Derbyfieber in der Domstadt
Derbyfieber in der Domstadt
Derby-Zeit: Da denkt der normale Kölner erst einmal, dass der FC am Sonntag Borussia Mönchengladbach empfängt. In der Fußball-Bundesliga. Aber dabei gibt es doch ein richtiges Stadt-Derby: In der 3. Liga West empfangen die Handballerinnen des 1. FC Köln die des SC Fortuna Köln, der verlustpunktfreie Tabellenzweite erwartet am Samstagabend in der Sporthalle der Europaschule (Raderthalgürtel 3) den einen Zähler schlechter platzierten Tabellenvierten. Anwurf wird um 19.30 Uhr sein.
Und die Rollen scheinen klar verteilt zu sein. „Ich denke schon, dass wir Favorit sind. Auf jeden Fall“, sagt FC-Trainerin Lyn Byl. „Natürlich ist der FC Favorit, weil er aus ganz anderen Möglichkeiten schöpfen kann“, meint Fortuna-Coach Jannusch Frontzek. „Aber ich denke, dass wir den FC an einem gut Tag schon ärgern können.“
Nach dem Aufstieg der Südstadtkanonen 2013 haben diese Drittliga-Derbys sogar in der Fußball-Stadt Köln Massen elekrisiert. „Da waren die Hallen pickepackevoll“, erzählt Jannusch Frontzek, der mit seinem Team am ersten Spieltag in eigener Halle mit 22:28 sowie in der Partie beim FC mit 22:31 das Nachsehen hatte. Und auch für Samstagabend rechnet Lyn Byl mit 400 Zuschauern. „Die Halle wird voll“, sagt sie, macht aber kein Hehl daraus, dass sie gerne etwas bessere Bedingungen hätte. „Wir müssen um Hallenzeiten kämpfen, wir müssen um vernünftige Verhältnisse kämpfen“, erklärt die 34-Jährige. „Es sagt doch schon einiges, dass eine Stadt wie Köln keine Handball-Mannschaft oberhalb der 3. Liga hat.“
Aber da will der 1. FC Köln doch hin. Zumal er sich mit Linkshänderin Eva Frank (28) und Kreisläuferin Maja Klingenberg (23), die beide vom Bundesligisten Vulkan-Ladies Koblenz/Weibern gekommen sind, alles andere als unprominent verstärkt hat. Der Aufstieg in die 2. Bundesliga ist also das Saisonziel? „Nein“, antwortet Lyn Byl in Höchstgeschwindigkeit. „Der Aufstieg ist nicht unser Saisonziel. Nach unserem ordentlichen vergangenen Jahr wollen wir jetzt ein bisschen besser abschneiden“, erklärt sie. 2013/14 war es Rang fünf gewesen – 13 Punkte hinter dem Meister aus Lyn Byls Geburtsstadt Wuppertal, dem TV Beyeröhde. „Ich glaube“, sagt sie, „dass in unserer Liga ein, zwei Mannschaften sind, die eher favorisiert sind.“
Müsste er sich über solche Dinge Gedanken machen, hätte Jannusch Frontzek ein Luxusproblem. Auf Platz elf hat er die vergangene Saison mit seiner Mannschaft abgeschlossen. „Das wäre okay“, betont der 34-Jährige. „Alles darüber ist unser Ziel.“ Dabei geht es ihm vor allem um den Fortschritt seines Teams, das im Derby ohne Linksaußen Zydre Zimmermann (verhindert) auskommen muss. „Auch wenn sie meine erfahrenste Spielerin ist“, sagt Jannusch Frontzek gleich, „glaube ich, dass wir das kompensieren können.“
Zurück zum Fortschritt, der bedeutet, aus den engen Spielen eine bessere Bilanz zu ziehen als noch 2013/14. „Wir waren in der vergangenen Saison einige Male nah dran“, erklärt der Fortuna-Trainer. „Jetzt wollen wir zeigen, dass wir dazugelernt haben, dass wir, wenn wir mithalten können, am Ende nicht mit leeren Händen, sondern mit einem oder zwei Punkten dastehen.“ Ob das schon im Derby gelingt? „Fortuna hat eine gute Truppe“, sagt FC-Trainer Lyn Byl. „Gerade die erste Sechs hat keine Probleme, gleichwertig zu sein.“ Danach aber gibt es Unterschiede. „Wir sind in der Breite stärker besetzt“, erklärt Lyn Byl – und erhält überhaupt keinen Widerspruch. „Der FC“, so formuliert es Jannusch Frontzek, „ist vor allem in der Breite viel besser bestückt. Wir haben zwar inzwischen auch viele Mädels auf Drittliga-Niveau. Aber der FC hat 14 Spielerinnen, und das Niveau geht nie nach unten.“
Allerdings bangt Trainerin Lyn Byl vor dem Stadt-Derby um Rückraum-Ass Penda Bönighausen, die eine Sprunggelenk-Verletzung quält. „Das wäre nicht gut, wenn sie ausfiele“, sagt Lyn Byl über die 24-Jährige, die sowohl beim 22:20 über die HSG Kleenheim als auch beim 34:27 bei der HSG Gedern-Nidda jeweils sechsmal getroffen hat.