirklich der erste Auswärtssieg der Saison gelungen? Ausgerechnet beim extrem heimstarken Spitzenteam TV Hochdorf? Ja, tatsächlich, der Sieg war ihnen nicht mehr zu nehmen. Einige Momente hatte es gedauert, bis sich die Gewissheit und die Freude bei der HSG einstellen konnten. Zu viel Frust, Pech und Rückschläge hatten die jungen Spieler bisher in fremden Hallen nach Schlusspfiff bislang stets zu verdauen. Als hätten die bisherigen Negativerlebnisse zu einer gewissen Konditionierung geführt, die in fremden Hallen bei Abpfiff stets ungute Gefühle weckt, fanden sich die Konstanzer nur zögerlich zusammen, bis sich endlich die pure Freude in einer gelb-blauen Jubeltraube mit lauten Siegesgesängen und Jubelschreien entlud, die später selbst aus der Umkleidekabine bis in die Halle zu hören waren. Nun war der Jubel über den ersten Sieg in der Fremde umso größer, da sich die HSG „endlich für harte Trainingsarbeit auch einmal belohnt“ hatte, so der bärenstarke Mathias Riedel, „das tut daher besonders gut.“

Vielleicht rührte die anfängliche Zurückhaltung und Skepsis der Konstanzer auch daher, dass sie trotz einer vermeintlich sicheren 24:21-Führung nach einem Treffer von Linksaußen Fabian Schlaich knapp drei Minuten vor dem Ende noch einmal richtig um den Erfolg bangen mussten. Der TVH hatte längst auf eine offensive Abwehr umgestellt und Konstanz hatte erneut große Probleme, die passenden Antworten darauf zu finden. Ein Einwurf von der Ecke, der direkt beim Gegenspieler landete und ein weiterer Fehlpass brachten Hochdorf durch zwei schnelle Tore schließlich wieder auf 23:24 heran. Und noch waren 18 Sekunden zu spielen, die HSG war in Ballbesitz. Der in der zweiten Spielhälfte nach überstandener Verletzung eingewechselte Matthias Stocker hatte das Auge für den frei vor dem Hochdorfer Tor lauernden Simon Flockerzie. Der Pass über die weit aufgerückten Pfälzer fand sein Ziel, Simon Flockerzie zögerte jedoch einen Moment mit dem Abschluss, bevor er zum 23:25 traf. Doch das hatte Folgen: wegen Zeitspiels verweigerten die Unparteiischen dem Treffer die Anerkennung. Allerdings lief die Zeit ab, der TV Hochdorf bekam nicht mehr die Chance zum Gegenangriff.

Sicher hatte das Spiel auch viel Kraft gekostet. „Es war ein sehr intensives Spiel“, stellte HSG-Cheftrainer Daniel Eblen nach der Schlusssirene fest, „ich bin heute wirklich sehr zufrieden. Wir haben hier nicht unbedingt mit einem Auswärtssieg gerechnet, haben es aber mit aller Macht versucht. Es war ein Spiel, das von Anfang an mit offenem Visier geführt wurde, sodass ich schon dachte: Um Gottes Willen, was gibt das hier heute.“ In der Tat ging es von der ersten Minute an in hohem Tempo hin und her, wobei sich zunächst kein Team absetzen konnte. Etwas mehr als vier Minuten hatte es gedauert, bis der insgesamt achtmal erfolgreiche Mathias Riedel mit seinem zweiten Tor seine Mannschaft erstmals mit 3:2 in Führung bringen konnte. Überhaupt präsentierte sich Mathias Riedel als echter Leader, der Verantwortung übernahm und die junge Mannschaft immer wieder anführte und selbst wertvolle Impulse durch wichtige Tore in schwierigen Situationen unter großem Druck lieferte und anschließend anmerkte: „Wir haben unsere Angriffe mit zunehmender Spieldauer immer besser ausgespielt, die Ruhe bewahrt und Jonas Kupijai besser unter Kontrolle bekommen“. Daniel Eblen beorderte Alexander Lauber zum insgesamt ebenfalls achtmal erfolgreichen Hochdorfer, dessen Kreise fortan stark eingeschränkt waren.

