NHV-Trainer René Witte sieht für 2015/16 keine Übermannschaft mehr
NHV-Trainer René Witte sieht für 2015/16 keine Übermannschaft mehr
Es war für den Neusser HV ein hartes Stück Arbeit in der vergangenen Saison, um sich auch für 2015/16 den Startplatz in der Staffel West der 3. Liga zu sichern – letztlich mit vier ungeschlagenen Partien zum Finale und mit 26:34 Punkten auf Platz elf. Seine Personalplanungen hatte Trainer René Witte aber schon zu einem Zeitpunkt abgeschlossen, als die Ligazugehörigkeit längst noch nicht klar war. Und er hat nicht nur einen, er hat gleich mehrere Hochkaräter verpflichtet. Noch aber herrscht Bescheidenheit. „Wir wollen – Stand jetzt – erstmal nichts mit dem Abstieg zu tun haben und müssen dann schauen, was geht“, sagt der Coach im Gespräch mit nhv1.de.
Was der Neusser HV da verpflichtet hat, das liest sich schon verdammt gut: Torwart-Oldtimer Matthias Reckzeh, der 41-jährige ehemalige Bundesliga-Keeper, der vom Absteiger SG OSC Löwen Duisburg kommt, wird mit Mikkel Tarp Moldrup ein Riesen-Gespann bilden. Zumindest ist davon auszugehen. Und die vier neuen Feldspieler sind sozusagen ein Zweitliga-Quartett: Marcus Bouali vom TuSEM Essen sowie Heider Thomas, Bennet Johnen und Niklas Weis vom TuS Ferndorf, dem herausragenden Team der vergangenen Drittliga-Saison im Westen und Aufsteiger in die 2. Bundesliga.
Das Ferndorfer Trio nach Neuss gelockt zu haben, freut René Witte besonders. Und der 37-jährige NHV-Trainer übergießt gerade diese drei Spieler auch gleich mit Lob. „Heider kann im Rückraum variabel eingesetzt werden, und Bennet ist ein körperlich starker Kreisläufer“, sagt René Witte. „Sie sind trotz ihres jungen Alters zweitligaerfahren und werden uns nicht nur offensiv weiterhelfen, sondern bilden auch einen bärenstarken Innenblock in der Abwehr.“ Was die beiden 26-Jährigen in der vergangenen Saison nicht nur einmal eindrucksvoll bewiesen haben. „Sie bringen Größe und Masse mit, sind absolute Abwehrtiere. Wir hoffen, dass uns die beiden in der Defensive stabilisieren können“, erzählt der Neusser Coach. „Der TuS Ferndorf hatte in der vergangenen Saison nicht umsonst die beste Abwehr. Und Niklas Weis ist ein starker Halbrechter, der uns mit seiner Qualität ebenfalls sehr weiterhelfen wird.“
Ein Mann für den rechten Rückraum ist auch der 22-jährige Marcus Bouali, so dass René Witte sich quasi an einen Luxus gewöhnen muss: nämlich zwei Linkshänder für die halbrechte Position zu haben. „Die beiden haben“, vergleicht der NHV-Trainer Marcus Bouali und den zwei Jahre älteren Niklas Weis, „beide ihre Qualitäten und sind dennoch unterschiedlich, was uns um einiges flexibler macht. In den vergangenen drei Jahren haben wir ja praktisch ohne etatmäßigen Linkshänder auf halbrechts agieren müssen.“ Und das führte dazu, dass Dennis Aust – ebenfalls ein ehemaliger Ferndorfer, aber eigentlich ein Rechtsaußen – sowie Top-Torschütze und Rechtshänder Christopher Klasmann immer wieder auf der rechten Rückraum-Seite helfen mussten.
Nun, nachdem die Neusser Handballer den Klassenerhalt unter Dach und Fach gebracht haben, dürfen sie ein paar Tage und Wochen Pause genießen. Zur Vorbereitung auf die neue Saison wird René Witte seine Mannschaft ab dem 6. Juli (Montag) bitten – und dann in sehr ausgeprägter Form. „Wir werden täglich zwei Einheiten abhalten und zehn Einheiten in der Woche sind schon nicht ohne“, erklärt der NHV-Trainer. „Zudem absolvieren wir eine Reihe von Testspielen, insgesamt 15. Dabei messen wir uns mit vielen Zweit-, Dritt- und Oberligisten. Dazu zählen ein Dreier-Turnier mit den Zweitligisten TuS Ferndorf und TuSEM Essen, zwei Testspiele gegen den VfL Eintracht Hagen, ein Spiel gegen den Wilhelmshavener HV und ein viertägiges Trainingslager in Aurich. Dort werden wir dann nicht nur gegen die HSG Varel-Friesland und den OHV Aurich spielen, sondern wollen vor allem an der Feinabstimmung arbeiten.“
Und dann? „Durch die stabilere Abwehr, die wir uns erhoffen, wollen wir auch noch intensiver ins Umschalt- und Tempospiel gehen, um mehr Tore aus dem Gegenstoß zu erzielen“, sagt René Witte. „In der vergangenen Saison waren wir zeitweise dazu gezwungen, auf 3:2:1 umzustellen. Ich denke, dass wir mit den neuen Alternativen grundsätzlich eine stabilere 6:0-Abwehr spielen können. Dazu wollen wir uns aber auch eine zweite Defensivvariante aneignen. Deshalb wird die Abwehrarbeit auch in den ersten drei Wochen der Vorbereitung zu 70 Prozent im Fokus stehen.“
Einen detaillierten Blick auf die auch zahlreiche neue Konkurrenz in der 3. Liga West hat sich René Witte noch nicht verschafft. Eines ist für den Trainer des Neusser HV aber schon klar. Nämlich? „Es gibt dieses Mal keine Übermannschaft wie in den vergangenen Jahren“, sagt er. „Die Liga wird sicher sehr ausgeglichen sein. Die HSG Krefeld hat sich top verstärkt und ist sicher der Favorit auf die Meisterschaft. Dazu sind die Aufsteiger Longericher SC und TuS Volmetal erfahren und sehr stark.“ Das werden sie in Köln und Hagen sicherlich gerne hören.