Zwei Frauen, frischer Wind und unterschiedliche Themen
Die neuen DHB-Präsidiumsmitglieder Jennifer Kettemann und Josefina Gorka im Doppel-Interview
Zwei Frauen, zwei Wege, zwei Wahlen, ein Ziel: den deutschen Handball weiter nach vorn bringen. Seit Sonntag sind Jennifer Kettemann (43) und Josefine Gorka (27) neue Mitglieder im Präsidium des Deutschen Handballbunds, mit starken Mehrheiten gewählt beim DHB-Bundestag in Dresden.
Josefine Gorka wurde im Juli beim Bundesjugendtag in Hamburg zur Vorsitzenden der DHB-Jugendkommission gewählt – und ist damit Nachfolgerin von Georg Clarke, der dieses Amt 17 Jahre innehatte. Die Berlinerin wurde erst Jugendsprecherin des HV Berlin, bekleidete dieses Amt von 2015 bis 2021. Parallel war Gorka von 2019 und bis 2023 Jugendsprecherin beim DHB – und war zudem bis zu ihrer Wahl im Juli 2025 stellvertretende Vorsitzende der Jugendkommission.
Die studierte Betriebswirtin Jennifer Kettemann ist seit 2021 Mitglied im HBL-Präsidium und war von 2016 bis 2024 Geschäftsführerin der Rhein-Neckar Löwen gewesen. Unter Kettemanns Leitung wurden die Löwen je zweimal Meister und Pokalsieger und dreimal Super-Cup-Sieger.
Im DHB-Interview äußern sich die beiden neuen Präsidiumsmitglieder zu ihren Aufgaben, Zielen und Ambitionen.
Herzlichen Glückwunsch zur Wahl ins DHB-Präsidium. Wie viel Stolz, wie viel Freude spüren Sie, künftig in diesem Gremium mitzuarbeiten?
Jennifer Kettemann: Ich freue mich sehr auf die neue Aufgabe. Ich glaube, ich kann da ein bisschen frischen Wind reinbringen in das Gremium, und darauf freue ich mich.
Josefine Gorka: Es ist ein tolles Gefühl, mit 27 Jahren ins DHB-Präsidium gewählt zu werden. Wenn man sieht, wie sich der DHB in den vergangenen Jahren entwickelt hat, und dass vom DHB und von den Verbänden das Vertrauen da ist, um junge Leute in Gremien zu wählen. Ich freue mich, dass der Zuspruch da ist und ich das Vertrauen der Delegierten bekam.
Frau Kettemann, Sie haben ja neben der Erfahrung als Geschäftsführerin bei den Rhein-Neckar-Löwen auch das Ehrenamt als HBL-Vorstandsmitglied. Wie wichtig ist es, dass Sie auch schon mal in so einer Gremienarbeit vorher drin waren, jetzt bei der Handball-Bundesliga?
Jennifer Kettemann: Da bin ich damals auch schnell reingewachsen und das hat mir Spaß gemacht. Ich glaube, es ist wichtig, dass gerade bei den Themen, auf die ich den Fokus habe – Digitalisierung, Marketing, Sponsoring – dass wir da im Handball einfach zukunftsfähig bleiben und werden. Das sind die Themen, die ich im DHB-Präsidium antreiben möchte.
Der DHB-Bundestag hat unter anderem mit großer Mehrheit für das Projekt Handball360 gestimmt, die neue, einheitliche Verbands-Software. Zudem wurde der neue Verbands-Instagram-Kanal präsentiert. Sind das auch die Projekte, an denen Sie künftig mitarbeiten möchten?
Jennifer Kettemann: Ja, besonders das erste Projekt, also ich finde, Handball 360 ist ein großer Meilenstein, ein sehr wichtiges Thema, das der DHB-Bundestag mit einer großen Mehrheit auf den Weg gebracht hat. Genau in diesem Punkt müssen wir weiter ansetzen und weiter vorankommen.
Welche Themen stehen auf Ihrer Agena ganz oben, Frau Gorka?
Josefine Gorka: Grundsätzlich alles, was die Engagement-Förderung betrifft, aber auch Themen aus dem Alltag der Vereine und der jungen Leute. Da geht es vor allem darum, Menschen wahrzunehmen, die sich engagieren und auch etwas verändern zu wollen, und diese dann auch von Seiten des DHB zu unterstützen.
Wenn man sich das neue DHB-Präsidium anschaut, sind nun insgesamt vier Frauen dabei, was viele als Meilenstein bezeichnen. Wie groß ist auch Ihre Vorfreude, als eine von diesen vier Frauen dabei zu sein?
Jennifer Kettemann: Sehr groß, aber in erster Linie ist es wichtig, dass da Kompetenz drin ist, egal welches Geschlecht der- oder diejenige hat. Aber: Es ist wissenschaftlich ja belegt, dass diverse Gruppen bessere Entscheidungen fällen.
Josefine Gorka: Ich denke, wir beide bringen frischen Wind ins DHB-Präsidium. Junge Leute und gerade ehemalige Jugendsprecher sehen Themen aus einem ganz anderen Blickwinkel und beurteilen diese auch anders, weil sie einfach noch näher an den Vereinen und an der Basis dran sind. Daher glaube ich, dass viel frischer Wind reinkommt.
Sie haben die Themen angesprochen, was sind aber Ihre Ziele, die Sie in den nächsten vier Jahren erreichen wollen, Frau Kettemann?
Jennifer Kettemann: Also auf jeden Fall, dass wir das Thema Digitalisierung vorangetrieben haben, dass wir das Projekt Handball360 erfolgreich umgesetzt haben und den Ehrenamtlichen damit auch helfen, mehr Zeit für andere Dinge zu haben. Und dass wir dadurch viel effizienter werden.
Was ist der Unterschied einer hauptamtlichen Geschäftsführerstelle bei einem Handball-Bundesligisten zu einer ehrenamtlichen Präsidiumsmitgliedschaft beim DHB?
Jennifer Kettemann: Ich habe die Hoffnung, dass es schon ein bisschen entspannter ist. Dass nicht das ganze Leben und die ganze Laune vom nächsten Spiel abhängt. Es ein Ehrenamt, deswegen ist es eigentlich nicht zu vergleichen. Aber auch dieses Amt hat die Emotionalität des Sports, man ist nah dran am Sport. Man kann mitarbeiten, mitgestalten und etwas bewegen – das empfinde ich als eine große Ehre.
Frau Gorka, gleich geht es in Ihre erste Präsidiumssitzung, wie fühlen Sie sich?
Josefine Gorka: Ein bisschen Nervosität, aber viel Vorfreude. Ich hatte das Glück, vorher bei einer Präsidiumssitzung teilzunehmen, da weiß ich ungefähr, was auf mich zukommt. Ich freue mich einfach.