DHB begrüßt Entscheidung der HBF-Vereine, Weg der Professionalisierung fortzusetzen
Foto: Kenny Beele Professionalisierung des Frauenhandballs

DHB begrüßt Entscheidung der HBF-Vereine Weg der Professionalisierung fortzusetzen

30.06.2025 | Verband

 

Mitgliederkonferenz der HBF-Vereine: Michelmann kritisiert Änderung des Play-off-Systems

 

Die Vereine der Handball Bundesliga Frauen (HBF) haben sich auf der Mitgliederkonferenz am 28. Juni darauf verständigt, die 2020 verabschiedete Weiterentwicklungsstrategie fortzusetzen. Im Vorfeld hatte es Kritik an den Hallenauflagen ab der Saison 2026/27 gegeben. Nun hat man sich auf eine verlängerte Übergangsfrist zur Umsetzung der vorgegebenen Richtlinien geeinigt. 

 

Bei einer Sache sind sich im deutschen Frauen-Handball grundsätzlich alle Beteiligten einig: Die Handball Bundesliga Frauen soll professioneller werden. Nicht nur für den Sport gilt: Für Professionalisierung braucht es Geld und für Geld braucht es Aufmerksamkeit. Auch diese logische Kette würden wohl alle unterschreiben. Handball-Influencerin Josefine Schneiders vertrat Ende Mai nach dem Titelgewinn von HB Ludwigsburg mehreren Kanälen die These: „Wenn im Frauenhandball ein Titel vergeben wird, ist das kein mediales Großereignis. Sondern bestenfalls eine Randnotiz.“ Gleichberechtigung, Sichtbarkeit, Wertschätzung – Schneiders fordert mehr Aufmerksamkeit für den Frauen-Handballsport.  

 

Genau dieses Ziel verfolgen auch die HBF und der Deutsche Handballbund (DHB). Bereits 2020 verabschiedeten die Vereine eine Professionalisierungsstrategie für den Frauenhandball. Diese wurde beim Bundestag des DHB 2021 und im Grundlagenvertrag zwischen DHB und HBF bestätigt bzw. vereinbart und umfasste verschiedene Ziele und Bereiche wie die Reduktion auf zwölf Teams in der HBF, die Wiedereinführung von Play-offs, Mindestbudgets für Bundesligisten, die Weiterentwicklung des Jugendzertifikats – und Mindeststandards für die Hallen. 

 

An den Anforderungen für die Hallen in der HBF entzündete sich in den vergangenen Wochen aber Kritik von Vereinen wie der HSG Bensheim/Auerbach Flames oder der TuS Metzingen. Ab der Saison 2026/27 müssen alle Hallen in der HBF eine beidseitige Tribüne mit mindestens fünf Reihen aufweisen, insgesamt mindestens 1500 Plätze bieten und eine LED-Werbebande vorweisen, die kamerarelevant für eine TV- beziehungsweise Stream-Übertragung platziert werden muss. Vor allem die zweite Längstribüne sorgt für Schwierigkeiten – die Vereine beklagten einen drohenden Hallenumzug. 

 

„Wir haben uns 2021 gemeinsam zu einer weiteren und nachhaltigen Professionalisierung des Frauenhandballs bekannt. Damit diese Beschlüsse einen Wert haben, müssen wir konsequent handeln – und dürfen nicht immer wieder nach Ausflüchten suchen. Da nehme ich die Vereine und insbesondere deren Kommunen in die Pflicht“, sagt DHB-Präsident Andreas Michelmann. 

 

Nun haben die HBF-Vereine eine Lösung gefunden. Die Einigung sieht hinsichtlich der Voraussetzungen der Spielhallen eine längere Übergangsfrist für die Vereine vor. Innerhalb der Frist, welche bis zum Ende der Spielzeit 2028/29 gilt, können Klubs übergangsweise in Hallen spielen, welche nur eine der beiden Kernvoraussetzungen erfüllen. So sind Spielstätten zulässig, die entweder die Vorgabe zur Mindestkapazität von 1.500 Zuschauern erfüllen, oder über zwei Längstribünen verfügen, wobei in diesem Fall eine Mindestkapazität von 1.200 Zuschauern gegeben sein muss. Diese Übergangsregelung gilt jedoch bereits nicht mehr für die Play-Off-Spiele der Saison 2027/28 und 2028/29. 

