Historischer Handball für Westfalenhalle
Übergabe und Installierung im Rahmen der Frauen-Weltmeisterschaft
Die Dortmunder Westfalenhalle gehört zu den ältesten größten gedeckten Publikumshallen in Deutschland. Für den Deutschen Handballbund (DHB) gilt sie seit vielen Jahrzehnten als „die“ traditionsreichste Spielstätte mit zahlreichen internationalen Handball-Begegnungen der Frauen- und Männer-Nationalmannschaften sowie der Nachwuchsteams im weiblichen und männlichen Bereich des DHB.
Die Dortmunder Westfalenhalle war und ist Spielstätte unter anderem bei mehreren Handball-Weltmeisterschaften, beim Supercup für Ländermannschaften sowie bei den Endspielen um die Deutsche Meisterschaft und den Europapokalspielen mit dem VfL Gummersbach.
Die Dortmunder Westfalenhalle kann daher als der (erste) „Handballtempel“ in der über 75-jährigen Geschichte des DHB bezeichnet werden. Aus diesem Grund zeichnete der Deutsche Handballbund die Dortmunder Westfalenhalle am Donnerstag, 4. Dezember 2025, im Rahmen der XXVII. Frauen-Weltmeisterschaft mit dem sogenannten „Historischen Handball des DHB“ aus. Der DHB würdigt damit die Dortmunder Westfalenhalle als die weltweit bekannte „Kultstätte des Handballsports“ in Deutschland.
Die Übergabe des „Historischen Handballs des DHB“ wurde an diesem WM-Spieltag in der Halbzeitpause der Partie Deutschland gegen Montenegro vorgenommen. DHB-Präsident Andreas Michelmann übergab die handballhistorische Auszeichnung im Beisein der Dortmunder Stadträtin Frauke Füsers an Sabine Loos, Hauptgeschäftsführerin der Westfalenhallen GmbH. Wenig später wird der „Historische Handball des DHB“ dann für alle Handball-Fans an einem gut sichtbaren Ort im Eingangsbereich der Westfalenhalle zu sehen sein.
Diesen „Historischen Handball des DHB“ hat der DHB erst zum dritten Mal vergeben. Der DHB markiert damit wichtige Handball-Orte in Deutschland, die für die Entwicklung des Handballspiels bzw. den DHB von herausragender Bedeutung geworden sind: Der erste „Historische Handball des DHB“ wurde im Oktober 2024 am Gründungsort des DHB in der Stadthalle von Mülheim an der Ruhr aufgehängt; der zweite im September 2025 im Stadion am Zoo in Halle (Saale). Dort fand vor genau 100 Jahren das erste (Feld-) Handball-Länderspiel der Welt zwischen Deutschland und Österreich (3:6) statt.
Kleine Chronologie: Handball in der Dortmunder Westfalenhalle:
Beispielhaft und damit ohne Anspruch auf Vollständigkeit seien hier in (nicht ganz durchgängiger) zeithistorischer Chronologie einige wichtige Handball-Ereignisse in Erinnerung gerufen, die in der Dortmunder Westfalenhalle stattgefunden haben und diese Spielstätte für den Handballsport in Deutschland seit den 1950er Jahren als „Handball-Tempel“ geprägt haben:
Das erste (Männer-) Länderspiel überhaupt bzw. in der Geschichte des DHB in der Dortmunder Westfalenhalle wurde am Sonntag, dem 21. März 1954, ausgetragen und endete 5:5 gegen Schweden. Zum DHB-Team gehören Spieler, deren Namen vielen heute noch ein Begriff sind, hier unter anderem: Hein Dahlinger, Horst Käsler, Otto Maychrzak (TSV Niendorf sowie Werner Vick. Ganz nebenbei: Ein Jahr später ging das nächste Länderspiel in der Dortmunder Westfalenhalle gegen Dänemark mit 14:15 verloren. Den ersten DHB-Sieg in der Dortmunder Westfalenhalle gab es am 15. Februar 1959 mit einem 12:9 gegen Schweden.
