Intensiver Erfahrungsaustauscg bei der Schiedsrichterinnen-Weiterbildung in Dortmund
Intensiver Erfahrungsaustauscg bei der Schiedsrichterinnen-Weiterbildung in Dortmund. - Foto: Marco Wolf

Was sind die Besonderheiten für weibliche Referees? Intensiver Erfahrungsaustausch bei Schiedsrichterinnen-Workshops

12.12.2025 | Verband

 

Mit der Handball-WM der Frauen in Deutschland und den Niederlanden wurde die Kampagne Hands up for more ins Leben gerufen, schnell wurde aus der Kampagne eine sportartübergreifende Bewegung für mehr Gleichberechtigung, Sichtbarkeit und Aufmerksamkeit für den Frauen-Handball und den Frauen-Sport allgemein. Rund um diese Bewegung wurden viele Maßnahmen ergriffen und Diskussionen angestoßen. Besonders aufmerksamkeitswirksam waren Maßnahmen rund um die Nationalmannschaft wie die Anhebung der Titelprämie für die DHB-Spielerinnen. Doch Hands up for more geht viel weiter.

Denn die Bewegung wird in alle Bereiche des Frauen-Handballs getragen. Auf die Platte zu den Nationalspielerinnen, aber auch zur Basis. In die Führungsgremien wie das DHB-Präsidium. Und natürlich auch in das Schiedsrichterwesen. Dafür hat der Deutsche Handballbund im Rahmen der WM 2025 eine besondere Aktion ins Leben gerufen: Kostenlose Schiedsrichterinnen-Weiterbildungen an allen deutschen WM-Standorten. 

„Wir haben darüber gesprochen, welche Fähigkeiten durch das Pfeifen automatisch wachsen: Entscheidungen unter Druck treffen, Konflikte sauber lösen, Führung übernehmen, kommunizieren und im Team funktionieren. Alles Dinge, die man nicht nur in der Halle braucht, sondern auch im Alltag oder Beruf“, sagt Jutta Ehrmann, Leiterin Schiedsrichterwesen beim DHB. Dafür gab es in Trier einen und in Stuttgart und Dortmund jeweils zwei Workshops für Schiedsrichterinnen. Zentrales Ziel dabei: Die Persönlichkeitsentwicklung. Aber auch die Vernetzung der Schiedsrichterinnen sollte unterstützt werden. 255 Schiedsrichterinnen nahmen insgesamt dieses Angebot an. 

Schiedsrichterinnen-Weiterbildung bei WM 2025: Welche Besonderheiten gibt es für weibliche Referees?

Die interaktiven Workshops wurden von erfahrenen Schiedsrichterinnen und Schiedsrichtern geleitet. In Stuttgart führten die internationalen Top-Referees Tanja Kuttler und Maike Merz gemeinsam mit Lehrstabsmitglied Jürgen Rieber an beiden Tagen durch das Programm, in Trier der DHB-Elite-Schiedsrichter Jonas Konrad. Und in Dortmund an beiden Tagen Jonas Konrad gemeinsam mit den internationalen deutschen Schiedsrichterinnen Rosana Sug und Sophia Janz. Unterstützt wurde das Team von Christian Hannes, der nach seiner internationalen Karriere an der Pfeife inzwischen in die Entwicklungsarbeit im DHB-Schiedsrichterwesen involviert ist. 

Inhaltlich ging es um die Besonderheiten, denen Schiedsrichterinnen aufgrund ihres Geschlechts ausgesetzt sind. „Unsere Referenten haben Situationen aus der Praxis durchgespielt – auch die unangenehmen“, erklärt Jutta Ehrmann. „Zum Beispiel, wie man darauf reagiert, wenn ein Trainer einen abwertet, weil man eine Frau ist. Welche Wirkung Körpersprache hat. Wie man klar bleibt, ohne den Respekt zu verlieren.“ 

Das Feedback der Teilnehmerinnen war sehr positiv, viele brachten sich mit konkreten Fragen und vor allem Erfahrungen ein. Die geschilderten Probleme ähneln sich häufig. Ein Beispiel: Man traue weiblichen Referees intensive Spiele nicht so zu. Das äußert sich beispielsweise darin, dass Schiedsrichterinnen extra gefragt werden, ob sie wirklich in einen höheren Schiedsrichter-Kader aufsteigen wollen. Man könne ja wieder absteigen, dem müsse man auch gewachsen sein. Männliche Schiedsrichter bekommen solche Fragen deutlich seltener gestellt. 

Es sind dieselben Probleme, mit den Frauen und Mädchen in allen anderen Bereichen des Lebens auch zu kämpfen haben. Darum will der DHB die Bewegung Hands up for more in alle Bereiche des Handballs tragen und Schiedsrichterinnen besondere Angebote machen, wie zum Beispiel diese Aktion: Alle aktiven und neuen Schiedsrichterinnen in Deutschland konnten einen WM-Spieltag kostenlos besuchen. Der DHB will damit mehr Frauen und Mädchen für das Schiedsrichterwesen begeistern. Rund 23 Prozent der Schiedsrichter in Deutschland sind weiblich. Auch an dieser Stelle soll Hands up for more etwas bewegen.