Ein Forschungsteam der TU München forschte bei WM-Spielen in Stuttgart
Ein Forschungsteam der TU München forschte bei WM-Spielen in Stuttgart. - Foto: TU München

Was denken Kinder und Jugendliche über den Handball? Spannende Forschungsprojekte rund um die WM 2025

20.12.2025 | Verband

 

Wenn bei einer Weltmeisterschaft die Handball-Welt zusammenkommt, dann ist das immer auch ein bisschen eine Messe, auf der die aktuellen Entwicklungen der Sportart begutachtet werden. Welches Abwehrsystem spielen die Top-Nationen bevorzugt? Wie viele Spezialistenwechsel kann man sich gegen das Tempospiel erlauben? Zwei Kreisläuferinnen oder vier Rückraumspielerinnen? Doch abseits des Spielfeldes ermöglicht eine Weltmeisterschaft auch ganz andere Einblicke in den Handball. 

Rund um die Weltmeisterschaft 2025 haben sich drei Forscherteams der Pädagogischen Hochschule (PH) Weingarten, der Deutschen Sporthochschule (Spoho) Köln und der Technischen Universität (TU) München mit der Beziehung von Kindern und Jugendlichen zum Handball beziehungsweise zu Sportevents beschäftigt. Die PH Weingarten und die Spoho Köln widmeten sich der Forschungsfrage: Was motiviert Kinder und Jugendliche zum Sporttreiben und welches Image hat Handball bei ihnen?

Dieses Forschungsprojekt mit dem Titel Motiv-Image-Passung im Handball (MIPHa) wird vom Bundesinstitut für Sportwissenschaft (BISp) gefördert. Die TU München ging in einer qualitativen Untersuchung der folgenden Frage nach: Vom Zuschauen zum Mitspielen – Wie erleben Jugendliche internationale Großveranstaltungen? 

Alle Forschungsteams setzten dabei auf die Methode der Befragungen. Die Teams aus Köln und Weingarten führten am Vorrundenstandort Stuttgart und in Dortmund, wo Deutschland seine Hauptrundenspiele austrug, Interviews und schriftliche Befragungen bei Mädchen und Jungen im Alter von 6-13 Jahren bzw. 14-20 Jahren durch. Für das Münchner Team waren die Zielgruppe Jugendliche im Alter von 12 bis 17 Jahren, die eine internationale Handball-Großveranstaltung besuchen. Deswegen wurde nicht nur bei der Frauen-WM in Stuttgart erhoben, sondern auch beim Testspiel der Männer-Nationalmannschaft am 2. November im SAP Garden in München. 

Beim MIPHa-Projekt der PH Weingarten und der Spoho Köln geht es um das generelle Image des Handballsports bei Kindern und Jugendlichen. „Wir wollen die Mechanismen der Sportvereinspartizipation aus der Perspektive der Sportart Handball analysieren“, erklärt Prof. Dr. Stefan König aus der Projektleitung. „Die Ergebnisse sollen helfen, einem Rückgang der Mitglieder- und Mannschaftszahlen entgegenzuwirken.“ Denn zwischen dem WM-Gewinn der DHB-Männer 2007 und der Handball-EM 2022 gingen die Zahlen im deutschen Handball zurück, erst seit drei Jahren steigen sie wieder leicht an.

„Wir wollen solche Trends verstehen und für die Mitgliedergewinnung und Mitgliederbindung des Deutschen Handballbundes Handlungsempfehlungen ableiten“, so König. Dafür führte die Forschungsgruppe Interviews und schriftliche Befragungen bei Jungen und Mädchen durch, die aktuell Handball spielen, aufgehört haben oder noch nie im Verein aktiv waren. 

„Durch unser Projekt wollen wir herausfinden, wie der Besuch eines Handballspiels Jugendliche beeinflusst“, erklärt Dr. Joachim Bachner, der an der TU München an der Professur für Sport- und Gesundheitsdidaktik arbeitet. „Mit welchen Erwartungen kommen sie in die Arena? Wie nehmen sie Länderspiele wahr? Verändert sich durch das Eventerlebnis ihre Sichtweise auf den Handballsport? Dafür haben wir Leitfadeninterviews direkt vor Ort in der Halle durchgeführt – mit jeder Person einmal vor und einmal nach dem Spiel.“

Anschließend wertet das Forschungsteam die Antworten aus, um das subjektive Erlebnis von Länderspielen zu erfassen. Der Mehrwert: Mit diesen Ergebnissen sollen Handball-Großveranstaltungen künftig noch attraktiver und zielgruppengerechter gestaltet werden 

Die Ergebnisse dieser beiden Forschungsprojekte werden die Arbeit der DHB-Mitgliederentwicklung positiv beeinflussen. Denn sie liefern entscheidende Kenntnisse darüber, wie Kinder und Jugendliche Handball-Großveranstaltungen wahrnehmen und wie sie den Handballsport allgemein wahrnehmen. Der DHB will Kinder und Jugendliche für den Handball begeistern, dafür ist es wichtig, wie diese Zielgruppe über diesen Sport denkt. Events müssen die junge Zielgruppe ansprechen, damit Kinder und Jugendliche sich dort unterhalten fühlen. Der Handball muss für junge Menschen attraktiv sein und in deren Erlebniswelt passen. Die beiden Forschungsprojekte haben einen Beitrag geleistet, diese Erlebniswelt zu erfassen.