 

Ebenfalls als Teil der Einigung ist im Sinne des fairen Wettbewerbs bei der Nutzung von Hallen, die nur eine der beiden Kernvoraussetzungen erfüllen, vorgesehen, dass Kompensationszahlungen fällig werden. Diese Zahlungen kommen den Vereinen zugute, die alle Voraussetzungen mit ihren Hallen erfüllen. Schließlich tragen sie schon früher einen großen Teil dazu bei, dass die HBF sich weiter professionalisiert und Schritte in Richtung eines qualitativ hochwertigen Medienprodukts unternimmt. Ein weiterer zentraler Bestandteil der Einigung: Ab der Saison 2029/30 müssen alle Vereine alle Partien in Hallen austragen, die sämtliche Anforderungen der Weiterentwicklungsstrategie erfüllen. 

 

DHB-Vorstandsvorsitzender Mark Schober begrüßt diese Einigung. „Gut, dass die Vereine die beschlossenen Mindeststandards erneut bestätigt haben, auch wenn die Fristen zur Umsetzung etwas verlängert worden sind“, sagt er. „Wir können nicht die Gesamtentwicklung aufs Spiel setzen, weil einzelne Standorte das notwendige Tempo nicht mitgehen wollen oder können.“ 

 

Eine weitere Entscheidung der Mitgliederkonferenz: Das Play-Offs-Spielsystem in 1. Bundesliga wird fortgesetzt, allerdings gibt es Änderungen am Modus. Die Mannschaften, welche die Hauptrunde auf den Plätzen 1 bis 4 abschließen, spielen im bekannten Best-of-3-System über Halbfinale und Finale den Deutschen Meister unter sich aus. Der 5. Platz wird in einer doppelten Runde im Modus Jeder-gegen-Jeden unter den Teams ausgespielt, welche die Hauptrunde auf den Plätzen 5 bis 8 beenden. Auch die Play-Downs werden als doppelte Runde im System Jeder-gegen-Jeden ausgespielt, hier treten die Teams auf den Plätzen 9 bis 12 gegeneinander an. 

 

Diese Entscheidung kritisiert DHB-Präsident Andreas Michelmann: „Dass die HBF beschlossen hat, nach nur einem Jahr das Play-off-System wieder zu ändern - und zwar in ein kaum durchschaubares Play-off- und Runden-Modell -, halte ich für absurd und in jedem Fall für falsch. Wer ständig ändert, wie die Deutsche Meisterschaft im Frauenhandball funktioniert, verwirrt das Publikum und beschädigt das Produkt.“ 

 

Der Frauensport ist laut diverser Studien potenzielles Wachstumsfeld in europäischen Sportarten. Im Jahrzehnt des Handballs spielt der Frauen-Handball auch im DHB eine große Rolle. Die WM 2025, die EM 2032, Hands up for more, der DHB baut mit umfangreichen Investitionen Bundesstützpunkte auf. Will der Frauen-Handball wachsen und professionelle Standards, bei denen die Spielerinnen dem Beruf Profi-Sportlerin nachkommen können, müssen die Rahmenbedingungen an vielen Stellen entwickelt werden. Andernfalls ändert sich an der von vielen Spielerinnen geäußerten Kritik, dass man als Profi-Handballerin von seinem Beruf nicht richtig leben kann, nichts. Also müssen Aufmerksamkeits-Booster wie die Großturniere im eigenen Land durch weitere Schritte beim medialen Erscheinungsbild der HBF in mehr Aufmerksamkeit umgemünzt werden. Mit der Entscheidung, den Weg der Professionalisierung fortzusetzen, haben die HBF-Klubs ein Zeichen gesetzt, solche Chancen nicht verpassen zu wollen.