Vom 1. bis zum 12. März 1961 wurde erstmals seit Gründung des DHB in der Bundesrepublik Deutschland eine Hallenhandball-Weltmeisterschaft der Männer ausgetragen. Die Haupt- und Endrunde um den IV. WM-Titel in der Geschichte des internationalen Männer-Handballs fanden in der Dortmunder Westfalenhalle mit dem Finale Rumänien gegen Tschechoslowakei (9:8) vor 13.000 Zuschauern statt. Die (gesamt-) deutsche Nationalmannschaft mit acht Spielern des DHB (hier unter anderem: Jürgen Hinrichs, Hinrich Schwenker und Adolf Giele) und sieben des Deutschen Handballverbandes der DDR (hier unter anderem: Hans Haberhauffe, Peter Kretzschmar, Paul Tiedemann) verlor in Essen das Spiel um Platz drei gegen Schweden mit 14:17.
Vom 7. bis zum 13. November 1965 (also vor jetzt 60 Jahren!) wurde erstmals seit Gründung des DHB in der Bundesrepublik Deutschland eine Hallenhandball-Weltmeisterschaft der Frauen ausgetragen. Die Spiele der Endrunde um den III. WM-Titel in der Geschichte des internationalen Frauen-Handballs fanden in der Dortmunder Westfalenhalle statt. Das Team des DHB mit Spielerinnen wie Christa Deparade-Harrach, Doris Holdorf-von Jutrzenka und Lydia Bauer belegte Platz drei nach einem 11:10-Sieg gegen die Tschechoslowakei nach zweimaliger Verlängerung. Das war zugleich das erste Länderspiel einer Frauen-Nationalmannschaft des DHB in der Dortmunder Westfalenhalle. Weltmeister wurde Ungarn (5:3-Sieg gegen Jugoslawien). Mit Hans Rosmanith vom TuS Eintracht Wiesbaden leitete ein deutscher Schiedsrichter das Endspiel.
Am Sonnabend, dem 25. März 1967, fand in der Dortmunder Westfalenhalle das erste Endspiel um die Deutsche Meisterschaft in der neu gegründeten zweiteiligen Bundesliga des DHB statt. Im Finale standen sich vor 8.000 Zuschauern die Sieger der Staffel Süd (TV Hochdorf) und der Staffel Nord (VfL Gummersbach) gegenüber. Erster Deutscher Meister der Hallenhandball-Bundesliga wurde in der Dortmunder Westfalenhalle der VfL Gummersbach mit einem 23:7-Sieg (Halbzeit 8:3). Für den VfL Gummersbach waren damals neben Sprungwurfspezialist Hansi Schmidt auch die beiden älteren Brüder von Heiner Brand, nämlich Klaus und Jochen Brand mit dabei. Zwei Jahre später errang der VfL ebenfalls in Dortmund den Meistertitel, diesmal vor 12.500 Zuschauern mit 21:13 gegen die SG Leutershausen.
Von 1979 bei der Premiere bis 1989 war die Dortmunder Westfalenhalle sechsmal Austragungsort der Spiele um den Super-Cup für Männer-Nationalmannschaften, den es bis 2015 alle zwei Jahre als eine Art „Mini-WM“ für die besten Top-Teams vorzugsweise aus Europa im Modus „jeder gegen jeden“ oder zunächst mit Gruppenspielen gab … siebenmal mit der DHB-Mannschaft als Sieger und damit als erfolgreichster Verband im „Medaillenspiegel“ vor der Sowjetunion bzw. Russland und Spanien.
Am Freitag, 28. April 1967, fand mit dem DHB als Ausrichter zum ersten Male ein Endspiel um den Europacup der Landesmeister im Hallenhandball der Männer in Deutschland statt: Der VfL Gummersbach besiegte hier Dukla Prag mit 17:13. Davor wurde das Finale ausschließlich in Frankreich ausgetragen (1960 und 1962 mit FA Göppingen als Sieger).
Bei der der X. Handball-Weltmeisterschaft der Männer 1982 fanden Spiele in der Gruppenphase und der Endrunde in der Dortmunder Westfalenhalle statt. Im Finale siegte hier die Sowjetunion gegen Jugoslawien nach Verlängerung mit 30:28. Die DHB-Auswahl mit Andreas Thiel, Manfred Freisler und Erhard Wunderlich sowie Vlado Stenzel als Trainer siegte im Spiel um Platz sieben gegen Spanien mit 19:15. Das Team der DDR (unter anderem mit Wieland Schmidt, Lothar Doering und Frank-Michael Wahl sowie Paul Tiedemann als Trainer) belegte Rang sechs (21:24 gegen Rumänien).
