Aus der 3. Liga aufs internationale Parkett
Schiedsrichterkolleginnen Pelin Odabas und Lynn van Os

Aus der 3. Liga aufs internationale Parkett

20.08.2025 | Schiedsrichter

 

EHF Young Referee Project: Internationale Erfahrungen als Sprungbrett

 

Während ihre Schiedsrichterkolleg*innen aus dem Nachwuchskader im Juli noch die letzten Züge ihrer Sommerpause genießen konnten, waren Pelin Odabas und Lynn van Os bereits wieder im Einsatz. Beim European Youth Olympic Festival (EYOF) in der Republik Nordmazedonien leiteten die Berlinerinnen, die seit 2023 Mitglied im Young Referee Project der EHF sind, fünf Spiele in sechs Tagen. 

„Das war ein tolles Erlebnis“, berichtet van Os. „Ein Highlight“, sagt auch Odabas. „Wir können so viel von den internationalen Maßnahmen des Young Referee Projects mitnehmen, weil du innerhalb weniger Tage unglaublich viel pfeifst, analysierst und dich mit anderen austauschst. Der Input ist einfach nice.“  

Es sei „wie ein Trainingslager für Schiedsrichter“, fasst van Os zusammen. Neben den eigenen Ansetzungen beobachten die Schiedsrichter-Teams gegenseitig die Spiele, schneiden Videoszenen und tauschen sich untereinander aus. Hinzu kommt ein neutraler, erfahrener Schiedsrichter-Coach, der ebenfalls Feedback und Input gibt. „Davon kann man unheimlich viel mitnehmen“, sagt Odabas. „Jeder internationaler Einsatz bringt uns weiter, was uns natürlich auch für die nationalen Ansetzungen weiterhilft.“ 

So sieht es auch Jutta Ehrmann. „Das Young Referee Project ist ein zusätzlicher Baustein in der Ausbildung von Talenten“, sagt die Leiterin Schiedsrichterwesen im Deutschen Handballbund. „Sie können neue Einblicke und erste Auslandserfahrung sammeln und das nutzen, um an ihren nationalen Zielen zu arbeiten.“ 

 

„So viel wie möglich mitnehmen“  

 

Als Odabas/van Os im vergangenen Jahr in Bosnien das erste Mal bei einer internationalen Maßnahme dabei waren, waren sie gerade aus der 3. Liga in den Nachwuchskader aufgestiegen und hatten noch keine Bundesligaerfahrung. Bei der Vorstellungsrunde lernten sie die anderen Teams kennen, die alle bereits in der 1. oder 2. Liga ihrer Heimatländer unterwegs waren.  

„Das war natürlich erst einmal ein bisschen komisch, aber als am nächsten Tag auf das Spielfeld ging, haben wir gesehen, dass wir mit dem Niveau mithalten können“, berichtet van Os. „Die gute Basis aus dem Deutschen Handballbund hilft uns. Die deutschen Ligen sind so stark, dass wir einfach aus einem guten Wettbewerb kommen.“  

Neben Odabas/van Os stellt der Deutsche Handballbund in Leon und Nico Bärmann (Elite-Anschlusskader) sowie Janica und Kim Büschgens (Nachwuchskader) zwei weitere Gespanne für das Young Referee Project. „Die Maßnahmen dienen unserer Entwicklung“, beschreibt Odabas.  

Eine Garantie, mittelfristig den Schritt in den offiziellen EHF-Kader zu machen, ist die Teilnahme nicht. „Es ist kein Automatismus, dass man internationaler Schiedsrichter wird, wenn man im Young Referee Project gepfiffen hat“, betont Ehrmann. „Es könnte ein Türöffner sein, aber damit dieser Weg gelingt, muss alles passen“, weiß auch van Os. „Wir wollen jetzt einfach erst einmal so viel wie möglich mitnehmen.“ 

Dazu gehören nicht nur die Erfahrungen auf dem Feld, sondern auch der Austausch abseits des Handballs mit den internationalen Kolleg*innen „Das ist super interessant und einfach schön“, sagt van Os. „Man verbringt viel Zeit mit den anderen Schiedsrichter-Teams und versucht, auch etwas von der Stadt zu sehen. Wenn ‚Locals‘ dabei sind, bekommt man auch den ein oder anderen Eindruck.“  

Beim Berliner Sparkasse Cup 2025, dem Vorbereitungsturnier der Füchse Berlin am 30. und 31.08.2025, in dessen Rahmen eine Maßnahme des Young Referee Projects stattfindet, werden die Berlinerinnen Odabas/van Os diese Rolle übernehmen. Sie freuen sich bereits auf das Wochenende, denn jede Erfahrung hilft ihnen weiter. „Wir sind stolz darauf, dass wir im EHF Young Referee Project sein dürfen, das ist nicht alltäglich“, betonen sie unisono und Odabas ergänzt mit einem Grinsen: „Das macht schon Bock.“ 

 

„Jeder neue Schiedsrichter ist ein Gewinn.“ 

 

Dass nicht jede/r Handballer*in ihre Leidenschaft für das Pfeifen nachvollziehen kann, wissen die beiden Schiedsrichterinnen - ebenso, wie sie um das Nachwuchsproblem wissen. In vielen Landesverbänden fehlen Schiedsrichter*innen, die gerade an der Basis zur Pfeife greifen; viele neu ausgebildete Unparteiische hören schnell wieder auf.  

Mit Aktionen wie der kostenfreien Ausbildung weiblicher Schiedsrichterinnen will der Deutsche Handballbund im Rahmen der Kampagne „Hands Up for more“ auch für das Schiedsrichterwesen werben. „Jeder Schiedsrichter - egal, welchen Geschlechts - ist ein Gewinn für den Handball“, sagt van Os. „Wir freuen uns natürlich über jedes Mädchen, das zur Pfeife greifen will.“  

Dass das Schiedsrichterwesen bei „