Zweibrücker Express bisweilen zu schnell für Ratingen
Zweibrücker Express bisweilen zu schnell für Ratingen
Die Personalsorgen der SG Ratingen haben sich so deutlich entschärft, dass Trainer Richard Ratka den Spielbericht wieder komplett füllen kann. Doch auch am vierten Saisonspiel der 3. Liga West biss das Löwenrudel nicht und kassierte seine vierte Niederlage. Und einen Junglöwen des SV 64 Zweibrücken hätte der ehemalige Nationalspieler am liebsten in der Sporthalle an der Gothaer Straße behalten: Jerome Müller. Der 17-Jährige, der tags zuvor erst von einer Klassenfahrt aus Italien zurückgekehrt war, zeigte vor mickrigen 150 Zuschauern eine überragende Leistung. 13 Treffer gelangen dem Linkshänder beim 27:24 (13:11)-Sieg – und dabei war auch ein Kempa-Tor, das zur 7:4-Führung in der 13. Minute.
6:2 Punkte stehen für die Zweibrücker Löwen, verbunden mit einem Platz in der Spitzengruppe. „Das ist völlig überraschend“, sagt Christian Gauf, der Handball-Chef des SV 64, und spricht von einer „Momentaufnahme, die aus Zweibrücker Sicht sehr angenehm wirkt“. Überhaupt nicht angenehm waren die Bedingungen in Ratingen-West. Es herrschte eine drückende Schwüle in der Halle, weil ein Ventil der Heizungsanlage defekt war. 26 Grad sollen es gewesen sein, nachdem das Thermometer am Tag zuvor noch bei 40 Grad gestanden hatte.
Nachdem Jugend-Nationalspieler Jerome Müller seinen ersten Treffer erzielt hatte, warfen Sebastian Bartmann, Johann Oesterwind und Dominic Kasal die SG Ratingen mit 3:1 nach vorne – aber längst nicht in Position. „Wir haben in der ersten Hälfte mit unserer Leistung im negativen Sinne Voraussetzungen geschaffen, die uns aus dem Konzept gebracht haben“, sagte Trainer Richard Ratka. Vor allem drei Siebenmeter-Bälle seines Teams schossen dem 50-Jährigen durch den Kopf. Ben Schütte, Florian Schlierkamp und Mike Schulz hatten diese hervorragenden Chancen liegen gelassen und in Ladislav Kovacin ihren Meister gefunden. Der Slowake, der auf 15 Paraden kam, war neben Jerome Müller der herausragende Zweibrücker Löwe.
Aus seinem 1:3-Rückstand machte das Team aus Rheinland-Pfalz eine 5:3-Führung, musste aber trotz eines zwischenzeitlichen Vier-Tore-Polsters beim 10:10 und 11:11 wieder den Ausgleich hinnehmen. „Wir waren am Samstagabend alles andere als fehlerfrei“, berichtete Christian Gauf, „und haben immer wieder einmal einfache Gegentore zugelassen, als wir in der Abwehrformation auch Abstimmungsfehler offenbarten.“ Schließlich ging der SV 64 Zweibrücken dank der Tore von Jerome Müller und Nils Wöschler – auch der ist ein A-Jugendlicher – mit 13:11 in die Pause.
Nach dem Wechsel rollte der Zweibrücker Löwen-Express dann noch schneller, viel zu schnell für die SG Ratingen. Und das lag daran, dass die Mannschaft konsequent die Vorgabe ihres Trainers Stefan Bullacher verfolgte und das Tempo hochhielt. Nach 42 Minuten war der SV 64 erstmals auf fünf Tore weg (19:14) – klar, dank Jerome Müller –, nach 44 Minuten auf sechs (21:15) und sieben (22:15). Dieses Polster hielt das Bullacher-Team bis zur 53. Minute (26:19), um im Gefühl des sicheren Sieges doch noch den Faden zu verlieren. Und wer weiß, was passiert wäre, wenn die Ratinger ihre Gegenstoß-Chance nicht vertändelt und zum 25:26-Anschlustreffer genutzt hätten? Im Gegenzug aber entschied Zweibrückens Kapitän Aris Wöschler dann dieses Aufsteiger-Duell.
Klar: Das Fazit von Stefan Bullacher fiel positiv aus. „Wir sind natürlich sehr zufrieden mit dem bisherigen Saisonverlauf“, sagte der Zweibrücker Coach. „Heute hatten wir in Ladi und Jerome zwei überragende Spieler.“ Und am kommenden Samstag (27. September, 18 Uhr) erwarten die Löwen in der Ignaz-Roth-Halle an der Landauer Straße 22 den Spitzenreiter, die noch ungeschlagene HSG Krefeld. Mit solchen Tabellenregionen können sich die Ratinger nicht beschäftigen. „Wir stehen jetzt natürlich schon unter Druck“, sagte deren Trainer Richard Ratka am Samstagabend.
SG Ratingen: Stecken, Piecuch – Wittenberg, Giela (1), Lenz (3), Janus (2), Zobel (4), Schütte (3/1), Schlierkamp (2), Bartmann (2), Schulz (3/1), Kasal (1), Helfrich, Oesterwind (3).
SV 64 Zweibrücken: Kovacin, Klöckner – Hammann, Vallet, Mathieu, Balaz (3), Pohland (1), Enders (2), N. Wöschler (1), Denk (1), Zellmer (2), A. Wöschler (4), Müller (13).