Auch 2007 war die Westfalenhalle Austragungsort der XX. Handball-Weltmeisterschaft der Männer, und zwar in der Hauptrunde und beim President’s Cup.
Die gerade stattfindende XXVII. Weltmeisterschaft der Frauen im Dezember 2025 ist damit die laufende Nummer fünf als Austragungsort einer Handball-Weltmeisterschaft in der Dortmunder Westfalenhalle.
Endspiele um die Deutsche Meisterschaft bei den Frauen hat es in der Dortmunder Westfalenhalle (bisher) nicht gegeben.
Die letzten Handball-Länderspiele in der Dortmunder Westfalenhalle fanden am 13. Juli 2024 in einer Doppelveranstaltung zur Vorbereitung auf die Olympischen Spiele 2024 in Paris mit Begegnungen der DHB-Frauen (31:36 gegen Brasilien) und der DHB-Männer (35:30 gegen Frankreich) statt.
Zusätzlich verdienen zwei ganz andere Handball-Ereignisse in unmittelbarer lokaler Nähe zur Dortmunder Westfalenhalle eine besondere Erwähnung. Sie sind ebenso „Events“ mit großer historischer Bedeutung für den internationalen Handballsport bzw. national für den DHB, „spielen“ in den Jahren 1955 und 1990 und sind seitdem ebenfalls zu einer besonderen historischen „Kultstätte“ des DHB avanciert:
DHB-Team Feldhandball-Weltmeister im Stadion Rote Erde
Das Stadion Rote Erde gegenüber der Dortmunder Westfalenhalle ist für den DHB von herausragender Bedeutung gewesen: Vom 29. Juni bis zum 10. Juli 1955 fand erstmals nach dem Zweiten Weltkrieg eine Feldhandball-Weltmeisterschaft in Deutschland mit dem DHB als Gastgeber statt. Im Finale am Sonntag, 10. Juli 1955, siegte das Team des DHB vor rund 50.000 Zuschauern im benachbarten Stadion Rote Erde mit 25:13 (11:7) gegen die Schweiz. Dieses Finale von Dortmund gilt als das beste Länderspiel, das es jemals in der Geschichte des Feldhandballs gegeben hat. Mit insgesamt 17 Nationen gab es bei dieser IV. WM eine Rekord-Beteiligung, die später nicht mehr überboten wurde. Diese Weltmeisterschaft war zugleich die erste nach dem Zweiten Weltkrieg in einer Ballsportart in Deutschland; nur im Bahnradsport hatte es schon zuvor im Sommer 1954 eine WM in Köln (Sportpark Müngersdorf) und Wuppertal (Stadion am Zoo) gegeben.
DHB-Vereinigungs-Bundestag im Goldenen Saal (Hotel Westfalenhalle)
Der Goldene Saal des Hotels Westfalenhalle im Hallenkomplex an der Dortmunder Westfalenhalle ist für den DHB von herausragender Bedeutung gewesen: Am Sonnabend, dem 8. Dezember 1990 (also vor genau 35 Jahren!), fand hier ganz in der Nähe des Willi-Daume-Hauses, dem Sitz des DHB, der 23. (Außerordentliche) Bundestag des Deutschen Handballbundes (DHB) mit Aufnahme der fünf ostdeutschen Landesverbände aus Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen statt. DHB-Präsident Jürgen Hinrichs begrüßte die Delegierten mit den Worten: „Die viel zu lange Zeit der Trennung ist vorbei, von heute an gibt es nur noch ein Wir.“ Der DHB wuchs an diesem historischen Tag von 772.289 auf 885.298 Mitglieder bzw. von 31.625 auf 36.114 aktive Mannschaften. Willi Daume, der Gründungs-Präsident des DHB, hielt als DHB-Ehrenpräsident und amtierender Präsident des Nationalen Olympischen Komitees (NOK) für Deutschland, die Laudatio auf den neuen DHB und sah da schon eine „große Zeit für den deutschen Handball“ kommen, weil der DHB jener Fachverband sein würde, „der am meisten von der sportlichen Vereinigung profitiert“
Text: Prof. Dr. Detlef Kuhlmann, Beauftragter für Handball-Geschichte des DHB