Mit dem Kapitän geht auch die Ordnung über Bord - Vermeidbare Niederlage der SG H2KU in Rödelsee
Mit dem Kapitän geht auch die Ordnung über Bord - Vermeidbare Niederlage der SG H2KU in Rödelsee
Mit leeren Händen kehrte die SG H2Ku Herrenberg gestern von ihrer Reise beim TSV Rödelsee zurück. Dabei scheiterte der Gast beim 24:27 (13:12) im Kitzinger Sickergrund eher an sich selbst als an der Klasse des Gegners. Mit der Niederlage verpasste der Drittligist aus dem Gäu vorerst den Sprung ins Mittelfeld und muss sich wieder nach unten orientieren.
Die taktischen Hausaufgaben waren erledigt, mit entsprechendem Optimismus, nicht zuletzt durch den Heimsieg gegen den TV Hochdorf in der Vorwoche, reiste das Team von SG- Coach Nico Kiener nach Mainfranken. Nach Spielende musste Kiener jedoch konstatieren, dass die Mannschaft seine Vorgaben nicht immer umsetzen konnte.
Mit einer offensiven Manndeckung gegen Bostjan Hribar von Beginn an versuchten die Gäste, die Kreise des slowenischen Altinternationalen auf Seiten des TSV einzuengen. Dies erledigten die zwei in der Abwehr nimmermüden rackernden Ingo Krämer und Sven Maier abwechselnd recht erfolgreich in Halbzeit eins. Allerdings war auch der Gastgeber auf diese Variante eingestellt. Mit Freiwürfen seinen Torjäger in Position zu bringen, war die Antwort des TSV Rödelsee. Und dies war später für Nico Kiener einer der drei Knackpunkte im Spiel. „Genau diese Situationen haben wir unter der Woche trainiert“, so ein sichtlich enttäuschter Gästecoach auf der Pressekonferenz. So konnte Hribar immer wieder teilweise unbedrängt hochsteigen oder aber bei entsprechender Gegenwehr auf einen freien Mitspieler ablegen. Seine Strafwürfe verwandelte Bostjan Hribar fast schon selbstverständlich traumwandlerisch sicher.
Beim 5:2 (11.) für den Gastgeber schienen der SG H2Ku die Felle früh davonzuschwimmen. Doch nach der anfänglichen Angriffsflaute fand der Gäuclub allerdings immer besser gegen einen nun mehr und mehr nervöser agierenden TSV Rödelsee in die Partie. Das 6:6 nach einer Viertelstunde durch Marcel Kohler hätte eigentlich die Wende im Spiel werden können. Mehr noch, beim 10:8 lag die SG erstmals mit zwei Toren in Front. Dass dieser Vorsprung nicht verwaltet oder gar ausgebaut werden konnte, lag für Nico Kiener an Knackpunkt Nummer zwei. Zu schlecht vorbereitete Angriffsaktionen ließen die Würfe immer wieder an Rödelsees kompakter Deckung scheitern. Ein Faktum, das sich durch das gesamte Spiel ziehen sollte. Das eigene 13:12 zum Pausentee, auch einem glänzend aufgelegten Markus Eipperle im Tor zu verdanken, ließ dem Gast allerdings noch alle Möglichkeiten für Halbzeit zwei offen.
Der zweite Abschnitt brachte erst einmal für zehn Minuten ein wahres Zeitstrafenfestival in einer alles anderen als unfairen Partie. Was zuerst bei doppelter oder gar dreifacher Überzahl nach einem Vorteil für die Gäste aussah, kehrte sich rasch ins Gegenteil um. Nach gut vierzig Minuten kassierte Kapitän Christian Dürner seine dritte Zeitstrafe (Nico Kiener: „Gefühlt hat Chris drei Fouls im ganzen Spiel verursacht“). Für den Trainer der Herrenberger war das der Knackpunkt Nummer drei. Durch den Einsatz von Daniel Schliedermann in der A-Jugend Bundesliga für Echaz-Erms fiel zudem eine wichtige Alternative auf der Spielmacherposition weg. Das 18:18 zu diesem Zeitpunkt sollte zugleich der letzte Gleichstand in der Partie sein. Zwei Tore in Folge leiteten jetzt eine Schlussphase ein, in der die SG H2Ku doch erheblich die ordnende Hand und den spielerischen den Faden verlor. Ingo Krämer auf der Mitte versuchte zwar, die Fäden in der Hand zu behalten, der Linksaußen hatte sich aber zuvor in Abwehr und Angriff mit großem Kampf regelrecht aufgerieben.
Für den Gastgeber war die Schwächephase der Gäste nun aber eine willkommene Gelegenheit, ihr Torkonto und auch das eigene Selbstvertrauen zu erhöhen. Die SG probierte trotzdem Alles. Dominik Rose kümmerte sich nun um Bostjan Hribar, zudem wurde der zweite Shooter der Gastgeber, Rok Ivancic, in Manndeckung genommen und Marco Azevedo Marques kam für Eipperle zwischen die Pfosten. Indes, Erfolg brachten diese Maßnahmen alle nicht. Vor allem, weil im Angriff selbst beste Chancen nun nicht mehr genutzt wurden. Somit war das 24:27 nicht mehr abzuwenden.
Auf der anschließenden Pressekonferenz bemerkte dann auch Gastgebercoach Radovan Suchy: „Mit 24 Gegentoren verliert man kein Heimspiel“. Dieses Argument konnte auch Nico Kiener letztlich nicht widerlegen.