Ein besonderes Treffen zum 50-jährigen Jubiläum. - Foto: privat
Ein besonderes Treffen zum 50-jährigen Jubiläum. - Foto: privat

Begeistert vom dynamischen Spiel ihrer Erbinnen

18.12.2025 | Verband

 

Sie wurden vor 50 Jahren Handball-Weltmeisterinnen: Wiedersehen in Osterburg 

Am Sonntag, 14. Dezember, ist die deutsche Frauen-Nationalmannschaft zum ersten Mal in der Geschichte des internationalen Handballs Vize-Weltmeister geworden – ganz Handball-Deutschland hat mitgefiebert. Bei einem Sieg gegen Norwegen wäre es bereits der fünfte Titelgewinn einer deutschen Frauen-Mannschaft gewesen. Den ersten deutschen WM-Titel errang übrigens das DDR-Team am 19. Dezember 1971 in Arnheim (Niederlande) nach einem 11:8-Sieg gegen Jugoslawien; das DHB-Team wurde damals fünfte nach einem 13:9 gegen Dänemark.  

Den Vize-Weltmeisterinnen fest die Daumen gedrückt haben insbesondere jene „älteren Damen“, die vor genau 50 Jahren in Kiew (heute Ukraine, damals Sowjetunion) mit dem Team des Deutschen Handballverbandes (DHV) der DDR Weltmeisterinnen wurden. Aus diesem Anlass gab es jetzt während der Handball-WM in Deutschland und den Niederlanden ein dreitägiges Wiedersehen in der Sportschule des Landessportbundes Sachsen-Anhalt in Osterburg (Altmark). 

Organisiert hatte das Wiedersehenstreffen die 75er-Weltmeisterin Roswitha Krause, als Diplom-Sportlehrerin im Hauptberuf einst Sport-Dozentin an der Humboldt-Universität zu Berlin: „Alle waren begeistert, sich wiederzusehen, wir haben auch viel gefachsimpelt über die Entwicklung des Handballs allgemein und waren begeistert vom dynamischen Spiel des DHB-Teams“, berichtet die 76-jährige einstige Rückraumspielerin Roswitha Krause, die zuerst 1968 in Mexiko mit der DDR-Schwimmstaffel olympisches Silber und danach 1976 in Montreal mit dem Handball-Team der DDR Silber und vier Jahre später in Moskau Bronze errang. 

Die 6. Handball-Weltmeisterschaft der Frauen im Dezember 1975 vor genau 50 Jahren war (nur) mit zwölf Nationalmannschaften besetzt. Ein Finale wie jetzt in Rotterdam zwischen Deutschland und Norwegen (23:20) sah der Spielmodus damals noch gar nicht vor. Das DDR-Team hatte die Vorrunde ohne Niederlage überstanden, nur die Partie gegen die Sowjetunion mit Spielerinnen ausschließlich von Spartak Kiew endete 10:10; der Punktgewinn wurde mitgenommen. In der Hauptrunde gab es dann Siege gegen Ungarn (10:9), Jugoslawien (13:12), Rumänien (10:7) und gegen die Tschechoslowakei (17:11) vor bis zu 10.000 Zuschauern, während die Sowjetunion überraschend gegen Ungarn 10:12 unterlag. So kam das DDR-Team vor 50 Jahren ungeschlagen zum Titelgewinn. 

Zu den Weltmeisterinnen von 1975 gesellten sich jetzt beim Treffen in Osterburg noch vier Spielerinnen aus dem WM-Team von 1971 und eine Spielerin aus dem Olympiateam von 1976 (auf dem Foto von oben links): Eva Paskuy, Evelyn Seide (Matz bzw. Hübscher), Hanneloren Kühnert (Burosch), Kristina Richter (Hochmuth), Roswitha Krause, Barbara Helbig, Ursula Putzier, untere Reihe von links: Gabi Badorek, Edeltraud Wendorf (Rothe), Christiana Voss, Christine Gehlhoff, Karin Jänicke (Siermann) und Renate Breuer. 

Kleiner Nachtrag: Das DHB-Team mit Bundestrainer Werner Vick (1920-2020) hatte sich für die Weltmeisterschaft 1975 nicht qualifiziert: Gegen Rumänien gab es in zwei Ausscheidungsspielen eine 11:16-Niederlage und danach ein 15:15-Remis, während das Team der DDR mit Trainer Peter Kretzschmar (1932-2018) die beiden Qualifikationsspiele gegen Bulgarien mit 20:12 und 20:10 deutlich gewonnen hatte. 

Prof. Dr. Detlef Kuhlmann