Zusammenhalt macht Sigurdsson stolz - Fokus jetzt auf wiedererstarkte Russen
Zusammenhalt macht Sigurdsson stolz - Fokus jetzt auf wiedererstarkte Russen
Nach dem starken Auftritt der deutschen Nationalmannschaft beim WM-Auftaktsieg gegen Polen richteten die Verantwortlichen des Deutschen Handballbundes beim zweiten Medientag im Teamhotel den Blick nur kurz zurück. Im Fokus steht bei Bundestrainer Dagur Sigurdsson, Teammanager Oliver Roggisch und DHB-Vizepräsident Bob Hanning der nächste Gegner Russland, der sein Auftaktspiel gegen Saudi Arabien klar mit 27:17 gewann. Die Partie gegen den Rekord-Olympiasieger beginnt am Sonntag um 17 Uhr deutscher Zeit und wird live von Sky und in Sky Sportsbars übertragen.
Den in der zweiten Halbzeit über weite Strecken des Polen-Spiels praktizierten und eher ungewöhnlichen Vierer-Spezialistenwechsel erklärte Bundestrainer Sigurdsson vor allem damit, dass Kreisläufer Patrick Wiencek schon früh mit zwei Zeitstrafen vorbelastet gewesen sei und das Risiko einer dritten Zeitstrafe minimiert werden sollte. Den Schlüssel zum Sieg sah der Isländer vor allem in dem großen Zusammenhalt der Mannschaft, mit dem sich diese durch die schwierige zweite Hälfte gekämpft habe: „Das hat mir sehr gut gefallen und macht mich auch stolz. Aber nun müssen wir uns auf Russland fokussieren.“
Vor der morgigen Partie gelte es nun, die Mannschaft im Videostudium bestmöglich auf die frühere Handballmacht Russland vorzubereiten. „Sie spielen nicht mehr diesen Macho-Handball, sondern kommen vermehrt über das schnelle Spiel“, sagte Sigurdsson. In dem aktuellen Trainer der russischen Auswahl, Oleg Kuleschow - der mit dem Nationalteam Welt- und Europameister wurde und Bronze bei Olympia sowie mit dem SC Magdeburg unter anderem die Champions League 2002 gewann - sieht Sigurdsson den Hauptgrund für den spielerischen Umbruch: „Oleg Kuleschow war einer der begnadetsten Spielmacher seiner Zeit.“
Im Anschluss richtete der für den Leistungssport verantwortliche DHB-Vizepräsident Bob Hanning das Augenmerk auf die generelle Entwicklung des Nationalteams. „Aktuell ist es so, dass wir von zehn Spielen gegen Polen fünf Mal gewinnen und fünf Mal verlieren würden. Ziel der Entwicklung muss sein, von zehn Spielen sieben zu gewinnen”, verdeutlichte Hanning und bescheinigte der Mannschaft eine kontinuierliche Weiterentwicklung. „Wir sind auf einem guten Weg. Gestern und in den Qualifikationsspielen zur Europameisterschaft 2016 war zu erkennen, dass schon viele Rädchen ineinander greifen. Das ist aber erst der Anfang einer langen und schwierigen Entwicklung“, mahnte er vor übertriebener Euphorie.
Teammanager Oliver Roggisch, der erst vor einigen Monaten seine aktive Laufbahn beendete, berichtete von den verschiedenen Ritualen, um nach einem emotionalen Höhepunkt wie dem Auftaktsieg wieder den Adrenalinspiegel herunterzufahren. „Es ist schwierig zur Ruhe zu kommen und den zur Regeneration wichtigen Schlaf zu finden. Manche hören Musik, manche spielen Skat. Jeder Spieler geht da auf seine Weise mit um. Die jüngere Spieler orientieren sich so ein bisschen an den erfahreneren Spielern.“
Die Regeneration scheint zumindest nach dem Polen-Spiel gelungen zu sein. Alle Spieler sind fit. Seine Karten in Bezug auf die zu erwartende Aufstellung wollte der Bundestrainer naturgemäß nicht auf den Tisch legen. „Wir schauen, welche Spieler am besten zu den Russen passen. Grundsätzlich kann jeder in der ersten Sieben stehen“, sagte Sigurdsson, der von einem schwierigem Spiel ausgeht - allein schon wegen der veränderten Ausgangslage. „Gestern waren wir der Underdog. Morgen stehen die Chancen 50:50. Wir müssen grundsätzlich ein gutes Paket aus Torwart, Abwehr und Tempogegenstoß stellen.“