Ewiger Weltmeister und kreativer Ästhet
Herbert Lübking trägt sich als neunte deutsche Handball-Persönlichkeit in das Goldene Buch des DHB ein
Große Bühne für einen ewigen Weltmeister: Herbert Lübking hat sich am Donnerstagabend als neunte Handball-Persönlichkeit in das Goldene Buch des Deutschen Handballbundes eingetragen. Die Ehrung für den 84-Jährigen fand in der Halbzeitpause des Hauptrundenspiels der Frauen-Weltmeisterschaft zwischen Deutschland und Montenegro statt. „Herbert Lübking war und ist Vorbild für Generationen von Handballspielern in Deutschland“, sagt DHB-Präsident Andreas Michelmann. „Er steht dabei in gleicher Weise für sportliche Fairness, für Bescheidenheit und Bodenständigkeit, stets gepaart mit zugewandter Freundlichkeit.“
In der Laudatio für den in Dankersen, einem Ortsteil der Stadt Minden in Nordrhein-Westfalen geborenen und noch heute lebenden Lübking, heißt es: „Ohne anderen nahezutreten, können wir Herbert Lübking rückblickend als den ersten Handball-Star der 1960er Jahre in der Bundesrepublik Deutschland bezeichnen. Herbert Lübking verkörpert wie kein anderer mit seiner ästhetisch-kreativen Spielweise in der Bundesrepublik Deutschland so erfolgreich den Übergang des Handballspiels vom Feld in die Halle.“
Herbert Lübkings Handball-Karriere umfasst zahlreiche herausragende Zahlen und Rekorde, die sich – ohne Anspruch auf Vollständigkeit – nur auszugsweise darstellen lassen:
Zwischen 1962 und 1973 trug er insgesamt 139 Mal das Nationaltrikot der Auswahl des Deutschen Handballbundes (DHB) und erzielte dabei 650 Tore.
Lübking ist mit 4,7 Toren pro Spiel der bis heute der toreffektivste Nationalspieler des DHB.
Er war der erste Nationalspieler des DHB mit mehr als hundert Einsätzen. Damit ist Lübking der Gründungsvater und der Alterspräsident des Club 100 des DHB, zumal er früher zeitweilig auch der Kapitän der DHB-Nationalmannschaft war. Der Club 100 kam am Donnerstag übrigens zu einem großen Treffen zusammen.
Bei der Hallenhandball-Weltmeisterschaft 1964 in der Tschechoslowakei wurde Lübking als damals gerade 22-jähriger von den Fachjournalisten mit dem Titel „bester Handballer der Welt“ ausgezeichnet, obwohl das DHB-Team damals nur vierter wurde.
Zwei Jahre später wurde er Weltmeister auf dem Großfeld und darf diesen Weltmeistertitel-Titel bis heute, ganz genau für „immer und ewig“ tragen, denn das war damals die letzte WM draußen auf dem Spielfeld mit Fußballplatzgröße.
Herbert Lübking ist der erste deutsche Handballer, der jemals in einer Weltauswahl zum Einsatz kam; das war am 17. August 1968 in der Tschechoslowakei zusammen mit Bernd Munck.
Mit seinem Stammverein Grün-Weiß Dankersen (heute GWD Minden) wurde Lübking zweimal Deutscher Feldhandballmeister (1967 und 1970) sowie dreimal Europapokalsieger (1968 bis 1970). Für GWD warf er zwischen 1959 und 1970 insgesamt 4011 Tore. Das dürfte ein weltweiter Vereinsrekord sein. Apropos GWD: Herbert Lübking verfolgt das Handallgeschehen in seiner ostwestfälischen Heimat, aber auch national und international bis heute intensiv, sozusagen tagesaktuell und als Zuschauer regelmäßig auf der Tribüne von GWD.
In der Saison 1966/67 gehörte er zur Gründungs-Generation der damals noch zweigeteilten Hallenhandball-Bundesliga. Er warf sogar das erste Tor in dieser Hallenhandball-Bundesliga beim 18:18 gegen den PSV Hannover und er war über 40 Jahre mit 20 Treffern Rekordtorschütze der Bundesliga: Beim 39:18-Sieg von Grün-Weiß Dankersen am 11. Januar 1969 gegen Eintracht Hildesheim markierte er 20 Treffer, darunter war nur ein Siebenmeter. Dabei warf er sogar zwei Tore mehr als Hildesheim insgesamt. Übrigens: 19 Feldtore in einem Bundesligaspiel sind bis heute unerreicht.
Auch 1977 war Herbert Lübking Gründungsmitglied der eingleisigen Handball-Bundesliga, jetzt schon mit dem TuS Nettelstedt (heute TuS-N Lübbecke). Dorthin war er 1970 gewechselt, erreichte den direkten Durchmarsch von der Kreisliga und erzielte dabei 2222 Tore. Am 15. Oktober 1978 endete die Bundesliga-Karriere des Rückraum-Routiniers und torgefährlichen Spielmachers mit einem Abschiedsspiel des TuS Nettelstedt gegen eine Europa-Auswahl.
Herbert Lübking hat für seine Erfolge und Verdienste im Sport schon zahlreiche Auszeichnungen erhalten – zwei seien beispielhaft erwähnt: So wurde er bereits 1967 Ehrenbürger der Stadt Minden. Im Jahre 1978 hat er das Bundesverdienstkreuz Erster Klasse erhalten.
Nun folgt der Eintrag ins Goldene Buch des Deutschen Handballbundes. Dieses wurde als sichtbares Zeichen der Dankbarkeit und Wertschätzung für Persönlichkeiten geschaffen, die sich in außergewöhnlicher Weise um den deutschen Handball verdient gemacht haben. Eingetragen werden kann nur, wer ohne Amt in den Verbänden Spuren im Handballsport hinterlassen hat, aber nicht über die Ehrungsordnung berücksichtigt werden kann. Über die Eintragungen entscheidet das Präsidium des Deutschen Handballbundes.
Bernhard Kempa war am 6. November 2011 der Erste, der sich ins Goldene Buch eintragen durfte. Es folgten Grit Jurack, Klaus Langhoff, Günter D. Klein, Frank Steffel, Wolfgang Sommerfeld, Prof. Dr. Klaus Roth und beim DHB-Bundestag Mitte November in Dresden Wolfgang Böhme. Herbert Lübking ist die nunmehr neunte Handball-Persönlichkeit in dieser Reihe.
Prof. Dr. Detlef Kuhlmann