Hochdorf zeigte trotz einiger angeschlagener Spieler seine große Klasse und nutzte die kurzzeitige Schwächephase der HSG vor der Halbzeit jedoch über andere Spieler zur vorübergehenden Wende. Nachdem Konstanz noch mit 9:7 in der 19. Minute in Führung gelegen war, so wurde nach dem 12:10 für die HSG (25.) nach einer Auszeit des Gastgebers daraus bis zur Pause ein 15:13 für die „Biber“. Die letzten Augenblicke der ersten Hälfte waren für die ohne die verletzten Matthias Faißt (Anriss des Kreuzbandes), Marc Hafner (Muskelfaserriss) sowie Stefan Bruderhofer (Fingerverletzung) angereisten Gäste dabei besonders bitter. Wenige Sekunden vor dem Pausenpfiff ein Ballverlust in der Offensive, dann der Gegenstoß des TVH, der gestoppt werden konnte, doch der direkt auf das Tor gehämmerte Freiwurf in der letzten Sekunde zappelte zum 15:13 für Hochdorf im Netz.

Ein Treffer, bzw. eine Dramaturgie, bei der man von Nackenschlägen in einem psychologisch ungünstigen Zeitpunkt sprechen kann. Dass das junge HSG-Team im mentalen Bereich zuletzt deutlich an Stabilität hinzugewonnen hat, zeigte sich im zweiten Durchgang allerdings schnell. „Wir haben uns gegenseitig absolut vertraut und in der zweiten Halbzeit noch einmal die entscheidenden zehn Prozent zulegen können“, stellte ein glücklicher Mathias Riedel fest. Gerade das Zusammenspiel von Abwehr und Torhüter harmonierte prächtig und der hervorragend aufgelegte Max Folchert im HSG-Tor vereitelte nun reihenweise Chancen der Pfälzer – auch Großchancen wie freie Gegenstöße, Abschlüsse vom Kreis oder einen Siebenmeter.

In zehn Minuten war die Partie deshalb deutlich zu Gunsten der Konstanzer gekippt: 19:16 für die HSG (40.) leuchtete es von der Anzeigetafel. Allerdings gab sich Hochdorf nicht auf und kämpfte sich verbissen zum 20:21-Anschluss zurück (54.). Zwei wichtige Treffer von Fabian Schlaich und Simon Flockerzie zum vorentscheidenden 24:21 stellten die Weichen endgültig auf Sieg für die HSG, auch wenn noch einmal gezittert werden musste, bevor mit etwas Verspätung nach Schlusspfiff alle Dämme brachen. Auswärtssieg in Hochdorf!

„Endlich können wir mit zwei Punkten nach Hause fahren, das tut richtig gut. Wir haben uns nach ein paar unglücklichen Niederlagen in den vergangenen Partien das Glück zurückgeholt, auch wenn wir am Ende noch Fehler gemacht haben, die wir einfach nicht machen dürfen“, zeigte sich Mathias Riedel erleichtert über den geglückten Coup. „Ich höre Musik vor den Spielen und versuche, mir nicht mehr so viele Gedanken über eventuelle Fehlwürfe zu machen. Ich konnte zeigen, was ich kann“, versuchte sich der in den letzten Wochen immer besser in Schwung kommende Rückraumkanonier in einer Erklärung für seine spürbare Weiterentwicklung. „In der zweiten Hälfte haben wir in der Abwehr noch mehr Zugriff auf den Gegner bekommen. Zusammen mit einem guten Torhüter war das das eine Tor, was wir besser als Hochdorf waren“, sagte Daniel Eblen, wobei ihm TVH-Trainer Benjamin Matschke zustimmen musste: „Die HSG hat absolut verdient gewonnen. Wir haben zu viele technische Fehler gemacht, zudem haben die Breite und das Tempo im Spielaufbau gefehlt. Im Angriff haben wir gegen eine gute Konstanzer Defensive die Durchschlagskraft vermissen lassen.“

Am kommenden Samstag empfängt die HSG Konstanz in der Schänzle-Sporthalle um 20.00 Uhr nun den TV Germania Großsachsen, ein Team, das, so Mathias Riedel, der HSG „durchaus liege, das aber auch über gute Namen im Kader verfüge“. Daniel Eblen schätzt den TVG ebenfalls „sehr stark“ ein, zudem als „sehr unangenehm zu spielen.“ „Wir werden alles brauchen, aber ich freue mich riesig auf das Spiel“, so Mathias Riedel abschließend. Mit einem weiteren Erfolgserlebnis können die Konstanzer dafür sorgen, dass mit dem Schlusspfiff sofort wieder vornehmlich gute Erinnerungen und Gefühle wach werden. So wie in Hochdorf – hier nur mit etwas Verspätung.

HSG Konstanz: Wolf, Folchert (Tor); Kaletsch (6/3), Schlaich (4), Schweda (3), Groh, Riedel (8), Muturi, Mittendorf, Flockerzie (1), Stocker, Oehler, Krüger (1), Lauber (1).

Zuschauer: 280.