Kapitän Johannes Golla. -Foto: Marco Wolf
Kapitän Johannes Golla. -Foto: Marco Wolf

Golla: „Wir müssen schnell in den Flow kommen“

31.12.2025 | Männer

 

Der DHB-Kapitän geht mit Optimismus, aber auch Respekt in die Vorbereitung zur EHF EURO 2026 

Mit 370 Länderspieltoren ist Johannes Golla der erfolgreichste Werfer des DHB-Kaders für die EHF EURO 2026, mit 106 Länderspielen der dritterfahrenste Spieler hinter Andreas Wolff (185) und Jannik Kohlbacher (125). Der Kreisläufer und DHB-Kapitän bestreitet im Januar seine vierte Europameisterschaft seit 2020. Bei seinem zweiten EM-Turnier 2022 war Golla bester deutscher Werfer und stand im Allstar-Team, vor zwei Jahren erreichte er bei der Heim-WM das Halbfinale und wurde wenige Monate später Olympiazweiter. 

Nun wartet auf „Käpt’n Golla“ und sein Team in Herning bereits in der Vorrunde mit Partien gegen Österreich (15. Januar), Serbien (17. Januar) und Spanien (19. Januar, alle 20.30 Uhr) eine Hammer-Aufgabe. „Bei einer EM musst du von der ersten Minute des Turniers voll da sein. Europameisterschaften sind generell am besten besetzt, da gibt es keine Mannschaft, von der man sagen kann, die schlägst du im Vorbeigehen, da kannst du deine Kräfte schonen. Man braucht immer Vollgas – und dieses Mal umso mehr“, sagt der 28-Jährige, der auch Kapitän bei der SG Flensburg-Handewitt ist. 

Denn die Kontrahenten seien vor allem mit Blick auf die Hauptrunde alles andere als leicht: „Es sind drei Gegner, die bei einer guten Leistung jeder Mannschaft gefährlich werden können, auch uns. Ich bin aber optimistisch, weil wir von Anfang an wissen, um was es geht, weil es schon nach dem ersten oder zweiten Spiel eine Ausgangslage geben kann, die man am Ende nicht mehr reparieren kann. Ähnlich wie bei Olympia, als wir gegen Schweden siegreich starteten, nehmen wir uns auch jetzt vor, mit einer guten Leistung ins Turnier zu starten und dann in den Flow zu kommen.“ 

Am 4. Januar beginnt für Golla und sein Team die finale EM-Vorbereitung im Hannover, Höhepunkte sind die beiden Tests gegen Kroatien am 8. Januar (20.30 Uhr) in Zagreb und am 11. Januar (18.05 Uhr) in Hannover. Die Bedeutung dieser Partien ist für den Kreisläufer extrem wichtig: „Es ist sehr, sehr wertvoll, gegen Top-Nationen wie zuletzt gegen Island und nun gegen Kroatien zu spielen, weil man dann das aufgezeigt bekommt, was nicht so gut läuft und woran man arbeiten muss. Gegen Island war das erste Spiel sehr positiv, das zweite nicht mehr so sehr. Kroatien ist so ein bisschen unser Angstgegner, mit dem wir uns in den letzten Jahren schwertun. Wir haben einige Spiele in verschiedenen Wettbewerben verloren, deswegen ist es super, dass wir solche Härtetests dann vor dem Turnier haben, um zu wissen, wie es um uns steht.“ 

Dass sein Team bei der EHF EURO 2026 die gleichen Schauplätze hat wie bei der WM 2025, sieht Golla mit gemischten Gefühlen: „Es ist ein bisschen komisch, zwei Jahre in Folge im gleichen Hotel wie im Vorjahr zu sein und in der gleichen Halle zu spielen, weil man natürlich schon die Hoffnung hat, dass mehr Länder große Turniere ausrichten. Auf der anderen Seite wissen wir, was kommt. Wir waren gut untergebracht und wissen, dass Dänemark ein Handballland ist, auf das wir uns freuen. Wir haben eine machbare Anreise, deswegen überwiegen bei mir eher die positiven Gefühle.“ 

Seitdem Golla an seinem 25. Geburtstag am 5. November 2021 gegen Portugal in Luxemburg – wenige Monate nach Olympia in Tokio – jüngster DHB-Kapitän aller Zeiten wurde, hat sich viel in der Mannschaft geändert. Viele junge Spieler, darunter zahlreiche U21-Weltmeister von 2023, kamen dazu, das Team wurde erheblich verjüngt. Für Golla der absolut richtige Schritt: „Die vielen jungen Spieler, die in den vergangenen zwei Jahren bei uns debütierten, sprechen für die Breite im deutschen Handball und zeigen, wie viele gute Spieler wir haben. In einem Nationalteam gibt es einen anderen Konkurrenzkampf als im Verein, weil es um die Kaderplätze geht. Es geht erstmal um Leistung im Verein. Wir haben ein festes Gerüst im Kader, das macht uns als Mannschaft stark. Jeder neue Spieler bringt natürlich Impulse ein, sportlich und menschlich. Daher lebt eine Gruppe von frischem Blut und viel Vorfreude auf die Nationalmannschaft. Trotzdem ist eine gewisse Konstanz wichtig, damit wir an Dingen weiterarbeiten können.“ 

Und alle diese Talente wurde problemlos integriert, findet Golla: „Wir sind eine sehr, sehr offene Mannschaft, in die man gut reinfinden kann. Von den jungen Spielern sind viele Junioren-Weltmeister von 2023. Es war also keiner, der alleine integriert werden musste, sondern es kam eine große Gruppe, die sich untereinander schon gut kannte und gefestigt ist - das macht es natürlich dann auch leichter. Alles in allem sind es gute Jungs und ich glaube, wir sind eine Mannschaft, mit der man gut arbeiten kann.“ 

Mit diesem frischen Blut hofft Golla auf eine erfolgreiche EM – auch schon mit Blick auf die Heim-WM 2027 – auch wenn die Trauben dieses Mal extrem hoch hängen: „Wenn man den Vorverkauf sieht, müssen wir keine große Werbung mehr für Heim-WM machen. Die Euphorie ist jetzt schon da. Da können wir uns zum Glück auf unsere Zuschauer verlassen und wissen, dass es etwas ganz Besonderes wird. Aber: Für uns als Mannschaft ist es extrem wichtig, dass wir mit einem guten Gefühl aus der EM gehen. Ein solches Turnier ist natürlich keine Generalprobe, weil es eine Europameisterschaft ist, trotzdem wollen wir natürlich mit einem besseren Gefühl abreisen als vor einem Jahr von der WM. Deswegen sehe ich die EM schon als extrem wichtig an, weil wir mit dieser Gruppe jetzt wieder ein Jahr länger zusammen sind, weil wir noch gefestigter sind, weil wir Spieler dabeihaben, die extrem gut reinpassen. Und deswegen wollen wir natürlich das nicht nur als Vorbereitung sehen, sondern auch einfach als wichtigen Schritt auf dem Weg Richtung Heim-WM.“ 

(BP)